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Da geht ordentlich was rein

Nicht schön, aber praktisch: Wer viel Platz braucht, findet am Markt eine breite Auswahl an Transportern. Vor allem die kleineren Last-Esel werden dabei immer Pkw-ähnlicher.

Für echte Car Guys und Liebhaber von la Bella Macchina sind sie nichts, die kastigen Transport-Wagen. Wer aber schonmal versucht hat, eine Waschmaschine in eine Limousine zu bringen oder das neue Ikea-Regal in den Roadster, der weiß: Manchmal führt am Kastenwagen kein Weg vorbei. Zwar lässt sich oft auch in vielen Kombis und SUV mehr transportieren, als man meint – doch wer keine Lust auf Tetris-Spiele beim Beladen hat, greift besser gleich zum Lastesel. Wir haben vier Nutzfahrzeuge getestet, von klein bis groß!

Schon seit 1986 hat Opel mit dem Combo ein praktisches Handwerker-Auto im Programm. Vom Kastenwagen auf Kadett-Basis hat sich der Combo inzwischen allerdings zu einem richtig alltagstauglichen Hochdach-Kombi entwickelt. Nach drei eigenständigen Generationen, haben die Rüsselsheimer bei Nummer vier mit Fiat zusammengearbeitet, die Basis der jetzt neuen, fünften Generation stammt aus Frankreich: Zusammen mit Peugeot Rifter und Citroën Berlingo bildet der Combo ein Transport-Trio.

Opel Combo: Fast wie ein Pkw

Opel 501971 Optisch unterscheiden sich die drei an der Front, und im Innenraum: Wer in den Combo einsteigt, sitzt in einem typischen Opel-Pkw-Cockpit – mit ganz vielen Ablagen und Staufächern. Selbst unter dem Dachhimmel lässt sich reichlich Kleinkram unterbringen, den man dank der Milchglas-Optik auch sieht und nicht vergisst. An die französischen Schwester-Modelle erinnert nur das aufgesetzte Infotainment-System, Lenkrad und Instrumente sind Rüsselsheimer Originale und auch die Verarbeitung geht völlig in Ordnung.

Die von Opel in fast allen Modellen angebotenen „Aktion-Gesunder-Rücken“-Sitze fehlen dem Combo allerdings: Das ist auf den ersten 500 Kilometern nicht schlimm, auf längeren Strecken aber zwickt es schonmal im Kreuz. Immerhin: Die Sitzheizung sorgt für ein wenig Entspannung. Zumindest in unserem Testwagen ließ sich die Erwärmung, ebenso wie die Lenkradheizung, allerdings nicht direkt nach dem Start aktivieren, sondern erst nach einigen Kilometern.

Je nach Ausstattung fährt der Combo mit zweiter Sitzreihe oder als reiner Kastenwagen vor und ist in zwei Längen erhältlich: Das Standardmodell misst 4,40 Meter, die XL-Version kommt auf 4,75 Meter. Praktische Schiebetüren erleichtern den Einstieg in den Fond und wer sich für den Personen-Transporter Life entscheidet, kann in der Lang-Version sogar eine dritte Sitzreihe (750 Euro) ordern. Dann allerdings geht nicht mehr viel Gepäck in den Combo. Der Fünfsitzer dagegen schluckt zwischen 850 und 2.693 Liter, in den Kurzen gehen 597 bis 2.126 Liter. Klappt man nicht nur die drei Plätze (optional gibt es Einzelsitze) im Fond um, sondern auch den Beifahrerstuhl, gehen außerdem Gegenstände von bis zu 2,70 beziehungsweise 3,05 Meter rein. Durchdacht: Opel hat im Kofferraum eine praktische Box unterm Dach installiert, die auch von der Rückbank aus zugänglich ist.

Auch mit Benziner

Motorenseitig stehen für den Combo drei Diesel (76, 102 und 130 PS) bereit, und ein 1,2-Liter-Dreizylinder-Benziner. Die meisten Kunden werden zwar zum Selbstzünder greifen, doch der von uns getestete 110-PS-Otto ist keine schlechte Wahl: Vor allem wenn der Combo als Familientransporter im Stadtverkehr genutzt wird, reichen die 205 Newtonmeter des kleinen Turbo-Motors vollkommen aus, um gut im Verkehr mitzuschwimmen. Beim Überholen auf der Autobahn wünscht man sich dagegen etwas mehr Durchzugskraft, um nicht immer gleich zum Schalthebel greifen zu müssen – eine Automatik ist für den Benziner nicht vorgesehen und vollbepackt geht dem Dreizylinder schnell die Puste aus. Grundsätzlich reichen seine 175 km/h Vmax aber auch auf der Langstrecke aus. Das etwas straffe Fahrwerk sorgt für guten Kontakt zur Straße, und trotz des hohen Aufbaus fährt sich der Combo ziemlich Pkw-artig und agil. Die angegebenen 5,7 Liter Durchschnittsverbrauch sind allerdings nur schwer zu erzielen, vor allem mit Gepäck sollte man eher acht bis zehn Liter einkalkulieren.

Wer auf Komfort nicht verzichten will, sollte außerdem etwas mehr Budget für Extra-Ausstattung bereitlegen: Beim rund 20.000 Euro teuren Basis-Combo muss man auf viele Komfortfeatures verzichten. Klima, eine zweite Schiebetür, ein Multimedia-Radio mit acht Zoll großem Farb-Touchscreen und elektrische Fensterheber für die vorderen Türen gibt es erst ab der zweiten Ausstattungsstufe Edition (ab 23.450 Euro). Und erst in der höchsten Ausbaustufe Innovation(ab 26.050 Euro), sind im Fond die drei Einzelsitze, ein Panorama-Glasdach und eine durchgehende Mittelkonsole mit schließbaren Staufächern verbaut.

Citroën Jumpy: Mehr Platz, mehr Optionen

citroen-jumpy Eine Klasse größer als der Opel Combo ist der ab 27.894 Euro erhältlich Citroën Jumpy, der auch als Peugeot Expert und Toyota ProAce vorfährt. Auch hier stehen wahlweise eine reine Cargo-Version oder eine Personen-Ausführung mit bis zu neun Plätzen bereit, die dann Spacetourer (ab 34.880 Euro) heißt. Längenmäßig kann man sich zwischen drei Varianten mit 4,60, 4,96 oder 5,30 Meter unterscheiden, die Höhe ist bei allen gleich: 1,90 Meter, mit denen der Citroën problemlos in jedes Parkhaus passt.

Schon der kürzeste punktet – in der Cargo-Ausführung – mit einem Ladevolumen von bis zu 5,10 Kubikmetern und dank einer praktischen Klappe in der Trennwand zwischen Fahrerkabine und Laderaum gehen auch 3,30 Meter lange Gegenstände rein. Die Langversion bietet sogar über vier Meter Nutzlänge und bis zu 6,6 Kubikmeter Stauraum. Wer will, kann sich bei verschiedenen Ausstattern den Laderaum bedarfsgerecht ausbauen lassen: Der von uns getestete Jumpy punktete mit der Würth-Ausstattung, die dank eines doppelten Ladebodens große, weit ausziehbare Schubladen mitbringt, in denen Unmengen an kleineren Gegenständen verschwinden, die so nicht durch den Laderaum kullern können.

Anders als beim Combo, steht in dieser Klasse kein Benziner mehr zu Wahl, die vier angebotenen Diesel leisten zwischen 95 und 180 PS und werden alle handgeschaltet; für das Top-Aggregat gibt es eine Automatik gegen Aufpreis. Anders als frühere Transporter fährt sich auch der Jumpy erstaunlich angenehm, liegt satt auf der Straße und reagiert direkt auf Lenkbefehle. Kein Wunder: Schließlich nutzt er den gleichen Unterbau wie unter anderem der Peugeot 308; auch die Ausstattung mit Assistenten wie Abstandstempomat oder Spurhaltehelfer ist ordentlich. Dass er mehr Nutzfahrzeug als Pkw ist, merkt man aber an der robusten Materialauswahl und der nicht recht detailverliebten Verarbeitung. Und am Platzangebot im Cockpit: Während der Fahrer recht ordentlich sitzt, wird es auf der zweisitzigen Beifahrerbank schnell eng. Vor allem langbeinige Mitreisende werden nach einiger Zeit über Schmerzen in den Schienbeinen klagen.

Nissan NV300: Geräumig, aber nicht zu groß

426157334 1 5-source Reicht ein Transporter vom Schlage des Jumpys nicht mehr aus, müssen ganz große Geschütze aufgefahren werden. Wir haben uns Nissan NV300 und Fiat Ducato näher angeschaut, die beide in einer Vielzahl an Variationen aufwarten: Den ab 28.845 Euro erhältlichen Nissan gibt es mit vier Dieselmotoren (95 bis 145 PS), in zwei Längen (5,00 und 5,40 Meter) und zwei Höhen (1,98 und 2,50) Meter, mit Türen am Heck oder mit Heckklappe, mit einer oder zwei Seitentüren, vollbestuhlt als neunsitziger Kleinbus, mit Doppelkabine für sechs Personen, als Transporter mit Platz für drei im Cockpit und als reines Fahrgestell, auf dem die unterschiedlichsten Aufbauten montiert werden können: Vom Wohnmobil bis zum Kühltransport, vom High-Tech-Sendewagen bis zum Baustellen-Kipper ist fast alles im Angebot.

Praktisch, schon in den 2,53 Meter langen Laderaum des kleinsten NV300 gehen - in der Transporter-Version – drei Europlatten oder 5,2 Kubikmeter, mit Hochdach sogar 7,2 Kubikmeter. Der Lange nimmt es mit sechs oder 8,6 Kubik auf und hat auch mit 2,94 Meter langen Transportgütern kein Problem. Noch längere Gegenstände können auch hier durch eine Klappe in den Fahrgastraum geschoben werden. Der ist, wie für ein Nutzfahrzeug typisch, auf Praktikabilität ausgelegt und punktete eher mit griffgünstigen Ablagen denn mit hübscher Optik. Immerhin: Es gibt einen Tempomat und ein modernes Infotainmentsytem, ansonsten aber nicht viel zum Wohlfühlen. Wie schon im Jumpy, gilt auch hier: Der Fahrer sitz noch recht ordentlich, daneben wird es schnell unbequem. Fiat Ducato: Der große Lademeister

Das trifft auch auf den Fiat Ducato zu, der allerdings gefühlt ein bisschen mehr Platz in der Fahrerkabine bietet. Dafür muss man bei den Italiener das noch etwas härtere Hartplastik in Kauf nehmen. Praktisch: Es gibt über der Mittelkonsole einen ausklappbaren Notizblock- oder iPad-Halter. Dazu kommen auch hier zahlreiche Staufächer, USB-Anschlüsse und auf Wunsch ein Infotainmentsystem, das allerdings nicht ganz auf dem neuesten Stand ist.

Kaum zu toppen ist dagegen das Variantenreichtum des mindestens 32.118 Euro teuren Ducatos: Auch hier haben die Kunden die Wahl zwischen Transporter-Versionen mit Einzel- und Doppelkabine und Personen-Transporter, es gibt auch das reine Fahrgestell, und sogar einen Pritschenwagen. Vor allem aber stehen ganze vier Längen zur Wahl, von 4,96 bis 6,36 Meter, und die Höhe reicht von 2,25 bis 2,78 Meter. Damit disqualifiziert sich, anders als beim Nissan NV300, allerdings auch schon die kleinste Version für die meisten Parkhäuser. Der minimale Laderaumlänge liegt bei 2,67 Meter, der Längste misst 4,07 Meter; das Stauvolumen schwankt zwischen 8 und 17 Kubikmetern.

Schwerlast, Erdgas und Allradantrieb

Vor allem wer besonders schwere Sachen transportiert ist beim Ducato gut aufgehoben. Neben dem Standardmodell mit 3,5 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht, gibt es auch die Maxi-Version mit bis zu 4.250 Kilogramm. Achtung: Dann darf der Ducato nicht mehr mit dem normalen Pkw-Führerschein gefahren werden! Umfangreich ist auch die Auswahl der Antriebe: Natürlich fährt auch der Fiat mit Dieselmotoren vor, die mit 115 bis 177 PS etwa stärker sind als die Nissan-Antriebe. Optional steht hier aber auch ein automatisiertes Schaltgetriebe bereit, und für Vielfahrer gibt es zusätzlich eine Erdgas-Version mit 136 PS und 400 Kilometern Reichweite. Ist das Erdgas verbraucht, fährt der Ducato mit normalem Benzin weiter. Apropos weiter: Wer auch auf unwegsamen Strecken oder Eis und Schnee weiter kommen muss, der kann den Fiat auch mit Allradantrieb bestellen und bekommt auf Wunsch sogar ein Hinterachs-Sperrdifferenzial und eine Fahrwerkshöherlegung.

Fazit

Für den Alltag sind Nissan NV300 und Fiat Ducato freilich zu groß, wenn es aber darum geht, auch schwierige Transport-Aufgaben zu meistern, führt an den Kastenwagen kein Weg vorbei. Vor allem der Italiener punktet hier mit seinen umfangreichen Ausstattungsmöglichkeiten, der Nissan trumpft mit der Parkhaus-tauglichen Höhe auf. Durchaus ein Auto für jeden Tag ist der Citroën Jumpy: Sei es für die Großfamilie mit Platz für sechs und Gepäck, oder als Kleintransporter, wo auch das Fahrrad problemlos reinpasst. Vor allem die vielen Möglichkeiten für Spezial-Ausbauten machen den Jumpy attraktiv, und auch wenn das Cockpit noch stark nach Nutzfahrzeug aussieht, ist der Franzose beim Fahrverhalten schon nahe am Pkw. Das gilt erst recht für den Opel Combo, der in der Life-Ausstattung auch Erstwagen-Potential hat und vor allem in der Kurzversion handlich und agil ist. Zahlreiche Komfort-Extras lassen außerdem schnell vergessen, dass er eigentlich ein praktischer Lastesel ist. (Autor: Michael Gebhardt)

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