Rettet die Welt – nur nicht heute
Es ist schon ein paar Tage her, damals im Frühsommer 2022 am Comer See. Anlässlich des "Concorso d’Eleganza Villa d’Este" zeigte uns BMW in einer schwarzen Box - man könnte sie auch die Büchse der Pandora nennen - bereits das fertige Serienauto. Ein Auto, das Klimaaktivisten das vegane Leberwurstbrot aus der Hand fallen lässt. Sozusagen einen fahrenden Mittelfinger mit Verkaufsgarantie: Den neuen BMW XM (Kraftstoffverbrauch kombiniert: 1,6-1,5 l/100 km; Stromverbrauch kombiniert: 30,1-28,9 kWh/100 km; elektrische Reichweite: 82-88 km; CO2-Emissionen kombiniert: 36-33 g/km)².
Der Koloss aus dem BMW-Werk in Spartanburg bringt es nicht nur auf wahnwitzige 653 PS, sondern wiegt gleichermaßen stolze 2.785 Kilogramm. Das ist zwar weit weg von rekordverdächtig (ein Mercedes G500 4x4 wiegt beispielsweise 3.021 Kilogramm), doch sind die annährend 2,8 Tonnen für ein BMW M Modell einigermaßen ungewöhnlich. Man wird bei den Garchingern zwar nicht müde zu betonen, dass er so einiges auf dem Kerbholz hat, doch die vielzitierten Reminiszenzen an vergangene Sportlerlegenden sucht man dann doch eher mit der Lupe.
653 PS Plug-in Hybrid mit M Kuschel-Lounge im Fond
Viel mehr sind es beleuchtete XXL-Nieren, fette 23 Zoll Felgen und gleich zwei BMW-Logos in der Heckscheibe, die neben den hexagonalen Doppelauspuffrohren für Furore sorgen. Du dachtest ein Ferrari Purosangue wäre ein Stilbruch? Dann warte, bis du den Innenraum gesehen hast. Vorne gibt es straffes M Multifunktionsgestühl, hinten dagegen eine kuschelige „M Lounge“ zu erklimmen. Kissen inklusive. Bei der ersten Sitzprobe im Frühsommer bestach der XM vor allem durch sehr viel Platz im Fond, wobei es auch im Rest des 5,11 Meter langen Über-SUV eher nicht zu klaustrophobischen Anfällen kommt. Haken wir noch schnell das Kofferraumvolumen von 527 bis 1.820 Liter ab und widmen uns dann dem eigentlich wichtigen. Den Motoren.
Schließlich trägt der BMW XM als erster Plug-in Hybrid der M GmbH gleich zwei Herzen in seiner Brust. Das eine altgedient, 4,4 Liter groß und für sich genommen 489 PS sowie 650 Nm stark. Man betont eine umfangreiche Weiterentwicklung, doch bestätigen lässt sich das im Moment noch nicht. Und dann wäre da freilich noch der in die Achtgang-Automatik integrierte Elektromotor, gut genug für 197 PS und weitere 280 Nm Drehmoment. Ist die 25,7 kWh große Batterie im Fahrzeugboden prall gefüllt, sprintet der BMW XM dank einer bereinigten Systemleistung von 653 PS und 800 Nm in 4,3 Sekunden von null auf Tempo 100. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei abgeregelten 270 km/h. Eher nebensächlich: Die elektrische Reichweite beträgt bis zu 88 Kilometer nach WLTP, geladen wird mit eher mageren 7,4 kW.
Doch es kommt noch doller
Klingt alles schön und gut, fällt aber irgendwie gegen Aston Martin DBX (Kraftstoffverbrauch kombiniert: 14,3 l/100 km; CO2-Emissionen kombiniert: 269 g/km)² und Porsche Cayenne Turbo GT (Kraftstoffverbrauch kombiniert: 11,9-11,6 l/100 km; CO2-Emissionen kombiniert: 271-264 g/km)² nicht so richtig auf? Ende 2023 folgt die nächste XM-Eskalationsstufe mit dem Namenszusatz „Label Red“.
Dann sollen voraussichtlich bis zu 748 PS und 1.000 Newtonmeter Drehmoment möglich sein (Vorserie, Homologation ausstehend)². Teilen werden sich beide Motorausbaustufen hingegen mit Sicherheit das Fahrwerk. Luftbalge kommen nicht zum Einsatz, die Spreizung zwischen Sport und Komfort soll alleinig mittels adaptiver Dämpfer gelingen. Damit der Koloss auch wirklich kurventauglich wird erhält er zudem eine serienmäßige Hinterachslenkung sowie eine 48V-Wankstabilisierung.
Allradantrieb ist bei einem X-Modell natürlich ebenfalls gesetzt, Späße wie eine abschaltbare Vorderachse sparte man sich allerdings. So präsentiert der BMW XM grundlegend einen 4WD-Mode, kann per iDrive allerdings auch in einen heckbetonteren 4WD-Sportmodus versetzt werden. Dieser ist zudem die Grundlage, um den großen M in den Dünenmodus 4WD-Sand zu versetzen. In ihm lassen sich das M Sportdifferenzial sperren, das ESP (bei BMW DSC) ist gänzlich abgeschaltet und zudem soll der xDrive-Allrad ein wenig traktionsoptimierter daherkommen. Wofür das ganze Spektakel? Richtig, einer der Hauptmärkte wird neben China und den USA der Nahe Osten sein.
Etwas Pomp darf es schon sein
Nochmals ein kleiner Blick ins Interieur: Neben der bereits angeschnittenen BMW M Kuschelecke im Fond bieten die Münchner alles an, was derzeit im eigenen Modellprogramm Rang und Namen genießt (sofern es lieferbar ist). Head-up Display, ein ineinander übergehendes Curved-Display mit digitaler Kombianzeige und Infotainment-Screen, iDrive mit Operating System 8 sowie einen Dachhimmel mit 100 LEDs (Rolls-Royce lässt grüßen). Komplettiert wird das Interieur durch haufenweise Vintage-Leder, Alcantara und Carbon-Elemente.
Marktstart und Preise
Dich schocken weder Leistung, Gewicht noch die optische Erscheinung? Dann dürftest du bei den mindestens 170.000 Euro für den Bayern ebenfalls nicht vom Stuhl kippen. Als Trostpflaster kann jedoch vermeldet werden, dass der BMW XM so ziemlich „voll“ daherkommt. Bis auf Farben, Lacke und ein paar wenige Akzente lassen sich kaum Änderungen vornehmen. Die ersten Auslieferungen sind voraussichtlich für April 2023 geplant. (Text: tv | Bilder: Hersteller)