Anhängerstabilitätsprogramme können dabei helfen, die Situation wieder in den Griff zu bekommen Warum fängt ein Anhänger eigentlich zu Pendeln an? Weil er von außen einen Impuls bekommt. Stellen wir uns einen klinischen Raum vor, mit einer völlig ebenen Fahrbahn, keinen anderen Verkehrsteilnehmern, ohne Wind und ohne sonstige Einflüsse - den es de facto nicht gibt, es sei denn wir führen in einem Vakuum. In diesem Raum könnte ein Gespann beliebig schnell fahren, ohne instabil zu werden.
Kritisches Tempo
Doch die Realität sieht leider anders aus. Für jedes Gespann lässt sich durch diverse Experimente die so genannte kritische Geschwindigkeit (kurz Vkrit) ermitteln. Fährt man mit diesem Tempo, reicht ein kleiner Impuls um das Gespann ins Pendeln zu bringen. Dies kann der Windstoß eines vorbeifahrenden LKW sein, eine Bodenwelle, Spurrillen oder auch nur unterschiedliche Bodenbeläge.
Interessant: Behält der Fahrer des Zugfahrzeugs genau diese Geschwindigkeit bei, wird das Pendeln zwar nicht stärker, es wird sich aber auch nicht wieder beruhigen. Theoretisch könnte man die ganze Urlaubsreise bis Spanien schwankend zurücklegen. Die einzige Möglichkeit, das Gespann zu stabilisieren: Bremsen.
In die Eisen
Je nach Bedarf muss es schon mal ein beherzter Tritt in die Eisen sein, um den Anhänger wieder zu beruhigen. Durch das Abbremsen läuft der Anhänger auf und aktiviert dabei seine eigene Bremse. Stammtischweisheiten, man solle sogar noch Gas geben, um das Pendeln los zu werden, sind reiner Humbug und sollten sofort wieder vergessen werden.
Auch die landläufige Befürchtung, der Anhänger könnte das Zugfahrzeug bei zu starkem Bremsen überholen, ist unberechtigt. Dies kann zwar unter Umständen passieren, aber dann war das Gespann sowieso schon so instabil, dass die Situation nicht mehr zu retten gewesen wäre.
Technischer Helfer
Um den Fahrer zu unterstützen bieten verschiedene Hersteller mittlerweile so genannte Anhängerstabilitätsprogramme an, die analog dem ESP dafür sorgen, dass nichts aus den Fugen gerät. Opel hat jetzt die zweite Generation des TSA (Trailer Stability Assist) vorgestellt. Es ist serienmäßiger Bestandteil der abnehmbaren Anhängerkupplungen, die Opel ab Werk für Astra, Vectra und Signum anbietet. In Kürze soll auch der Antara davon profitieren.
Das Anhänger-Stabilitätsprogramm im Zugfahrzeug wird aktiviert, sobald die 13-polige Steckdose der Anhängerkupplung angeschlossen wird. Es überwacht dann die Geschwindigkeit (es wird erst ab 70 km/h aktiv), die Querbeschleunigung, den Lenkwinkel und die Giergeschwindigkeit des Zugfahrzeuges um die eigene Achse. Daraus kann es eine vom Anhänger ausgelöste Schlingerbewegung erkennen.
Automatische Verzögerung
Ist dies der Fall, greift das System durch Gaswegnehmen und Bremseingriffe - gezielt an allen vier Rädern - ein, bis das Gespann wieder sicher in der Spur ist. Tritt diese Situation drei Mal hintereinander auf, löst das System automatisch einen stärkeren Bremsschlag aus und rüttelt damit auch den unaufmerksamsten Fahrer wach.
Die Überwachung der verschiedenen Kriterien dient auch dazu, gezielte Aktionen des Fahrers zu erkennen, in denen kein Eingriff nötig ist. Erfordert beispielsweise ein Ausweichmanöver einen heftigen Lenkeinschlag, erfolgt keine Regelung durch das TSA.
Grundsätzliche Tipps
Um gar nicht erst in solche Gefahrenmomente zu kommen, sollten Gespannfahrer ein paar einfache Tipps beachten. Oberstes Gebot ist natürlich das Tempolimit einzuhalten. In Deutschland dürfen mit Wohnanhänger 100 km/h gefahren werden. Außer in Frankreich (130 km/h) gilt im restlichen Europa fast einheitlich Tempo 80.
Auch sollten Überholmanöver am besten an Steigungen durchgeführt werden, auch wenn so ein größerer Kraftaufwand nötig ist. Dadurch, dass der Anhänger von der Schwerkraft nach hinten gezogen wird, gerät er nicht so leicht ins schlingern.
Stützlast ausschöpfen
Eine von vielen vernachlässigte Größe ist zu dem die Stützlast. 25 Kilogramm schreibt der Gesetzgeber vor, doch Anhänger sollten stets so beladen werden, dass die maximal erlaubte Stützlast voll ausgeschöpft wird. So kommt mehr Gewicht auf die Hinterachse des Zugfahrzeugs und das Gespann gewinnt insgesamt an Stabilität. Ob das Gespann gut austariert ist, erkennt man nach dem Ankoppeln: Zugwagen und Anhänger sollen eine horizontale Linie bilden.