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Bericht: Audi A7 Sportback – Für Schöngeister

Eins ist schon jetzt sicher: Wie alles, was Audi in der Vergangenheit auf die Straße brachte, wird sich auch der neue A7 Sportback wie geschnitten Brot verkaufen und automobile Schöngeister mit seiner eleganten Form begeistern.

So rechtfertigt die neue Luxus-Fließheck-Limousine schon vor ihrem Marktstart im Herbst 2010 den immensen Aufwand, den Audi für die Präsentation in der Münchner Pinakothek der Moderne betrieben hat.     
Dass Audi den fast fünf Meter langen A7 Sportback nicht in einer profanen Ingolstädter Werkshalle, sondern in der Münchner Pinakothek vorstellt, hat freilich politische Gründe. Ist doch die Ausstellungshalle nur einen Steinwurf vom BMW-Vier-Zylinder entfernt und der Ort des Geschehens damit auch ein kleiner Seitenhieb gegen die Münchner Kollegen. Von deren Gran Coupé gibt es bisweilen lediglich eine Studie und bis zur Markteinführung dauert es noch ein, zwei Jährchen.  Der Audi hingegen steht ab Herbst beim Händler und darf schon zuvor eifrig bestellt werden.

Nur ein Konkurrent

Bis der BMW endlich fertig ist, konkurriert der Audi A7 im Grunde nur mit dem alteingesessenen Mercedes CLS. Damit dieser mit dem niegelnagelneuen Audi mithalten kann, steht seine Neuauflage schon in den Startlöchern. Erlkönige sind reichlich unterwegs und auf dem Auto Salon in Paris debütiert die Serienversion.

Während der neue CLS auf der aktuellen E-Klasse und das BMW Gran Coupé auf dem seit kurzem erhältlichen Fünfer aufbaut, steckt unter dem eleganten Blechkleid des A7 bereits der neue Audi A6, der voraussichtlich im kommenden Jahr, spätestens aber 2012, aus der Taufe gehoben wird.

A8-Technik

Ein Großteil der Technik ist allerdings nicht neu, sondern stammt aus dem Flaggschiff A8, von dem der A7 auch das Front-Design geerbt hat. Vor allem das Multi-Media-System mit Google-Maps-Navigation und einem Touchpad zur handschriftlichen Zieleingabe ist bekannt und bewährt. Auch die markanten Voll-LED-Scheinwerfer stammen aus der Oberklasse und natürlich die zahlreichen Fahrereassistenzsysteme wie Tot-Winkel-Überwachung und Spurhalteassistent.

Letzterer greift dank der neuen, elektromechanischen Lenkung sogar aktiv ein, wenn der Wagen ungewollt die Spur zu verlassen droht. Ein sanfter Lenkimpuls soll den A7 zurück auf die richtige Bahn bringen. Zweiter Vorteil der neuen Lenkung: Der Audi A7 Sportback parkt automatisch rückwärts ein, wenn er eine ausreichend große Parklücke identifiziert hat. Der Fahrer muss nur noch Gasgeben und Bremsen. Inzwischen bieten die Ingolstädter außerdem auch eine Tempolimiterkennung, einen Nachtsichtassistenten und – ganz neu – endlich auch ein Head-Up-Display an, dass Geschwindigkeit und Navi-Hinweise in die Scheibe projiziert.

Reichlich Platz im Fond

Während Fahrer und Beifahrer in der ersten Reihe also mit reichlich High-Tech-Systemen beschäftigt sind, lädt der Fond mit zwei komfortablen Einzelsitzen zum Entspannen ein. 2,91 Meter Radstand ermöglichten es den Entwicklern, ein großzügiges Raumangebot zu schaffen, wo auch größere Mitfahrer sich wohlfühlen. Selbst das nach hinten flacher werdende Dach schränkt die Kopffreiheit nicht ein; auch mit 1,93 Meter Körpergröße hat man nach oben noch ausreichend Platz.

Das Highlight des A7 ist freilich das Fließheck mit der großen, weit öffnenden Klappe hinter der sich ein tiefer Kofferraum versteckt. Stolze 535 Liter passen standarmäßig rein und klappt man die beiden Sessel im Fond um, steigt der Stauraum auf 1.390 Liter. Doch selbst mit voller Bestuhlung sollten ein bis zwei Golfbags probemlos in das Gepäckabteil passen. Und mit bis zu 2,1 Tonnen Anhängelast kann sogar noch der Pferde- oder Bootsanhänger an den Haken.

Zitat aus der Vergangenheit

Übrigens: Das nach oben gezogene, hintere Dreiecksfenster und das steil abgeschnittene Heck – man nennt es boat tail – machen das Heck nicht nur besonders ansehnlich. Die beiden Stilelemente sind zugleich ein Zitat, mit dem Chef-Designer Stefan Sielaff an das Audi 100 Coupé S aus den Siebziger Jahren erinnern will.    

Der A7 Sportback kann freilich mehr als nur schön sein. Damit er die Dynamik, die er laut Sielaff schon im Stand ausdrückt, auch auf der Straße demonstrieren kann, treiben mindestens 204 PS den rund 1,6 Tonnen schweren Audi an – vorerst allerdings nur aus Sechs-Zylinder-Aggregaten generiert. Basisbenziner ist der 2.8 FSI, gleichstark ist der kleine Diesel 3.0 TDI. Er soll den A7 in 7,6 Sekunden auf Tempo 100 beschleunigen, der Ottomotor braucht dafür 8,3 Sekunden. Der stärkere Selbstzünder hat zwar nicht mehr Hubraum, dafür aber 245 PS und 500 Newtonmeter Drehmoment. Topmodell ist vorerst ein Drei-Liter-Kompressor-Benziner mit 300 PS, der die Sprintzeit auf 5,6 Sekunden verkürzt.

Kleiner Fauxpas

Was wäre ein Event nach Art der A7-Präsentation ohne einen kleinen Fauxpas. Den hatte sich im Freudentaumel ob seines neuesten Wurfs Michael Dick erlaubt, seines Zeichens Entwicklungsvorstand bei Audi, der stolz verkündete, kein Motor würde mehr als 190 Gramm CO2 verbrauchen. Zwar wäre der A7 damit der Heilsbringer für die vom Kohlendioxid gebeutelte Umwelt und es müssten nur genug Audis herumfahren, um das ganze CO2 zu verbrauchen. Doch meinte Herr Dick freilich auch nur die Emission des Treibhausgases.

In Treibstoffverbrauch umgerechnet bedeutet das, dass die beiden Benziner acht beziehungsweise 8,2 Liter je 100 Kilometer konsumieren. Der große Diesel schluckt im EU-Zyklus sechs Liter und sein kleiner Bruder soll – frontgetrieben – gar mit 5,3 Litern zu Rande kommen. Serienmäßig wird der Audi A7 mit Stopp-Start-Automatik und selbstverständlich einem Rekuperationssystem ausgeliefert.

Zunächst nur Allrad

Bis auf den kleinen Diesel, der allerdings noch nicht eingepreist ist, sind alle Motoren zunächst an den Allradantrieb quattro und damit auch an eine siebenstufige Automatik gekoppelt. Für den frontgetriebenen Selbstzünder bietet Audi sein stufenloses Getriebe Multitronic an. Unabhängig von der Antriebsart ist das Fahrdynamiksystem Audi Drive Select Serie; die überarbeitete Luftfederung gibt es gegen Aufpreis. Ebenfalls Standard sind 18-Zoll große Räder, die gegen Aufpreis auf bis zu 20 Zoll aufgestockt werden können.

Teure Optionen

Zum Schluss die spannendste Frage: Was kostet der Audi A7 Sportback? Für mindestens 51.650 Euro gibt es den 2.8 FSI, was einen Preisaufschlag von gut 10.000 Euro gegenüber dem antiquierten Audi A6 bedeutet. Für den großen Diesel möchte Audi 58.100 Euro, der Top-Benziner ist nochmals 500 Euro teurer. Hinzu dürften im Schnitt jeweils rund 20.000 Euro für Sonderausstattung kommen, denn die Aufpreisliste bietet zahlreiche Optionen zur Individualisierung.

Immerhin sind Xenon-Licht, die elektrisch öffnende und schließende Heckklappe, Klimaautomatik, ein Radio und der Tempomat serienmäßig. Die schicken LED-Scheinwerfer kosten 1.800 Euro, das Glas-Schiebedach 1.130 Euro, das Head-Up-Display gibt es für 1.380 Euro und das hochmoderne Navigations-System steht mit satten 3.500 Euro auf der Rechnung. Teurer ist nur noch das Bang & Olufsen Soundsystem, für das noch einmal 6.000 Euro auf den Tisch gelegt werden müssen.

Fazit

550.000 Autos hat Audi im ersten Halbjahr 2010 schon verkauft, über eine Million sollen es bis zum Jahresende werden. Das zu erreichen soll auch der neue Audi A7 Sportback unterstützen. Und der Vorstandsvorsitzende Rupert Stadler gibt sich selbstbewusst. Das Design sei immer noch Kaufgrund Nummer Eins. Und dass das klassische Audi-Design gefällt, hat die Vergangenheit gelehrt. So wird auch der A7 den Händlern aus den Händen gerissen werden. Ganz egal, ob man ein viertüriges Oberklasse-Fließheck-Modell nun tatsächlich braucht, oder nicht: Ein gelungener Wurf ist es auf jeden Fall.    

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