Audi kommt nicht zur Ruhe. In der Woche, in der der frühere Audi-Chef Rupert Stadler, wegen seiner Rolle im Dieselskandal, zu einer Bewährungsstrafe verurteilt wurde, beschloss der VW-Vorstand auch die vorzeitige Entlassung des aktuellen Audi-Vorstandsvorsitzenden. Markus Duesmann, einer breiten Öffentlichkeit wegen seiner kontroversen Äußerungen zum Tempolimit, autofreien Sonntagen und dem überstürzt angesetzten Verbrenner-Ausstieg bei Audi bekannt geworden, verlässt die VW-Tochter Anfang September nach nur drei Jahren im Amt. Er galt unter dem ebenfalls geschassten Ex-VW-Chef Herbert Diess als Hoffnungsträger für die Audianer und sollte vor allem die Transformation hin zur Premium-Elektromarke vorantreiben. Duesmann wechselte 2020 auf Wunsch von Diess nach einjähriger Wettbewerbssperre von BMW zu Audi.
Duesmann mit zerrüttetem Verhältnis zum Führungsteam
Zwar bemüht sich Audi den Abgang des Managers als einvernehmlich darzustellen - ganz so harmonisch dürfte es hinter den Kulissen allerdings nicht zugegangen sein. Medienberichten zur Folge soll das Verhältnis zwischen Duesmann und seinem Führungsteam zerrüttet gewesen sein. Auch mit VW- und Porsche-Chef Oliver Blume gab es wohl immer wieder Verwerfungen. Anhaltende Schwierigkeiten im China-Geschäft und die generelle Vertriebsschwäche sollen unter anderem die Anlässe gewesen sein.
Galt Markus Duesmann gemeinhin als Diess-Vertrauter, folgt ihm mit Gernot Döllner nun ein Oliver Blume nahestehender Porsche-Mann. Der studierte Maschinenbauer trat 1993 als Doktorant bei Volkswagen ein und wirkte vor seiner Bestellung ins Volkswagen-Topmanagement bei Porsche unter anderem als Verantwortlicher der Baureihe Panamera. Dass er Audi über Nacht wieder auf (Modell-)Kurs bringt, gilt allerdings als unwahrscheinlich. Zu groß sind mittlerweile die entwicklungs- und modelltechnischen Abstände zu den Mitbewerbern Mercedes und BMW - vor allem bei der Elektromobilität.
Audi Q6 als Lichtblick für die Ingolstädter
Ein erster Lichtblick könnte derweil die Vorstellung des neuen Audi Q6 e-tron Ende 2023 sein. Nach zahlreichen Verschiebungen soll das erste Modell auf der zusammen mit Porsche entwickelten Premium Platform Electric (PPE) nun endlich kommen - die Markteinführung des technisch verwandten Elektro-Macans von Porsche wurde indes auf das Jahr 2024 verschoben. Ausschlaggebend für die Verzögerungen soll vor allem eine mangelnde Software-Architektur gewesen sein. Nicht primär verursacht von Audi, sondern von der VW-Tochter Cariad, deren Verfehlungen unter anderem Ex-VW-Boss Herbert Diess zum Verhängis wurden. (Text: tv | Bilder: Hersteller)