Als die ersten Großserienfahrzeuge mit in Wagenfarbe lackierten Stoßfängern aus Kunststoff im Straßenbild auftauchten, waren die Meinungen über diese Neuerung im Automobilbau durchaus geteilt: Die einen befürworteten die farblich und meist auch baulich integrierten Stoßstangen als die ästhetisch überlegene Konstruktion. Andere orientierten sich eher an dem praktischen Nutzen und stellen die berechtigte Frage: Wie kann eine Stoßstange unbeschädigt ihre Aufgabe erfüllen, kleine Stöße vorne und hinten am Fahrzeug abzufangen, wenn sie wie die übrige Karosserie lackiert ist? Die Antwort gaben die Hersteller, indem sie auf die neuen widerstandsfähigen Kunststoffmaterialien, die innovativen Lackmischungen, ihre besonders unempfindlichen Oberflächen und die High-Tech-Lackieranlagen in den Fabriken verwiesen. Richtig daran ist, dass heute in der Regel Zweischichtlacke benutzt werden, deren obere Schichten aus Klarlack dank hinzugefügter Härtemittel hohen mechanischen Beanspruchungen standhalten. Fakt ist aber auch, dass gerade an den exponierten Stoßfängereinheiten Risse im Kunststoff sowie Lackschäden auftreten können. Die gute Nachricht ist: Ganz gleich, ob es sich um die Stoßstange oder einen anderen Teil der Karosserie handelt, bei kleinen oberflächlichen Beschädigungen ist manchmal gar keine teure Autoreparatur nötig. Kratzer, Schrammen und Risse sind oft eher ein Fall für den Lackdoktor.
Die Autoindustrie bietet ihre Produkte in tausenden von Farben an und einige Hersteller werben damit, dass die Kunden sich aus einer riesigen Palette ihre eigene, individuelle Wunschwagenfarbe mischen lassen können. Obwohl der Reparaturaufwand hoch ist, wenn ein Lackschaden am Auto auftritt, verursacht das zur Behebung des Schadens benötigte Material die geringsten Kosten. Was die Autoreparatur in diesen Fällen teuer macht, sind die Arbeiten, die von Werkstatt, Karosseriebauer oder Lackierer drumherum ausgeführt werden müssen: Besonders zeitintensiv ist oft schon der Aus- und Einbau der zu lackierenden Karosserieteile. Hier bietet der Lackdoktor mit seinen Dienstleistungen eine Alternative, die in der Regel um ein Vielfaches preiswerter ist als herkömmliche Arbeiten im Rahmen einer Karosserielackierung.
Da wichtigste Anspruch an den Lackdoktor ist: Er muss die schadhafte Stelle auf eine Weise ausbessern, dass sein Eingriff hinterher möglichst wenig zu erkennen ist. Voraussetzung dafür ist, dass der Lackdoktor vor der Autoreparatur anhand der Fahrzeugunterlagen den Farbcode ermittelt, der die Lackierungsnuance des Fahrzeugs unverwechselbar bezeichnet. Mit Hilfe eines Mischgeräts und knapp einem halben hundert Grundfarben kann der Lackdoktor dann fast jede beliebige Farbe selbst herstellen. Meist sind nur einige Gramm seiner Farbmischung nötig. Aufgebracht wird die Farbe mit Hilfe einer Airbrushpistole, die einen besondes dünnen und gleichmäßigen Farbauftrag ermöglicht. Anschließend wird die Stelle poliert, um die Übergänge gleichmäßiger zu gestalten.
Am unauffälligsten kann der Lackdoktor zu Werke gehen, wenn es sich um kleine Oberflächenbeschädigungen an Karosserieteilen handelt, auf die das Sonnenlicht nur schräg fällt. Hier kann der Lichteinfall die möglichen Unterschiede überspielen, die sich zwischen neuer und alter Lackierung ergeben können. Insbesondere bei bereits etwas verwitterten Altlacken und bei hellen Metalliclackierungen kann der Eingriff des Lackdoktors sonst auffallen. Kein Hindernis sind hingegen tiefere Schrammen: Die werden vom Lackdoktor erst sorgfältig gespachtelt, dann glatt geschliffen und schließlich in einem dritten Arbeitsgang wie bei kleinen Kratzern mit der fertig gemischten Farbe aus der Airbrushpistole besprüht.