Immerhin war ihr Vorgänger als erster Produktionsmillionär zum Rekordbrecher unter den Opel Rekord geworden und zum bis dahin meistverkauften Opel aller Zeiten aufgestiegen. Nur konsequent war daher, dass der Nachfolger Anfang 1972 wie ein Thronfolger unter dem Namen Rekord II eingeführt wurde, obwohl die interne Bezeichnung doch Rekord D lautete. Allerdings stand "D" damals auch schon für Diesel und der neue Rekord sollte als erster Opel-Pkw mit einem Selbstzünder ausgeliefert werden. Vor allem aber sollte der Rekord II durch schlanke, zeitlos elegante Linienführung begeistern.
Damit setzte der Rüsselsheimer, den es auch wieder als Commodore mit starken Sechszylindern gab, zugleich einen gelungenen Kontrapunkt zu den fast schon barock-opulent geformten Rivalen aus Köln, den zeitgleich lancierten Ford Consul und Granada. "Sagen Sie nicht nur: ’Er ist schön!’ Fahren Sie ihn!", stand in großformatigen Werbeanzeigen zum Rekord II.
Über eine Million Käufer
Über 1,1 Millionen Käufer folgten bis zum Sommer 1977 dieser Aufforderung, damit konnte der Rekord II an den Erfolg seines Vorgängers fast anschließen und die Konkurrenten aus dem Feld schlagen. Entscheidend dazu beigetragen haben immer neue schicke Sondermodelle, die aus der bürgerlichen Mittelklasse einen "Millionär" oder "Maharadscha" machten.
Gezeichnet wurden die klaren Formen des heutigen Klassikers von GM-Kultdesigner Charles "Chuck" Jordan. Der Formkünstler führte von 1967 bis 1970 die Rüsselsheimer Designabteilung und präsentierte mit dem Klappscheinwerfer-Sportwagen GT und dem Manta zwei erste Meilensteine für die Marke mit dem Blitz bevor er die bürgerliche Mittelklasse völlig neu modellierte. Jordan, der auch die Corvette in Form und auf Stückzahlen gebracht hatte, hielt nie viel von Marktforschung, sondern setzte mehr auf Intuition. Erfolgreich, was die Modellfamilie von Rekord II und Commodore B betrifft.
Leicht und licht
Die leichten und lichten Formen der damals wichtigsten Umsatzbringer für Opel gefielen nicht nur in Europa. Auch international machten Rekord und Commodore Karriere, denn in Belgien, der Schweiz und in Südafrika wurde die Limousinen unter dem Namen Ranger gefertigt, im Iran als Chevrolet Royale, in Korea als Shinjin Record und schließlich lieferte der Rüsselsheimer auch die Bodengruppe für die britische Verwandten Vauxhall Victor und Ventora, die sich sogar im Design an den Linien des Rekord orientierten.
Kaum weniger groß als bei ihren Vorgänger war die Karosserievielfalt von Rekord D und Commodore B. Den Rekord gab es als zwei- und viertürige Limousine, als drei- und fünftürigen Kombi Caravan, als Lieferwagen (Caravan ohne hintere Fenster) und als Coupé. Beim Commodore gab es dagegen nur die Wahl zwischen Coupé und viertüriger Limousine.
Diesel mit Buckel
Auch diese Variantenvielfalt war es, die den Rekord schnell zur meistgekauften Mittelklasse-Modellreihe in Europa machte. Optisch nicht ganz so gelungen gab sich nur eine Motorversion, die im September 1972 vorgestellt wurde: Der erste Opel-Diesel warnte vor seiner Arbeitsweise durch einen hässlichen Buckel auf der Motorhaube. Unter dem fragwürdigen Powerdome des Rekord 2100 D verbarg sich ein 60 PS entwickelnder Selbstzünder, der die Limousine in 23,5 Sekunden auf Tempo 100 beschleunigte und 135 km/h "schnell" machte. Das beschauliche Tempo ging mit einem Normverbrauch von 8,7 Litern auf 100 Kilometer einher.
Werte, die aus heutiger Sicht, nur Verwunderung auslösen, damals aber doch beeindruckten. Nicht nur weil der Vierzylinder-Diesel im Juni 1972 in einem modifizierten Opel GT zwanzig internationale Rekorde über Strecken bis zu 10.000 Kilometer aufstellte. Sondern weil der Rüsselsheimer Selbstzünder bessere Fahrleistungen ermöglichte als das Stuttgarter Diesel-Urmaß, der Mercedes-Benz 200 D.
Nur ein Achtungserfolg
Der billigste Sternenträger mit Selbstzünder kostete gut 2.000 Mark mehr als der Opel, hatte aber 5 PS weniger Leistung und war entsprechend langsamer. Dennoch: Die Taxi-Kundschaft blieb dem Benz treu, so dass es der Rekord Diesel nur zu einem Achtungserfolg brachte. Rund 140.000 Einheiten, auf Wunsch auch als Caravan und Lieferwagen wurden bis 1977 mit einem D auf dem Kofferraumdeckel ausgeliefert.
Fast schon ein Muscle-Car war im Vergleich zum Rekord Diesel der Commodore GS/E. Mit seinem 160 PS freisetzenden 2,8-Liter-Reihensechszylinder durchbrach er die noch prestigeträchtige 200-km/h-Schallmauer und sprintete in unter zehn Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100. Für freie Bahn sollten imposante Zusatzscheinwerfer und auffällige Rallyestreifen sorgen, während die Typenkennung "GS/E" ("E" wie elektronische Einspritzung - oder auch Express, wie der Volksmund meinte) allen Überholten das Geheimnis der großen Kraft verriet.
- Chronik
- Ausgewählte Produktionszahlen:
- Ausgewählte Preise:
1971: Im Dezember Produktionsstart für den Opel Rekord D
1972: Im Januar Markteinführung als Rekord II. Auf dem Genfer Salon feiert der Commodore Weltpremiere. Ab Sommer ist der Rekord als erster Opel-Pkw mit Dieselmotor bestellbar
1973: Im Januar Detailmodifikationen wie neue Türgriffe und Schalter an den Armaturen. Im Oktober größere Scheibenbremsen und optionale PVC-Seitenschutzleisten
1974:Im September zum neuen Modelljahr Ausstattungsversion Berlina für Limousine und Coupé
1975: Überarbeitung des Motorenangebots im März. Außerdem Sondermodell Maharadscha. Im September neuer 2,0-Liter-Motor
1976: Sondermodell Commodore Special mit einfacherer Ausstattung
1977: Produktionsende im Juni. Auf der IAA feiern die Nachfolger Rekord E und Commodore C Weltpremiere
Insgesamt 1.128.196 Einheiten Opel Rekord D, davon u.a.
Opel Rekord Limousine zweitürig 365.079 Einheiten,
Opel Rekord Limousine viertürig 493.472 Einheiten,
Opel Rekord Coupé 73.987 Einheiten,
Opel Rekord Caravan zweitürig 72.789 Einheiten,
Opel Rekord Caravan viertürig 110.761 Einheiten,
Opel Rekord Kastenwagen 12.108 Einheiten
Insgesamt 140.827 Commodore B, davon
Opel Commodore Limousine 4türig: 98.548 Einheiten
Opel Commodore Coupé: 42.279 Einheiten
Opel Rekord 1700 Limousine zweitürig (1972): ab 9.285 Mark
Opel Rekord 2100 Diesel Limousine zweitürig (1972): ab 11.520 Mark
Opel Rekord 1900 S Limousine viertürig (1972): ab 10.515 Mark
Opel Rekord 1900 S Coupé (1972): ab 10.965 Mark
Opel Rekord Caravan 1700 zweitürig (1972): ab 9.765 Mark
Opel Rekord Caravan 1900 S viertürig (1972): ab 11.115 Mark
Opel Rekord 1700 Limousine zweitürig (1974): ab 11.200 Mark
Opel Rekord 2100 Diesel Limousine zweitürig (1974): ab 13.880 Mark
Opel Rekord 1900 S Limousine viertürig (1974): ab 12.890 Mark
Opel Rekord 1900 S Coupé (1974): ab 13.375 Mark
Opel Rekord Caravan 1700 zweitürig (1974): ab 11.780 Mark
Opel Rekord Caravan 1900 S viertürig (1974): ab 13.640 Mark
Opel Rekord 1700 Limousine zweitürig (1976): ab 12.690 Mark
Opel Rekord 2100 Diesel Limousine zweitürig (1976): ab 15.490 Mark
Opel Rekord 2000 S Limousine viertürig (1976): ab 14.705 Mark
Opel Rekord 2000 S Coupé (1976): ab 15.350 Mark
Opel Rekord Caravan 1700 zweitürig (1976): ab 13.315 Mark
Opel Rekord Caravan 2000 S viertürig (1976): ab 15.400 Mark
Opel Commodore 2500 S Limousine viertürig (1972): ab 12.890 Mark
Opel Commodore 2500 S Coupé (1972): ab 13.225 Mark
Opel Commodore GS/E 2800 EC Coupé (1972): ab 16.800 Mark
Opel Commodore 2800 SC Limousine viertürig (1973): ab 14.345 Mark
Opel Commodore 2500 S Limousine viertürig (1977): ab 18.025 Mark
Opel Commodore 2800 HC Limousine viertürig (1977): ab 20.170 Mark
Opel Commodore 2500 S Coupé (1977): ab 18.550 Mark
Opel Commodore GS/E 2800 GS/E Coupé (1977): ab 22.950 Mark
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## Freche Werbung
Tatsächlich konnte es der stärkste Commodore als Limousine und Coupé auf der Autobahnüberholspur damals sogar mit der Oberklasse von Mercedes-Benz und BMW aufnehmen. In der Werbung textete Opel denn auch: "Wenn Sie eigentlich 20.000 DM für ein Auto ausgeben wollten, denken Sie trotzdem an einen Commodore. Ihn gibt es schon ab DM 13.955."
Noch frecher war nur eine Handvoll Rekord Caravan und Lieferwagen mit dem 160-PS-Kraftwerk, die Opel zwar nicht ins offizielle Vertriebsprogramm aufnahm, die aber die inoffiziellen Titel "schnellster Kombi und schnellster Transporter der Welt" anstrebten. Im Vertriebsalltag jedoch hatte Opel den größten Granada Turnier mit 3,0-Liter-Sechszylinder nichts entgegen zu setzen.
Meistverkaufter Vier-Zylinder-Kombi
Dafür zählte der Rekord Caravan zu den meistverkauften Vierzylinder-Kombis der Welt und wurde in Tests ebenso wie Limousine und Coupé ob seines sicheren und fortschrittlichen Fahrwerks mit doppelten Dreieckslenkern und Schraubenfedern vorn und Schraubenfedern mit progressiver Rate an der hinteren Starrachse gelobt.
Dank der relativ sparsamen Vierzylinder, die es anfangs mit 1,7- und 1,9-Liter Hubraum gab und die zunächst zwischen 66 PS und 97 PS entwickelten, gelang es dem Rekord sogar die wirtschaftlich schwere Zeit der ersten Ölkrise von 1973/74 zu überstehen ohne in den Verkaufszahlen ein Desaster zu erleben wie es manchen Wettbewerbern widerfuhr.
Preiswerte Sondermodelle
1976 gelang es Opel mit 921.696 Fahrzeugen einen neuen Jahres-Produktionsrekord aufzustellen und der Rekord hatte daran entscheidenden Anteil. Dafür war er zum Modelljahr 1975 gründlich modellgepflegt worden. Neben einer neuen 2,0-Liter-Spitzenmotorisierung und optionaler, luxuriöser Berlina-Ausstattung waren es vor allem preiswerte Sondermodelle wie der "Ferien-Rekord", der "Sport-Rekord", der "Hit-Rekord", der "Top-Rekord" und die Typen "Maharadscha" und "Millionär", durch die Opels großes Volumenmodell populär blieb.
Als der Millionenerfolg im Spätsommer 1977 die Bühne den Nachfolgern Rekord E und Commodore C überließ, war seine Form noch immer frisch. Vorzeitig altern ließ den Klassiker allein der zeittypische Rost an fast allen Karosserieteilen. Schönheit ist eben doch vergänglich. (mg/sp-x)