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Bericht: Nokian-Reifen – Was nur wenige wissen

Den Reifenhersteller Nokian kennen in Mitteleuropa nur wenige Autofahrer.

Zu Unrecht, denn die Finnen sind die Erfinder des Winterreifens, haben eine 75-jährige Kompetenz in Sachen Pkw-Reifen, machten die ersten Winterpneu-Tests und haben mindestens ein Sicherheits-Detail, das kein anderer Reifenhersteller bieten kann …
Sie kennen Nokian nicht? Macht was. Denn die Finnen gehören nicht nur in Nordeuropa zu den Topsellern, wenn es um das Schwarze Runde geht. Seit 1934 kümmern sich die aus dem südfinnischen Nokia stammenden Tüftler um die Sicherheit der Autofahrer, besonders im Winter. Der erste Reifen, der speziell für Schnee entwickelt wurde, kam von Nokian, die bis vor einigen Jahren noch zum Telefongiganten Nokia gehörten. Jetzt ist Bridgestone zwar Anteilseigner (20 Prozent), aber nach Aussagen von Nokian auch nicht mehr.

Topqualität

Produziert werden die Reifen, die fast weltweit erhältlich sind, in einem Werk in Nokia und einem in der Nähe von Stankt Petersburg. Die russische Produktionsstätte eröffnete 2006 und liefert exakt die Qualität, die auch in Finnland von den Bändern rollt. Das sei oberste Priorität, wie uns Presse- und Marketing-Chef Antti-Jussi Tähtinen erklärte. „Unseren Kunden müsse Topqualität garantiert werden“. Klar, denn billig sind Nokian-Reifen nicht. So gehören sie eher zu den hochpreisigen Vertretern. Dass das Preis-Leistungs-Verhältnis dennoch stimmt, beweisen sie seit Jahren mit stets guten bis sehr guten Reifentest-Ergebnissen.

Auf den Lorbeeren ausruhen wollen sich „die aus Nokia“, was Nokian übersetzt heißt, aber nicht. Daher präsentieren sie in Ivalo derzeit zwei neue Winterreifen, die speziell für die nicht ganz so kalten Gefilde in Mitteleuropa zugeschnitten sind. Denn Nokian hat nicht nur einfach Winterreifen, sondern Winterreifen für richtig kalte Länder, etwa den legendären Hakkapeliitta und Winterreifen für gemäßigte Minustemperaturen. Die zwei neuesten Spezialisten für die kalte Jahreszeit, die ab Herbst 2011 bei den Händlern erhältlich sein werden, heißen WR D3 und WR A3.

Zwei kommen, einer geht

WR D3 und WR A3 ersetzen den WR G2, der für sämtliche Größen entwickelt wurde. Warum nun zwei neue Reifen? WR D3 steht für direktional. Die Pneus sind für kleinere Fahrzeuge mit dem Geschwindigkeitsindex T (bis 190 km/h) und H (bis 210 km/h) gemacht, die Reifengröße reicht von 13- bis 17-Zoll. Den WR A3 gibt es bis 255/35 R20 und mit der Geschwindigkeitsfreigabe W (bis 270 km/h). Das legt den Verdacht nahe, dass der asymmetrische A3 speziell für leistungsstarke Fahrzeuge gemacht ist.

Diese Separierung ist sinnvoll, sind doch die Anforderungen bei einem 70-PS-Auto mit 155er-Schmalreifen andere, als bei einem mit 20-Zoll-Walzen bereiften Porsche mit 500 PS. Bei Porsche ist Nokian übrigens seit Jahren Erstausrüster für Fahrzeuge, die auf Kundenwunsch mit Winterbereifung ausgeliefert werden. Und Porsche vertraut auch bei den Winterfahrtrainings auf finnisches Wissen, wie wir in Ivalo, nördlich des Polarkreises, selbst sehen konnten.

Ansonsten aber interessiert die Nokian-Entscheider das Erstausrüstergeschäft nicht sonderlich, denn die Margen sind gering und die große Abnahme der Autohersteller würde viel Produktionskapazität binden, die anderweitig sinnvoller, weil ertragreicher genutzt werden kann. So gehört Nokian nach eigenen Angaben auch zu den profitabelsten Reifenherstellern mit einem steten, gesunden Wachstum. Rund 3.500 Mitarbeiter sind derzeit für dieses Vorankommen verantwortlich.

Nördlichstes Testareal

Weniger wachsen muss das riesige Testareal (target=undefined), das sich unweit von Ivalo zwischen und auf finnischen Seen ausbreitet. Hier herrschen von November bis April beste, weil gleichbleibende Testbedingungen. Temperaturen von -25 Grad sind hier eher die Regel als die Ausnahme, tagsüber, versteht sich.

Hier oben wurden auch die beiden neuen Kaltreifen ausgiebig getestet. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Sowohl der Nokian WR D3 als auch der WR A3 konnten in allen Belangen im Vergleich zum Vorgänger verbessert werden. Nokian ist einer der wenigen Reifenhersteller, die das Thema Schneematsch als wichtiges Testkriterium mit in die Entwicklung einfließen lassen. Spezielle Schneeschaufeln am D3 und polierte Rillen bei beiden neuen Pneus sollen die Aquaplaning-Neigung sowohl bei Nässe als auch bei Schneematsch verringern.

DSI ist genial

Einmalig ist auch der Driving Safety Indicator (DSI). Hierbei sind in den mittleren Profiblock an verschiedenen Stellen Ziffern (von 8, 6 bis 4) eingestanzt, die anzeigen, wie viel Restprofiltiefe noch vorhanden ist. Verschwindet beispielsweise die Ziffer Vier, sollte man ans Wechseln der Winterreifen denken. Gleichzeitig verblasst auch eine Schneeflocke, die ebenfalls ins Profil eingestanzt ist und verkündet damit, dass die Schneetauglichkeit des Pneus nun eingeschränkt ist und die Reifen in einigen Ländern im Winter gar nicht mehr gefahren werden dürfen.

In Deutschland ist es erlaubt, Winterreifen bis auf 1,6 Millimeter runterzufahren, sinnvoll ist das jedoch nicht. Skiurlauber in Österreich sollten beispielsweise darauf achten, dass sie nicht unter die Vier-Millimeter-Marke kommen, denn dann bitten unsere Nachbarn zur Kasse – zu Recht.

DSI haben bei Nokian auch die Sommerreifen, die ebenfalls zu den guten Produkten gehören, wie Reifentests und eigene Erfahrungen bestätigen. Doch die Kernkompetenz der Finnen liegt eindeutig im Winterreifen. Immerhin kommen 75 Prozent der Pneus mit dem feinen Lamellen-Profil aus den Werken. 1936 spuckte das kleine Unternehmen 20.000 Reifen im Jahr aus. 75 Jahre später sind es 20 Millionen.

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