Der Applaus von Publikum und Presse über den vielseitigen Pluriel kannte deshalb fast keine Grenzen als Citroën auf der IAA 1999 die ersten, seriennahen Prototypen des variablen C3-Cabriolets präsentierte. Endlich schien Citroën die freud- und ideenlosen 1990er Jahre abzuschütteln. Eine Dekade, die der avantgardistischen Marke vor allem langweilige Klone der Konzernschwester Peugeot beschert hatte wie etwa den biederen Saxo als Zwilling des kleinen Peugeot 106.
Neue Kreativität
Das alles war auf der Frankfurter Automesse vorbei und vergessen, denn der „Démonstrateur C3 Pluriel“ kündete von neuer Kreativität bei den Kleinwagen. Mut wird jedoch selten belohnt, musste Citroën am Ende enttäuscht feststellen. Schließlich knackte der pfiffige Pluriel in achtjähriger Produktionszeit trotz aller Vorschusslorbeeren gerade einmal die 100.000-Einheiten-Marke.
Ein Schicksal, das die Cabrioversion des C3 mit manchen Revolutionären teilte, deren Ende eher unrühmlich ist. Immerhin ließ der Pluriel den avantgardistischen Nimbus der Marke im Zeichen des Doppelwinkels in frischem Glanz erstrahlen. Die Basis für die Entwicklung einer neuen DS-Linie und das aktuelle DS3 Cabrio als modernen Nachfolger des Pluriel.
Retro und Cabrio
Dabei hatte anfangs auch für den Pluriel alles gut ausgesehen, fast wie beim Hype um die Wiedergeburt des Roadsters durch den Mazda MX-5. Schließlich schien der Citroën auf dem Wellenkamm gleich zweier Modeströmungen zu reiten: Retro und Cabrio mussten Autos zur Jahrtausendwende sein, wollten sie très chic genannt werden. So wurden etwa Volkswagen New Beetle, Mini oder Chrysler PT Cruiser zuerst als Limousine und wenig später zusätzlich als Cabrio lanciert.
Citroën begnügte sich bei dem ab Mai 2003 in Deutschland lieferbaren C3 Pluriel mit nur einem Modell, das jedoch verwandelbar war. In seiner Grundform präsentierte sich der Pluriel als konventioneller Dreitürer in modischem Biodesign, öffnete man dagegen das große, elektrische Faltverdeck, erinnerte der rundlich gezeichnete Citroën auf C3-Basis optisch an berühmte Vorfahren wie den 2 CV oder die Dyane.
Mehr Frischluft
Das Frischluftvergnügen dieser klassischen Cabriolimousinen vermochte der Pluriel jedoch sogar zu steigern. Zunächst einmal durch den Verzicht auf eine B-Säule und deshalb rahmenlos sowie vollständig versenkbare Seitenscheiben. Wem das nicht genügte, der konnte die Heckscheibe entriegeln und mit dem elektrisch zusammengefalteten Dach in einem Fach im Boden des Gepäckabteils verstauen.
Nach dem Studium einer komplexen Anleitung mit 30 Bildern und Texten für bastelfreudige Handwerker ließen sich die zwei bogenförmigen Dachholme aus Leichtmetall demontieren, und aus dem Cabrio mit Überrollbügeln entblätterte sich ein rundum offener viersitziger Spider. Dessen sonnensüchtiger Besatzung aber jetzt nur noch eine aufpreispflichtige Plastikplane Schutz vor plötzlichen Gewittergüssen bot. Schließlich mussten die für die Verdeckführung verantwortlichen gewaltigen Dachholme in der Größe überdimensionierter Elefantenstoßzähne für den Spider-Spaß daheim bleiben.
Méharis Erbe
Citroën meinte damals, zwar würde im Alltag kaum ein Kunde diese Karosserieform nutzen, aber allein die theoretische Möglichkeit sei ja reizvoll. Ähnlich also wie SUV-Fans die Offroadtalente ihrer Allradler nur für das Abenteuer im Kopf nutzen. Weit aufregender als jeder SUV war jedoch der Pluriel als Pick-up. So wie in den 1960er Jahren der Citroën Méhari für die europäischen Blumenkinder Inbegriff des fröhlichen Strandwagens wurde, sollte im neuen Jahrtausend der C3 Pluriel Spider-Pick-up jungen Beachcombern offenen Stauraum für das Surfboard und umzugslustigen Großstädtern Platz für Kleiderschrank und Küche bieten.
Dazu mussten lediglich die Rücksitzlehnen umgeklappt und die Heckklappe geöffnet werden. Schon wurde aus dem Pluriel Spider ein offener Pickup – der für die Fahrt mit geöffneter Heckklappe von besorgten deutschen Behörden allerdings keine Zulassung erhielt. Auch darin erinnerte der Pluriel an den Méhari oder manche Strand-Buggies vergangener Jahrzehnte, die den deutschen Sicherheitsvorschriften leider nicht genügten.
- Chronik
- Preise
- Motorisierungen
1998: Auf dem Pariser Salon debütiert das Concept Car C3 Lumière („Licht“) passend zum 50. Geburtstag des 2CV und als Vorbote des Pluriel
1999: Mit dem von Donato Coco gezeichneten „Démonstrateur Pluriel“ präsentiert Citroën auf der Frankfurter IAA das erste seriennahe Konzept des späteren C3 Pluriel. Publikum und Presse reagieren so begeistert auf die Pluriel-Studie, dass Citroën wenig später die Serienfertigung beschließt
2001: Die Serienversion des fünftürigen Citroën C3 wird enthüllt
2002: Im Sommer feiert der serienreife C3 Pluriel sein Debüt im Pariser Centre Georges Pompidou und wenig später als Exponat in der Cité des Sciences et de l'Industrie von La Vilette. Am 28. September zelebriert der Pluriel seine Messepremiere auf dem Pariser Salon mit 1,4- und 1,6-Liter-Benzinern. Der französische „Observeur du Design“ zeichnet den C3 Pluriel mit einem Stern für beispielhaftes Design aus
2003: Europaweite Markteinführung. Auf dem Genfer Salon wird der Pluriel zum „Cabrio des Jahres“ gewählt. Im Mai Markteinführung in Deutschland. Sondermodell „Gold-Edition“ ab November mit 1.500 Euro Rabatt (Basispreis 14.490 Euro)
2004: Ab April auch mit 1,4-Liter-Dieselmotorisierung lieferbar
2006: Auf einigen Märkten wird der Puriel Bivalent angeboten mit Erdgasantrieb
2008: Im Februar Modellpflege mit kleinen optischen Modifikationen wie Klarglasscheinwerfern. Ab Ende des Jahres Sondermodell Pluriel Charleston mit mehrfarbiger Lackierung im Stil des 2CV Charleston
2010: Am 31. Juli endet die Produktion des C3 Pluriel nach 109.682 Einheiten, während vom konventionellen C3 bis dahin über 2,2 Millionen Einheiten verkauft werden
2013: Citroën führt einen neuen nach oben offenen Kleinwagen ein, das DS3 Cabrio
Citroën C3 Pluriel 1.4 ab 15.990 Euro (2003)
Citroën C3 Pluriel 1.6 16V ab 17.490 Euro (2003)
Citroën C3 Pluriel Gold-Edition 1.4 ab 14.490 Euro (2003)
Citroën C3 Pluriel Gold-Edition 1.6 16V ab 15.990 Euro (2003)
Citroën C3 Pluriel 1.4 Style ab 17.400 Euro (2007)
Citroën C3 Pluriel 1.6 16V Style ab 19.400 Euro (2007)
Citroën C3 Pluriel 1.4 Exclusive ab 20.850 Euro (2007)
Citroën C3 Pluriel 1.6 16V Exclusive ab 22.350 Euro (2007)
Citroën C3 Pluriel 1.4 HDi (Diesel) Style ab 18.950 Euro (2007)
Citroën C3 Pluriel 1.4 HDi (Diesel) Exclusive ab 21.900 Euro (2007)
Citroën C3 Pluriel 1.4 ab 18.690 Euro (2009)
Citroën C3 Pluriel 1.6 16V ab 22.690 Euro (2009)
Citroën C3 Pluriel 1.4 HDi (Diesel) ab 22.790 Euro (2009)
Citroën C3 Pluriel 1.4 mit 1,4-Liter-(54 kW/73 PS)-Vierzylinder-Benziner
Citroën C3 Pluriel 1.4 Bivalent mit 1,4-Liter-(49 kW/67 PS)-Vierzylinder-Motor mit Erdgasantrieb
Citroën C3 Pluriel 1.6 16V mit 1,6-Liter-(80 kW/109 PS)-Vierzylinder-Benziner
Citroën C3 Pluriel 1.4 HDi mit 1,4-Liter-(50 kW/68 PS)-Vierzylinder-Diesel
$("div#tabInfoboxContent").tabs();
## Rabatt statt Lieferzeiten
Es war also offenbar die Komplexität der Möglichkeiten, die dem fast beliebig variablen Citroën den Weg an die Zulassungsspitze verwehrte. Denn als konventionelles viersitziges Cabrio mit elektrischem Verdeck bot er beim deutschen Marktstart vor genau zehn Jahren mit Preisen ab 15.990 Euro das billigste Fenster zum Himmel. Nur das zweisitzige Smart Cabrio war noch günstiger. Die Fachpresse jubelte, empfahl Citroën die Einrichtung großer Produktionskapazitäten und befürchtete jahrelange Lieferzeiten wie einst beim Mazda MX-5.
Stattdessen lancierte Citroën bereits im Herbst 2003 die erste Rabattaktion mit 1.500 Euro Preisnachlass bei Kauf eines C3 Pluriel „Gold-Edition“. Nur für kurze Zeit gelang es dem Pluriel sogar, dem Peugeot 206 CC die Show zu stehlen, der in jenem Sommer europaweit Schlagzeilen machte als meistverkauftes kleines Cabriolet.
Schnell entschiedenes Schicksal
Genau wie das Geschwistermodell der Konzernmutter kam der Citroën anfangs nur mit Benzinern in den Handel, einem 73 PS leistendem 1,4-Liter-Aggregat und einem 1,6-Liter-16-Ventiler mit 109 PS und automatisiertem Schaltgetriebe. Als 2004 ein Diesel nachgelegt wurde, hatte sich das Schicksal der Retro-Ente bereits entschieden.
Die Journaille und zu viele Kunden wollten weder über anfängliche Verarbeitungsmängel hinwegsehen, noch akzeptieren, dass der Puriel auch ohne Demontage der zwölf Kilogramm schweren Dachholme ein offener Freudenspender war. Erst als die Tage des Verwandlungskünstlers bereits gezählt waren und der Puriel Charleston in zweifarbiger Lackierung sentimentale Erinnerungen an die Lifestyle-Version des 2CV beschwor, kam Wehmut auf und die Sammler sicherten sich ihre Abschiedsexemplare. (mg/sp-x)