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Bericht: ADAC testet Autos für Senioren – Alter zum Anziehen

Die Beweglichkeit lässt nach, man geht und steht nicht mehr ganz so sicher und um das Hören und Sehen ist es sowieso schon länger nicht mehr zum Besten bestellt. Alterserscheinungen, die mit zunehmenden Jahren unvermeidbar sind, können zum Problem werden – auch beim Autofahren.

Der ADAC testet inzwischen ausgewählte Modelle auch auf ihre Seniorentauglichkeit, und greift dabei zu einem eindrucksvollen Hilfsmittel. Dass sich Oma schwer tut, beim Einsteigen, kann man sich vorstellen. Wie sehr sie sich aber müht, merkt man erst, wenn man es einmal selbst erfährt. Um die Seniorentauglichkeit von Autos unter möglichst realen Bedingungen zu überprüfen, setzt der ADAC auf einen Altersanzug, der verschiedene körperliche Gebrechen simuliert. Und der dem Träger drastisch vor Augen führt, wie sich alte Menschen fühlen. Und anders als in unserem Selbstversuch, können diese den Anzug nicht nach ein paar Minuten wieder ablegen …

Schlechter Stand und steife Gelenke

Die zusätzliche Sohle, die mir unter die Schuhe geschnallt wird, beeinträchtigt mich zunächst noch nicht sehr; sie simuliert den nicht mehr ganz so sicheren Stand. „Solange dies das einzige Leiden ist, fällt es noch nicht drastisch auf“, erklärt Martin Ruhdorfer vom ADAC Technik Zentrum. Als nächstes legt er mir straffe Bandagen um Knie und Ellbogen, sie sorgen dafür, dass die Gelenke nicht mehr so problemlos abgewinkelt werden können. Damit und mit den Handschuhen, die den Tastsinn einschränken, fühle ich mich plötzlich schon deutlich gealtert.

Doch es geht noch weiter. An meinen Beinen und Knien bringt der Experte zusätzlich ein paar Gewichte an, und legte mir eine Art kugelsichere Weste um den Oberkörper. Mit den gut 20 Kilogramm extra Ballast wird die mit dem Alter zunehmende Schwerfälligkeit – im wahrsten Sinne des Wortes – nachgestellt. Eine Halskrause erschwert zusätzlich das Drehen des Kopfes; das ist beim Autofahren vor allem beim Schulterblick wichtig.

Man sieht nichts und hört schlecht

Um noch einmal gefühlte 20 Jahre altere ich schließlich, als mir Ruhdorfer eine spezielle Taucherbrille aufsetzt, die das Sehvermögen beeinträchtigt, und Kopfhörer, durch die nur noch wenig Schall an die Ohren dringt. „Und jetzt steigen Sie mal in den Wagen ein“, kommt die Aufforderung prompt. Genauso prompt folgt mein erstes „Wie bitte?“.

Zu Demonstrationszwecken hat der ADAC einen Seat Mii und einen Seat Alhambra aufgebaut; beide durchaus seniorentauglich, aber der Kleine weniger gut als der Große. Vor der Bewertung steht nämlich eine Vorauswahl der Fahrzeuge, dem Fit+Mobil-Check werden nur Autos unterzogen, die eine gewisse Rentnertauglichkeit bieten; auf Sportwagen wird beispielsweise verzichtet.

Probleme, die vorher nicht da waren

Eingepackt in rund 40 zusätzliche Lebensjahre nähere ich mich vorsichtig dem Kleinstwagen und taste erst einmal nach dem Wagen, um mich festzuhalten – etwas, das ich mit meinen dreißig Jahren vorher noch nicht gemacht habe. Langsam lasse ich mich rückwärts auf den Sitz fallen und stelle sofort fest: Der Seat hat keine Haltegriffe. Die nächste Hürde folgt sprichwörtlich, als ich versuche, meine schweren Beine über die ausgeprägte Türschwelle zu hieven und die steifen Glieder unter dem engen Lenkrad durch zu fädeln.

Dass ein Kleinwagen handlich, übersichtlich und daher für Senioren bestens geeignet ist, gilt also nicht generell. Aufgrund der Abmessungen geht es deutlich enger zu, was bei eingeschränkter Bewegungsmöglichkeit zum Problem werden kann. Hier empfehlen sich übrigens Dreitürer, bei denen der Türausschnitt etwas größer ist. Der Nachteil: Die längere Tür braucht mehr Platz beim Öffnen.

Schwer zu treffen

Nachdem ich umständlich in den Wagen hineingekommen bin, folgt die nächste Hürde. Mit den Handschuhen, den Bandagen an den Ellbogen und der Schlecht

Wieder außen, steht noch die Übung „Gepäck einladen“ auf dem Programm. Ein normalschwerer Aktenkoffer wird da schnell zum Problem. Er muss schließlich über eine hohe Ladekante in den Kofferraum gewuchtet werden und auch die Heckklappe schließt sich mit eingeschränkter Mobilität deutlich schwerer.

Technische Helfer erleichtern den Alltag

Besonders deutlich werden die Unterschiede im direkten Vergleich zum Seat Alhambra, der wie sein baugleicher Bruder VW Sharan im ADAC-Test am besten abschnitt. Auf den höher positionierten Sitzen lässt es sich leichter platznehmen, es gibt mehr Möglichkeiten zum festhalten und auch die Türschwelle ist niedriger. Radio und Klimaanlage sind seniorenfreundlich platziert und als Option gibt es eine elektrisch schließende Heckklappe, die nur einen Tastendruck benötigt.

Außerdem bieten seine großen Fenster beste Rundumsicht – wenngleich ich deswegen den Hals auch nicht weiter drehen kann. Da können allerdings Fahrerassistenzsysteme wie Tot-Winkel-Warner Abhilfe schaffen. So manches altersbedingte Handicap lässt sich dank neuer Techniken zumindest reduzieren. Dass die Zahl der Unfälle von Senioren in der Statistik - momentan sind die älteren Semester noch sehr unauffällig – trotzdem steigen wird, liegt allein an der älter werdenden Gesellschaft. In Zukunft werden einfach mehr Senioren auf den Straßen unterwegs sein, und diese folglich auch mehr Unfälle verursachen.

                  5 Tipps für den nächsten Autokauf  			  				

Sie sind bereits im gesetzteren Alter und planen, einen neuen Wagen zu kaufen? Wir sagen Ihnen, worauf Sie achten sollten.

  1. Leichter Einstieg: Die Türschwelle sollte niedrig sein, es sollte genügend Platz zum komfortablen Einsteigen da sein. Ideal sind auch erhöhte Sitze und Haltegriffe

  2. Der Wohlfühlfaktor: Es ist für die Sicherheit unerlässlich, dass Sie sich in Ihrem Wagen wohlfühlen und damit zurechtkommen. Wer sich im Auto schon unsicher fühlt oder etwa mit der Bedienung der Klimaanlage überfordert ist, baut leichter einen Unfall.

  3. Gutes Licht: Unternehmen Sie auf jeden Fall auch eine Probefahrt bei Nacht und testen Sie, ob Ihnen das Licht hell genug ist. Helle Scheinwerfer sorgen zum einen dafür, dass Sie mehr sehen. Zum anderen werden sie aber auch weniger von entgegenkommenden Fahrzeugen geblendet, da durch ihren hellen Scheinwerferkegel die Augen schon an das Licht gewöhnt sind.

  4. Überprüfen sie Kofferraum und Ladekante: Das geräumigste Gepäckabteil nützt Ihnen nichts, wenn Sie die Ladung über eine hohe Kante wuchten müssen, oder sie so weit nach hinten rutschen kann, dass Sie nicht mehr rankommen.

  5. Technische Helfer: Halten Sie nach einem Auto Ausschau, dass Ihnen Unterstüzung bietet. Das können zum Einen Fahrerassistenzsysteme sein, wie der Tot-Winkel-Warner, oder aber auch Komfortextras wie die automatisch schließende Heckklappe, Rückfahrkameras oder Gurtreicher.

Jeder ist selbst verantwortlich

Umso wichtiger ist es also, dass beim Kauf bereits auf ein gut geeignetes Fahrzeug geachtet wird. Das ist allerdings nur die halbe Miete. Genauso wichtig ist es, die eigenen Defizite frühzeitig zu erkennen. Ein ärztlicher Check sei deshalb (nicht nur) Senioren, wenn auch nicht gesetzlich vorgeschrieben, doch wärmstens empfohlen. Neben der medizinischen Untersuchung bietet der ADAC außerdem Fahrtauglichkeitsprüfungen einsehen, außerdem finden Sie die Tabelle mit den Testergebnissen in unserer Galerie.

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