Doch kann das kleine autonome Eiland auch auf eine legendäre Autobau-Geschichte verweisen. In den frühen 1960er Jahren baute dort nämlich der Hersteller Peel mit den Modellen P50 und Trident die kleinsten Autos der Welt. Jetzt gibt es eine auf 50 Exemplare limitierte Neuauflage des Ultrazwergs – ganz zeitgemäß mit Elektroantrieb. Der Topgear-Film zum historischen P50 gehört gewiss zu den Sternstunden des Augenzwinker-Motorjournalismus. Wie sich Jeremy Clarkson in den Einsitzer reinfaltet, der ganz zufällig neben einer monströs wirkenden Isetta parkt, wie er anschließend mit dem P50 den Fahrstuhl benutzt und durch die Büros der BBC herumirrt – für jeden Autofan ist dieser achtminütige Youtube-Streifen ein Muss. Und im gewiss nicht langweiligen Londonder Straßenverkehr mutiert der Topgear-Moderator unterwegs im historischen P50 zum großen Hingucker.
Auch wenn Jeremy Clarkson den P50 sehr vergnüglich präsentiert, das Fahren mit dem Peel-Mobil ist eigentlich eine Zumutung. Das dreirädrige Gefährt ist technisch äußerst simpel gestrickt, extrem unsicher, eng, heiß und laut. Als Vortriebsquelle dient ein rund vier PS starker Zweitakt-Einzylinder von DKW mit nur 50 Kubikzentimeter Hubraum, kombiniert mit einer Drei-Gang-Schaltung. Immerhin bis zu 70 km/h schnell soll der P50 damit werden.
Rangieren per Hand
Einen Rückwärtsgang gibt es nicht, rangiert wird manuell. Der P50 hat deshalb einen speziellen Griff am Heck und lässt sich angesichts der etwas über 60 Kilogramm Gewicht locker per Hand in jede Richtung drehen. Das extreme Verzichtsmobil kam beim Verbraucher übrigens nicht sonderlich gut an; insgesamt wurden nur 120 Peel-Dreiräder gebaut.
Nein, technisch vermag der Peel in keinster Weise faszinieren. Es sind vor allem die Außenabmessungen des reinen Einsitzers, die den Exoten zum Kultmobil qualifizieren. Das Fahrzeug hält mit 1,34 Meter Länge sogar den offiziellen Rekord als kleinstes Serienauto der Welt und sorgt damit im Straßenbild für absurd anmutende Größenverhältnisse. Ein Smart Fortwo macht sich im direkten Vergleich als Riese aus. Eine besondere Eleganz oder Attraktivität bietet das Pragmatismus-Design des P50 hingegen nicht. Und auch der Trident mit seiner Plexiglas-Fahrgastkugel sieht einfach nur skurril und abscheulich aus.
E-Mobil mit revolutionärem Rückwärtsgang
Vor allem weil der P50 und sein Zweisitzer-Bruder Trident dank Zwergenwuchs derart viel Aufmerksamkeit generieren, haben zwei Jungunternehmer aus London eine limitierte Neuauflage der beiden Peel-Zwerge beschlossen. Allerdings handelt es sich dabei nicht um einen Original-Nachbau in allen Details. Vielmehr sollen die Liliput-Autos sogar von einigen Errungenschaften des modernen Autobaus profitieren. Und beim Antrieb kommt statt eines wild qualmenden Zweitaktmotors ein rein elektrisches Aggregat zum Einsatz. Dieser wird sogar – und das ist schon fast eine Revolution – über einen Rückwärtsgang verfügen.
War der Original-Peel aus den frühen 1960er Jahren noch als besonders preiswerte Mobilitätsalternative zum Motorrad gedacht, ist die Neuauflage ein reines Poser-Fahrzeug ohne jeglichen Anspruch, sich als modernes Ökomobil aufzuspielen. In ein derart zwergenhaftes Auto setzt man sich nur ungern hinein, ist doch der einzige Komfort sein Regenschutz. Für Leute, die gerne auffallen wollen oder eine mobile Werbefläche brauchen, sind die neu aufgelegten Kultmobile P50 oder Trident gewiss interessante Objekte.
Viel Kult für wenig Geld
Weil der Original-P50 auf das Allerwesentlichste reduziert war, konnte er auch besonders günstig angeboten werden. 199 Britische Pfund musste man in den 1960er Jahren bezahlen, was umgerechnet etwas über 2.000 D-Mark waren. Ein gutes Motorrad kostete damals sogar einige hundert D-Mark mehr.
Für den Neuzeit-Peel gilt das Gleiche, zumindest in seiner Basisversion. Diese soll für bereits 8.000 Britische Pfund zu haben sein, wer noch einige Nettigkeiten ordert und eine stärkere Antriebsversion möchte, kann den Preis sogar auf bis zu 28.000 Pfund steigern. Für umgerechnet also zwischen 9.000 und 32.000 Euro kann man in England einen P50 oder Trident bei Peel Engineering bestellen. Interessenten sollten sich allerdings beeilen: Von den maximal 50 Neuzeit-Peel ist bereits ein Großteil verkauft.