Bei den vier bekannten Motorrad-Herstellern aus Fernost - Honda, Kawasaki, Yamaha und Suzuki - haben die “Kawas” immer eine Sonderrolle gespielt. Kawasaki war schon immer fur eine Überraschung gut. Mal kopierten sie gern und gnadenlos britische Bikes - man denke nur an die Kawasaki W 1 aus den Sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts, einer 650-er BSA aus der damaligen Zeit zum Verwechseln ahnlich. Dann wieder brachte Kawasaki plotzlich eigene echte “Knaller”, wie die giftigen Dreizylinder-Zweitakter H1 und H2. Die beschleunigten in den Siebzigern den Rest der Zweiradwelt in Grund und Boden, lehrten aber manchen Biker mit Wackel-Fahrwerk das Furchten. Dann wieder gaben sich die Grunen - so genannt wegen der Farbe ihrer Sportmodelle und Rennmaschinen - ganz brav und produzierten zuverlassige langlebige Alltagsmotorrader. Dann bekam Kawasaki Lust auf Chopper und nahm den ganz großen Schluck aus der Hubraumflasche, bis zu zwei Liter, verteilt auf nur zwei Zylinder. Das einzig Bestandige an Kawasakis Modellpolitik war immer die Unbestandigkeit. Oder, positiv ausgedruckt, der Überraschungseffekt. Was gibt es fur 2011 Überraschendes bei den Grunen?
Zunachst das leidige Thema E 10 Vertraglichkeit. Auch die neueren Kawasaki-Modelle vertragen den neuen Kraftstoff nicht unbedingt. Kawasaki hat unter kawasaki.info eine sehr umfangreiche, recht ubersichtliche Vertraglichkeitsliste veroffentlicht. Jetzt aber zu den angenehmen Neuigkeiten. Wieder sorgt eine neue Kawa fur Furore: Bei der Kawasaki Ninja ZX-10 R haben es die Grunen erstmals bei Serienmaschinen geschafft, einem Motorrad so viele PS wie Kilogramm auf den Weg zu geben. 200 PS stehen hier 200 Kilogramm gegenuber. Was das auf der Straße bedeutet, lasst sich kaum in Worte fassen. Nur so viel: Nach ein paar Sekunden unvorstellbarer Beschleunigung wird die Ninja bei 300 Stundenkilometern sanft abgeregelt. Noch Fragen?
Kawasakis Dauerbrenner, die 106 PS starke Z 750, kommt fur 2011 in zwei Ausfuhrungen. Als Z 750 fur 8.295 Euro und als aggressiver gestylte (jedoch streng genommen uberflussige) Z 750 R fur 8.995 Euro. Ein solides zuverlassiges Motorrad. Wer seine Kawasaki gebraucht kaufen mochte, findet hier ein ehrliches Bike. Das Gleiche gilt fur die Kawasaki Versys. Der 64 PS leistende Allrounder ist neu (8.195 Euro) ebenso eine Empfehlung wert wie gebraucht. Eine tolle Gebrauchte ware die nostalgische Kawasaki W 650 - wenn ihre Besitzer sie hergeben wurden. Das tun sie aber nicht, die “W” macht trotz nur 50 PS Motorleistung suchtig. Sie sieht aus wie eine 50 Jahre alte Triumph oder BSA, ist aber keine Kopie der Briten-Bikes, sondern eine Kopie der Kawasaki W 1. Verruckte Modellpolitik! Technisch ist der Zweizylinder hochmodern, die antike Optik tauscht. Als einziges Motorrad uberhaupt besitzt die “W” eine Konigswelle als Nockenwellenantrieb. Vornehmer geht es nicht! Und teurer auch nicht (zuletzt etwa 6.600 Euro), angeblich wurde die Produktion wegen der aufwandigen Produktion eingestellt. Überraschung! Die “W” ist wieder da! Als ebenfalls bildschone W 800, naturlich wieder mit Konigswelle, sattem Drehmoment und betorendem Sound. Der Preis wird vermutlich fast auf Triumph Bonneville-Niveau liegen, also auf jeden Fall uber 8.000 Euro. Das ist viel Geld fur eine 48 PS-Maschine. Sei´s drum, her damit. Der Spaß ist genauso groß wie bei der 200 PS-Ninja. Nur anders.