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Bericht: Ford Fiesta RS WRC in Trier – Das 2-Millionen-Euro-Leasing

Der Name Fiesta steht eigentlich für einen praktischen und bezahlbaren Kleinwagen. Doch Ford’s Dauerbrenner kann auch anders: Als WRC-Rallye-Fahrzeug ist er nämlich alltagsuntauglich und zudem abartig teuer.

So beläuft sich sein Jahres-Leasing auf schlappe zwei Millionen Euro und darf man danach den Wagen nicht einmal behalten. Wir konnten bei der Deutschland Rallye in Trier Ende August 2012 das Profi-Spielzeug einmal hautnah erleben. So wirklich viel Original-Fiesta kann die in Handarbeit bei M-Sport aufgebaute WRC-Version ohnehin nicht bieten. Eigentlich erhält die Sportfahrzeug-Manufaktur von Ford lediglich die Rohkarosserie aus dem Serienbau, die dann noch umfangreich modifiziert und so für den harten Rallye-Einsatz vor allem massiv verstärkt wird. Alles wird hier der Performance untergeordnet.

So kommen auch beim Fahrwerk allein dem Rennsport vorbehaltene Hochleistungskomponenten zum Einsatz. Ebenso haben die Karosserieteile nichts mit denen aus der Großserie gemein, obwohl der WRC-Version die schnittige Formensprache des Originals in ihren Grundzügen erhalten geblieben ist. Allerdings steht sie mit ausgestellten Radhäusern, Luftöffnungen und Heckspoiler wesentlich aggressiver auf dem Asphalt.

Kleiner Eco mit riesigem Boost

Beim Antrieb ist wiederum die Basis ein 1,6-Liter-Ecoboost-Motor, der mit den gleichnamigen Serienaggregaten ebenfalls kaum noch Gemeinsamkeiten aufweist. Das Triebwerk wurde mit Hilfe von Benzindirekteinspritzung und Garret-Turbosystem mit 33 mm großem Einlassrestriktor und Ladeluftkühler auf stämmige 300 PS und 450 Newtonmeter Drehmoment hochgepowert. Technisch wäre selbstredend mehr Leistung möglich, doch strenge FIA-Regularien setzen hier Grenzen.

Über ein sequentielles 6-Gang-Getriebe mit konventionellem Schalthebel wird die üppige Kraft über den permanenten Allradantrieb mit mechanischen Differenzialen an Vorder- und Hinterachse auf die Straße gebracht. Der aufgrund der FIA-Regularien mindestens 1,2 Tonnen schwere WRC-Fiesta soll damit in unter vier Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100 sprinten. Bei der Höchstgeschwindigkeit bewegt sich der Hightech-Fiesta hingegen auf dem Niveau seiner zahmen Serienbrüder: Dank kurzer Getriebeübersetzung sind maximal 190 km/h möglich. Für die Streckenprofile im Rallye-Wettbewerb reicht das vollkommen aus.

Extrem teurer Spaß

Mit diesem Fiesta sind derzeit fünf Teams in der laufenden WRC-WM 2012 unterwegs, zwei für das offizielle Ford-Werksteam und drei weitere für andere Teams. Wer mit einem Fiesta RS an der WRC-Rallye-WM teilnehmen will, muss für die gesamte Saison rund zwei Millionen Euro einplanen. Neben dem Auto erwirbt man damit zudem ein Rund-um-Versorgungs-Paket. Hier hat dann auch das private Rallye-Team die gleichen Ressourcen wie ein Werksteam und kann man also den Service-Park mit großzügigen Aufenthaltsräumen und angeschlossener Werkstatt samt Service-Team nutzen. Enthalten ist dabei außerdem die Ersatzteilversorgung, die Transportlogistik und die Versorgung mit Reifen.

Eine Rallye ist immer auch eine Materialschlacht und allein die Reifen-Versorgung ein beeindruckendes Logistik-Beispiel für den irren Aufwand, der hier betrieben wird. So ist zum Beispiel der Reifenspezialist Michelin zur Rallye in Trier mit fünf Lkws und 2.000 Reifen angereist. Allein zehn Michelin-Mitarbeiter sind das ganze Rennwochenende mit dem Wechseln von Reifen beschäftigt. Jeder Rallye-Teilnehmer darf nämlich über den Zeitraum der Veranstaltung 35 Reifen einsetzen, wobei für jeden WRC-Teilnehmer nur zwei Reifentypen zur Wahl stehen: 35 harte und 22 weiche Reifen. Entsprechend werden pro Weltmeisterschaftslauf rund zwei Drittel der von Michelin angelieferten Reifen verbraucht.

Ein Kilometer kostet 100 Euro

Und dieser Verbrauch geht irrsinnig schnell. In der Reifenstation von Michelin werden uns frisch abgezogene Gummis gezeigt, die im Vergleich zu neuen Reifen um Jahre gealtert aussehen. Dabei musste dieser Reifen nur einen Wimpernschlag von 80 Kilometer halten. Selbstredend verursacht allein der Verbrauch der Reifen erhebliche Kosten. Einen Stückpreis will Michelin nicht nennen, da ohnehin irgendwie alles untereinander verrechnet wird. Eine imposante Zahl wird uns allerdings verraten: Allein der allgemeine Verschleiß eines Fiesta RS WRC verschlingt pro Wettbewerbs-Kilometer aberwitzige 100 Euro.

Im Wettbewerb wird eben auch knallhart gefahren und die Wagen alles andere als geschont. Reifenpannen sind an der Tagesordnung, aber auch Fahrwerk und Karosserie bekommen einiges ab. Da über ein Rallye-Wochenende mehrere Wertungsprüfungen angesagt sind, wird ein beschädigtes Fahrzeug zwischen den Wertungen schnell wieder repariert, um dann fit für den nächsten Einsatz zu sein.

Solberg enttäuscht, Latvala punktet

Einer tiefgreifenden Reparatur-Arie musste sich zum Beispiel der WRC-Fiesta von Ford-Werksfahrer Petter Solberg unterziehen. Auf der trickreichen Panzerplatte ist der Ex-Weltmeister am zweiten von drei Wertungstagen mit einem Felsen kollidiert und sorgte die beschädigte Hinterradaufhängung für eine längere Zwangspause. In der Endwertung warf dies Solberg auf den enttäuschenden zwölften Platz zurück. Immerhin landete Teamkollege Latvala mit seinem Fiesta WRC am Ende auf einen erfreulichen zweiten Platz. Sieger war übrigens der Podiums-Dauerabonnent und Titelanwärter Sebastian Loeb, der mit seinem Citroën wieder einmal eindrucksvoll sein Ausnahmekönnen demonstrierte.

Den Rallye-Fans war in jedem Fall beim neunten von insgesamt 13-Weltmeisterschaft-Läufen viel geboten: Ob auf der Panzerplatte, in den Weinbergen oder auf dem Stadtrundkurs in Trier rund um die Porta Nigra - die in mehreren Klassen gestarteten Fahrzeuge zeigten sich an vielen Einsatzorten, allerdings stets auf Asphalt. Und auch auf den Fernwegen zwischen den einzelnen Wettkampfschauplätzen konnte man die Rallye-Boliden fahren sehen, denn die grundsätzlich straßenzugelassenen Fahrzeuge müssen auf eigener Achse zur nächsten Wertungsprüfung fahren.

Im September geht es weiter

Zum nächsten großen Weltmeisterschaftslauf, der Wales Rally GB, werden die Wettbewerbsfahrzeuge allerdings in Lkws vorgefahren. Zusammen mit einem gewaltigen Tross weiterer Laster, die die Service-Parks, Ersatzteile und Reifen mitbringen. Mitte September 2012 entsteht dann in Cardiff für eine Woche eine kleine Rallye-Stadt, zu der wohl wieder zehntausende Fans pilgern und anschließend bei Wind und Wetter die Strecken der Wertungsprüfungen säumen werden, nur um ein paar irrsinnig teuren Fiestas beim Staubaufwirbeln zuzuschauen.

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