Nur sehr selten sah man ihn dagegen als Cabrio - dann das gab es eigentlich gar nicht. Vom offenen Rekord C wurden nur um die 50 Fahrzeuge gefertigt, und das nicht einmal von Opel selbst. Wir waren mit einem davon bei der Bodensee-Klassik-Rallye unterwegs. „Traumauto, zu dem auch die Vernunft rät“, hatten sich die Werber seinerzeit als Slogan für den Opel Rekord C ausgedacht, der von 1966 bis 1972 vom Band in Rüsselsheim lief. Und rein optisch hat sich der Bestseller tatsächlich an den damaligen, automobilen Träumen aus Amerika orientiert - konkret an der Chevrolet Chevelle, die ganz offiziell als Vorbild galt.
So ähnelt die Karosserie des Rekord C den US-Straßenkreuzern: Große, klare Flächen und die an allen vier Ecken angedeuteten Flossen verwiesen auf die amerikanischen Wurzeln. Denn schließlich gehörte Opel seinerzeit schon längst zu GM. Schnell bekam der Rekord den Beinamem „Coke Bottle“: Seine gewellte Schulterlinie und der fast schon erotische Hüftschwung erinnerten viele an die Rundungen der damaligen Coca-Cola-Flaschen.
Cabrio von Deutsch
Ab Werk war der Rekord als zwei- oder viertürige Limousine und als Caravan sowie als Lieferwagen und als Coupé erhältlich. Letzteres gilt heute noch ob seiner fehlenden B-Säulen als elegantestes Modell der Baureihe. Abgesehen vom Cabrio natürlich, das allerdings nicht bei Opel gebaut wurde.
Verantwortlich für die Offen-Version zeichnete der Kölner Karosserieschneider Karl Deutsch, der dem Rekord Coupé ab 1967 gegen 4.000 D-Mark Aufpreis das Dach abgenommen hat. Zum Vergleich: Der günstigste Rekord war damals für 7.590 Mark erhältlich. Viele Käufer entschieden sich allerdings nicht für den Umbau, nur rund 50 Cabriolets sind seinerzeit bei Deutsch entstanden.
75 PS reichen aus
Angetrieben wird unser mit der Produktionsnummer 44 versehene, offene Flitzer von einem 1,7 Liter großen Vierzylinder-Motor, einer von sechs erhältlichen Motorisierungen. Mit seinen 75 PS war er zwar nicht das Topmodell; Opel hatte sogar eine „Sprint“-Variante mit 106 PS im Angebot. Doch reicht die Leistung aus, um das knapp über eine Tonne schwere Rekord Cabriolet auf fast 150 km/h zu beschleunigen.
Verglichen mit der Neuzeit ist das freilich nicht viel. Doch Onkel Hebert fühlte sich sicher mehr als schnell, wenn er sich mit der Atika-Zigarette im Mund auf den riesigen Sesseln – ohne jeglichen Seitenhalt - lümmelte und den Wagen mit einem kräftigen Tritt aufs Gaspedal in nur zwanzig Sekunden auf Tempo 100 beschleunigen konnte. Die 127 Newtonmeter des „1,7S“ machten es möglich.
Schon mit vier Gängen
Beschwert man sich heute bereits über Fünfgang-Getriebe, so versetze man sich ins Jahr 1968, als die Opelaner groß den Einzug der Viergang-Schaltung feierten. Unser Cabrio für die Oldtimer-Ausfahrt kam bereits in diesen Genuss, vorher musste man sich mit drei Gängen begnügen. Alternativ dazu hatte Opel aber bereits damals eine Olymat-Halbautomatik von Fichtel & Sachs im Angebot - nach eigenen Angaben allerdings vor allem für Kriegsversehrte und Hausfrauen.
Doch Hausfrau hin und her, der Rekord C stand damals generell für technischen Fortschritt: So wurde die blattgefederte Hinterachse durch die Fünf-Lenker-Achse ersetzt, die mit Schraubenfedern, vier Längslenkern und Panhardstab für ein deutlich stabileres Fahrverhalten sorgte; die Konkurrenz verbaut dagegen noch bis Ende der Siebziger Jahre die altertümliche Postkutschenkonstruktion. Trotzdem: Aus heutiger Sicht fährt sich vor allem das Cabrio, dem Verwindungssteifigkeit ein Fremdwort ist, wie auf rohen Eiern.
Mit Sicherheit
Der Rekord C war das erste Mittelklasse-Fahrzeug mit serienmäßigem Zweikreis-Bremssystem mit Bremskraftverstärker und auch anderen Sicherheitsmerkmalen wie etwa Knautschzonen. Optional waren sogar Anschnallgurte erhältlich - wenngleich man auf Kopfstützen verzichtete. So verwunderte es nicht, das Opel den Rekord im Jahr 1966 auf dem erst kurz zuvor eröffneten Prüffeld Dudenhofen der Öffentlichkeit präsentierte, wo sich der Wagen gleich auf einer 32 Kilometer langen Teststrecke beweisen musste.
Solch einer Prüfung würde man den Rekord heutzutage selbstverständlich nicht mehr unterziehen, zumal in unserem Exemplar auf die Sicherheitsgurte verzichtet wurde. Vor allem die verbliebenen Cabrios werden inzwischen gehegt und gepflegt und dürfen die schützende Garage nur an sonnigen Tagen verlassen. Wie etwa zur Dreiländer-Tour Bodensee-Klassik, bei der man mit dem offenen Rekord noch immer die Blicke auf sich zieht... und es immerhin auf Platz 18 schaffen kann.