Was genau ist E10?
Super E10 ist ein Ottokraftstoff, der aus konventionellem Benzin und einem zehnprozentigen Bio-Ethanol-Anteil besteht. Dadurch unterscheidet er sich von normalem Super E5, welches lediglich zu 5 Prozent aus Ethanol besteht. Der Alkohol wird in der Regel aus nachwachsenden Energiepflanzen gewonnen, in Deutschland meist aus Getreide oder Rüben. Die Beimischung ist gesetzlich geregelt und soll helfen, die Erfordernisse der Erneuerbare-Energien-Richtlinie der EU zu erfüllen. Diese schreibt vor, dass jedes Mitgliedsland bis 2020 mindestens 10 Prozent des Energieverbrauchs im Straßenverkehr aus erneuerbaren Quellen deckt.
Die Regelung war dazu gedacht, die Umwelt zu schonen, gleichzeitig aber auch die Abhängigkeit von Erdöl zu mindern und die Autoindustrie beim Erreichen der CO2-Grenzwerte zu unterstützen. In Deutschland wurde zum Jahreswechsel wie geplant die Treibhaus-Minderungsquote im Straßenverkehr von 4 auf 6 Prozent erhöht, was eine höhere Beimischung von Ethanol erfordert. Das dürfte auch einer der Gründe für die aktuelle Minimierung der Preisdifferenz sein: Weil die Nachfrage nach Ethanol steigt, steigt auch der Preis, worunter vor allem der stärker ethanolhaltige E10-Sprit leidet.
Wie hoch ist der Marktanteil von E10?
In rund einem Jahrzehnt konnte sich der Ethanol-Sprit hierzulande nicht richtig durchsetzen. 2017 kam er auf einen Marktanteil an den Benzinsorten von 13,4 Prozent, 2018 waren es nur noch 12,9 Prozent. E5 kam auf 82,5 Prozent, Super Plus auf 4,5 Prozent. Insgesamt betrug der Benzinverbrauch in Deutschland 2018 rund 17,8 Millionen Tonnen.
Lohnt sich das Tanken von E10 finanziell?
Als der Ethanolsprit Anfang 2011 eingeführt wurde, war der Liter rund 4 Cent billiger als bei normalem Super. Das sollte damals ausgleichen, dass bei den meisten Autos der Verbrauch im E10-Betrieb steigt, im Schnitt im 1,5 bis knapp 2 Prozent. In der Regel fuhr man dadurch mit dem Alternativ-Kraftstoff etwas günstiger. Die Preisdifferenz ist in den vergangenen Jahren jedoch gesunken, zunächst Richtung 2 Cent, mittlerweile ist sie oft ganz verschwunden. Berücksichtigt man den Mehrverbrauch, dürfte sich das Tanken für den Geldbeutel in der Regel nicht mehr auszahlen. Allerdings verbrauchen einzelne Modelle im E10-Betrieb sogar weniger – in diesen Fällen rechnet sich der Alternativ-Sprit natürlich. Wer nicht sicher ist, probiert es aus.
Ist E10 gut für die Umwelt?
Wie ökologisch der sogenannte Öko-Sprit ist, ist umstritten. Grundsätzlich verringert sich durch den Einsatz von E10 die Abhängigkeit von fossilem Erdöl. Dazu kommt eine zumindest oberflächlich ausgeglichene CO2-Bilanz des beigemischten Ethanols: Denn bei dessen Verbrennung wird nur so viel CO2 frei, wie die Rohstoff-Pflanzen während ihres Wachstums gespeichert haben. Insgesamt rechnet der Bioethanol-Branchenverband BDBE mit 3,1 Millionen eingesparten Tonnen CO2 in Deutschland pro Jahr. Allerdings fallen bei Anbau, Verarbeitung und Transport ebenfalls Emissionen an, was die Gesamtbilanz belastet.
Wie sieht die Umweltbilanz beim Anbau der Energiepflanzen aus?
In Deutschland existieren Einschränkungen bezüglich der Anbauflächen für Energiepflanzen, um biologisch wertvolle Gebiete zu schützen und keine Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion aufkommen zu lassen. Umweltschützer kritisieren die Vorgaben jedoch als teilweise unwirksam und befürchten, dass beispielsweise brach liegende Wiesen und Wälder für den Anbau von Energiepflanzen geopfert werden. Dazu kommen generelle Bedenken gegenüber Biosprit: Statt relativ ineffizient im Auto verfeuert zu werden, könnte Biomasse möglicherweise besser direkt zur Stromerzeugung im Kraftwerk genutzt werden.
Ist E10 gut für das Auto?
Bei der Einführung gab es bei vielen Autofahrern große Bedenken hinsichtlich der Verträglichkeit von E10. Die waren aus heutiger Sicht meist unbegründet, lediglich bei Fahrzeugen mit einem Baujahr vor 2000 können in Ausnahmefällen Probleme auftreten. Angaben zu den betroffenen Modellen finden sich beispielsweise in der Broschüre „E10-Verträglichkeit von Kraftfahrzeugen“, die die Deutsche Automobil Treuhand (DAT) auf ihrer Webseite zur Verfügung stellt. Auch Vertragshändler und Hersteller wissen Bescheid.
Wie viel Bio-Ethanol wird in Deutschland produziert?
Im Jahr 2018 wurden laut BDBE rund 613.000 Tonnen des Alkohols für den Kraftstoffmarkt produziert. In den Vorjahren lag der Wert teilweise deutlich höher, 2015 etwa bei rund 740.000 Tonnen. Als Rohstoff wird zu 70 bis 80 Prozent Futtergetreide, häufig Weizen, verwendet. Zuckerrüben kommen auf 20 bis 30 Prozent. Sonstige Stoffe, etwa organische Abfälle, spielen kaum eine Rolle. Außer für die Kraftstoffproduktion wird Bio-Ethanol auch für die Nahrungsmittelherstellung und in der Industrie genutzt, insgesamt liegt die jährliche Produktion in Deutschland bei knapp 754.000 Tonnen. (Text: hh/sp-x,tv)