2024 feiert Audi das 30-jährige Bestehen der Baureihe A6 und ob Zufall oder nicht, in diesem Jahr wollen die Ingolstädter auch den ersten rein elektrisch betriebenen Business-Kombi der Marke vorstellen. Der Audi A6 Avant e-tron als Konzeptstudie (Fahrzeug steht nicht zum Verkauf, Homologation ausstehend)² dürfte optisch bereits nahe der Serienreife sein, wobei das fertige Modell auf eine Gesamtlänge von 4,96 Meter kommen dürfte. Damit orientiert sich der Ingolstädter nahe am aktuellen A6 Avant C8, dessen Längenabmessung mit 4,94 Meter nahezu identisch ausfällt.
Schnittige Optik, beleuchtete Ringe für den Showeffekt
Schon von weitem lässt sich der A6 e-tron als Elektromodell der Audianer erkennen. Der große Singleframe-Grill wurde invertiert, somit in Wagenfarbe ausgeführt und dient ähnlich wie bei BMW als Intelligenzfläche für die zahlreichen im Fahrzeug verbauten Sensoren. Da als reines Elektrofahrzeug konzipiert, darf ein Frunk, also ein Front-Kofferraum, natürlich nicht fehlen. Er wird, ähnlich wie beim aktuellen Audi e-tron GT, vom Fassungsvermögen wohl aber eher die durchnässten Laufschuhe oder ein paar Ladekabel fassen können.
Leuchtende Audi-Ringe sind weiterhin ein auffallendes Alleinstellungsmerkmal der Konzeptstudie, sie werden es aber zumindest in Deutschland nur schwerlich in die Serienreife schaffen. Höchstens für eine zusätzliche Illuminierung im Fahrzeugstand. Hier gibt der Gesetzgeber klare Regeln vor, was auch schon andere Hersteller feststellen mussten. Auf dem chinesischen Markt etwa gelten solche Vorgaben nicht. Ebenfalls nicht Serie sind die gezeigten Kameraaußenspiegel. Wie beim e-tron SUV wird der Kunde hier die Wahl haben, diese als Sonderausstattung zu wählen.
Neue PPE-Plattform mit bekannter Elektro-Technik
Aufbauend auf der Premium Plattform Electric aus dem VW-Konzern teilt sich der Audi A6 Avant e-tron die Basis mit zahlreichen neuen Fahrzeugen aus dem Volkswagen-Imperium. Auch Porsche wird auf der gleichen Technik neue Oberklasse-Modelle vorstellen. Wer nun aber große Sprünge bei Akkukapazitäten, Ladeleistung oder dergleichen erwartet hat, dürfte enttäuscht werden. Weitestgehend identisch zur aktuellen 800-Volt-Technik des Konzerns lesen sich die ersten technischen Daten des Elektro-A6.
Maximal mit 270 kW soll geladen werden, ein Ladevorgang von fünf auf 80 Prozent soll dementsprechend nur rund 25 Minuten dauern. Diese Werte kennt man von Taycan und e-tron GT, sie geben gleichzeitig Rückschlüsse auf die eingesetzte Batterietechnologie. So ist zu erwarten, dass der elektrische A6 mit verschiedenen Akkukapazitäten von rund 70 bis etwa 100 kWh (netto) angeboten wird. Das würde theoretische WLTP-Reichweiten zwischen 350 und etwa 500 Kilometer bedeuten. Audi selbst geht bei der ersten Präsentation aber noch weiter und spricht von bis zu 700 Kilometern.
Kommt der Audi RS 6 Avant e-tron?
Wenngleich die später nach dem Marktstart nachgereichte Basisversion einzig mit Heckantrieb vorfährt, sind am oberen Ende potente S- und RS-Varianten mit Allradantrieb mehr als wahrscheinlich. Ein Audi RS 6 Avant e-tron dürfte eine elektrisches Leistungsniveau auf Höhe des aktuellen Porsche Taycan Turbo S besitzen, der kurzzeitig bis zu 560 kW/761 PS abrufen kann (Stromverbrauch kombiniert: 26,4-24,4 kWh/100 km; CO2-Emissionen kombiniert: 0 g/km)². Denkbar und alles andere als unwahrscheinlich wäre auch eine Umsetzung des mutmaßlich schon länger geplanten Audi RS 6 Allroad in Form einer Elektrovariante. So zeigt der aktuelle Porsche Taycan Cross Turismo auf der eng verwandten J1-Plattform, was hier optisch und fahrdynamisch zu erwarten wäre.
Welche Preise sind zu erwarten?
Vor allem ein Volumenmodell wie der Audi A6 muss ein attraktives Preisniveau erreichen, um auch bei Flottenkunden einen Stich landen zu können. Aktuell startet der A6 Avant bei 54.200 Euro, doch bereits die Plug-in-Hybrid-Variante kostet ab rund 62.000 Euro. Steigende Rohstoffpreise dürften in absehbarer Zeit vor allem die Produktion von Fahrzeugbatterien empfindlich verteuern. Bis 2024 ist zwar noch etwas Zeit, dass der neue A6 Avant e-tron als heckgetriebene Basisvariante allerdings weniger als 65.000 Euro kosten könnte, erscheint nach derzeitigem Stand unwahrscheinlich.
Das macht die Konkurrenz
Konkurrenz für den Audi A6 Avant e-tron ist naturgemäß von Mercedes-Benz und BMW zu erwarten. Jedoch halten sich beide Autobauer bislang zurück, wenn es um Kombivarianten geht. Mercedes lässt vorsichtig durchblicken, dass ein EQE Shooting Brake in 2023 vorgestellt werden könnte, bei BMW dürfte zunächst die i5 Limousine Ende 2023, Anfang 2024 präsentiert werden. Von einem später nachgereichten i5 Touring spricht man in Münchnern bislang noch nicht. Weitere Alternativen könnten aus eigenem Hause kommen. So wird parallel zum A6 e-tron die neue Generation des Porsche Panamera Sport Turismo auf der PPE-Plattform aufbauen, auf dem kleineren MEB-Baukasten basierend dürften wir bereits 2023 den Passat-Nachfolger ID.6 beziehungsweise Aero B erwarten.
Erstes Fazit
Der Kombi ist noch nicht tot! Audi hält am schönen Avant fest und wenn das Serienmodell ähnlich fesch daherkommt, wird er definitiv seine Anhänger finden. Das ist durchaus wörtlich zu nehmen, denn der elektrische A6 soll neben Luft und Liebe in der Tat Zuglasten an den Haken nehmen dürfen. Auf der neuen PPE-Plattform stehend hätten wir uns zum jetzigen Zeitpunkt aber mehr Innovationen im Bereich der Antriebs- und Batterietechnologie erhofft. Das voraussichtlich zum Einsatz kommende 800-Volt-System sowie eine maximale Ladeleistung von 270 kW sind heute bereits Stand der Technik und lassen erneut fragen: Wo ist der Vorsprung durch Technik geblieben? Wenn Audi uns an dieser Stelle vom Gegenteil überzeugen will, haben sie ab jetzt noch rund zwei Jahre Zeit. (Text: Thomas Vogelhuber | Bilder: Hersteller)