BMW hat es einmal mehr geschafft. Die gesamte Autowelt spricht über die Münchner. Die einen stoßen sich an der eigenwilligen Frontpartie des neuen 4er Coupé, die anderen feiern die extragroßen Nieren. Über Geschmack lässt sich gemeinhin streiten und so warten wir einmal ab, ob wir uns mit der Markteinführung ab Oktober 2020 an die neue Nase gewöhnen können. Zur Not (und falls der Kundenansturm ausbleibt) werden die Blech-Chirurgen spätestens zum Facelift in ein paar Jahren Hand anlegen. So geschehen einst auch beim 1er BMW F20.
Optisch gewagt
Abgesehen davon ist den Designern allerdings kein Stilbruch vorzuwerfen. Ganz im Gegenteil erinnerte man sich offensichtlich an die eigene Vergangenheit im Hause BMW, die man zwar gerne mit dem BMW 3.0 CS sowie dem legendären 328 Coupé ausschmückt, die uns persönlich aber an einen viel jüngeren Vertreter aus der bayrischen Zweitürer-Dynastie erinnert. Dem 6er BMW F12. Am auffälligsten wird die enge Verwandtschaft in der Profilansicht. Der Blick schweift anschließend über das breite Heck, das im Vergleich zum 3er (hier im Test) in der Tat über eine 23 Millimeter breitere Spur verfügt. Die neu gestalteten Rückleuchten tun derweil ihr Übriges, um den Unterschied zur Limousine zu unterstreichen.
Eigenständige Fahrdynamik
Doch genug über das Design geschrieben. Denn technisch (und danmit auch fahrdynamisch) will der 4er BMW (G22) erneut Maßstäbe in seiner Klasse setzen. Dazu haben die Ingenieure nicht einfach die Technik der 3er Reihe kopiert, sondern an einigen Stellen entschieden angepasst. Beispielsweise wurde der Fahrzeugschwerpunkt um 21 Millimeter gesenkt, der Auftrieb an der Hinterachse reduziert, neue Dom-Frontend-Streben sorgen für mehr Steifigkeit und der Negativsturz an der Vorderachse wurde um zusätzliche 0,8 Grad erhöht. Insgesamt liegt die 4er Karosse bei den Hinterradgetriebenen-Modellen um 10 Millimeter näher am Asphalt, bei den xDrive-Varianten immerhin noch um 8 Millimeter. Durch eine gänzlich veränderte Fahrwerksabstimmung mit einem erhöhten Dämpferkraftniveau und Stabilisatoren sowie Federn mit geänderten Federraten wird das neue 4er Coupé nochmals straffer auf der Straße liegen als die 3er Limousine. Optional gibt es weiterhin die Möglichkeit ein M Sportfahrwerk sowie ein Adaptives M Fahrwerk zu ordern.
Die Motoren und Preise des neuen 4er Coupé
Bei den Motoren gibt es indes keine Überraschungen. Hier bedient sich das 4er Coupé am reichhaltig bestückten 3er-Regal, verzichtet aber auf einen Plug-in-Hybrid. Die Basismotorisierung markiert der hinterradgetriebene und 135 kW/184 PS starke 420i* ab 45.800 Euro, gefolgt vom 190 kW/258 PS starken 430i* für 50.800 Euro. Dieselseitig gibt es zum Marktstart zunächst den frisch überarbeiteten und mittels 48-Volt-Technik aufgewerteten 140 kW/190 PS starken 420d* zu bestellen, der für mindestens 48.300 Euro in der Preisliste steht. Ab März 2021 soll dann spätestens der M440d xDrive* erhältlich sein. Sein 48-Volt-Reihensechszylinder-Diesel leistet 250 kW/340 PS und soll das Coupé in 4,7 Sekunden auf Tempo 100 beschleunigen. Etwas früher wird bereits der 210 kW/286 PS leistende 430d xDrive* bei den Händlern erwartet.
Der neue M4 zeigt sich im Herbst
Wie 430d und M440d fährt auch der vorläufige Top-Benziner als M440i xDrive* mit Reihensechszylinder sowie serienmäßig mit Allradantrieb vor und kostet mindestens 66.900 Euro. Der doppelt aufgeladene und von einem 48-Volt-Mild-Hybrid-System unterstützte 3,0-Liter-Motor leistet 275 kW/374 PS und soll in rund 4,5 Sekunden auf 100 km/h stürmen. Er markiert zunächst die Leistungsspitze beim neuen 4er Coupé. Zumindest solange, bis im Herbst der neue M4* vorgestellt wird. Alle Motoren sind immer an ein 8-Gang-Automatikgetriebe von ZF gekoppelt, die Wahl auf ein 6-Gang-Schaltgetriebe wird voraussichtlich nur beim M-Modell bestehen.
Innenraum und Basisausstattung
Machen wir es kurz: Das Cockpit des 4er Coupé orientiert sich überwiegend an der 3er Limousine. Einzig die Türtafeln und die hinteren, stärker ausgeformten, Sitze unterscheiden sich vom fünftürigen Technik-Bruder. Zudem fährt der 4er immer mit sportlich geschnittenem Gestühl in der ersten Reihe vor. Ab Werk steht der Basis-420i unter anderem auf 17 Zoll großen 778er Leichtmetallrädern und unterstreicht sein grimmiges Äußeres stets durch Voll-LED-Scheinwerfer. Das Navigations-System ist ebenso serienmäßig wie digitaler Radioempfang (DAB) und eine Reihe von BMW ConnectedDrive Services. Hinzu kommt eine neue Frontscheibe mit Akustik-Verglasung und eine 3-Zonen-Klimaanlage. Gegen Aufpreis bietet BMW selbstverständlich eine reichhaltige Optionsliste an. Das neue BMW 4er Coupé steht ab sofort im BMW-Konfigurator bereit. (Text: Thomas Vogelhuber | Bilder: Hersteller)
*CO2-Emissionen und Verbrauch
- BMW 420i (Kraftstoffverbrauch kombiniert: 5,8-5,3 l/100 km; CO2-Emissionen kombiniert: 132-122 g/km²)
- BMW 430i (Kraftstoffverbrauch kombiniert: 6,1-5,7 l/100 km; CO2-Emissionen kombiniert: 141-131 g/km²)
- BMW M440i xDrive (Kraftstoffverbrauch kombiniert: 7,1-6,8 l/100km; CO2-Emissionen kombiniert: 163-155 g/km²)
- BMW M4 (Fahrzeug angekündigt, Homologation ausstehend²)
- BMW 420d (Kraftstoffverbrauch kombiniert: 4,2-3,9 l/100 km; CO2-Emissionen kombiniert: 112-103 g/km²)
- BMW 430d (Kraftstoffverbrauch kombiniert: 6,2 l/100 km; CO2-Emissionen kombiniert: 146 g/km²)
- BMW M440d xDrive (Kraftstoffverbrauch kombiniert: 6,7 l/100 km; CO2-Emissionen kombiniert: 158 g/km²)