Das geht zwar nicht direkt zu Lasten der Praktikabilität – mehr Platz als sein Vorgänger bietet der Audi aber auch nicht. Mit 565 Litern schluckt der neue, intern C8 genannte A6 Avant nämlich auf den Kubikdezimeter genau so viel wie die alte Generation und sogar beim Umklappen der Rückbank bleibt der Laderaum identisch: 1.680 Liter gehen dann rein. Zum Vergleich: Satte 1.820 Liter gehen in das T-Modell der aktuellen Mercedes E-Klasse, sogar 1.950 Liter in einen Skoda Superb Combi. In den Volvo V90 dagegen passen trotz seiner üppigen Ausmaße nur fast schon magere 1.526 Liter. Schuld sind die geschwungenen Linien des Schweden, mit denen die Designer einen bewussten Kontrast zur bisherigen Kasten-Form setzen wollten, und dabei um Platzeinbußen nicht herum gekommen sind.
Insofern hat sich das Team um Audis Chef-Kreativen sein Lob redlich verdient, schließlich ist es den Oberbayern gelungen, trotz gleicher Abmessungen ein deutlich straffer sitzendes Blechkleid zu zeichnen und dem Heck sichtbar mehr Schwung zu verleihen. Das beste: Auch für die Fondpassagiere ändert sich nichts. Weil die Dachlinie erst nach hinter den Köpfen der Rückbänkler abfällt, bleibt der Raum nach oben gleich. Beziehungsweise er wird sogar größer: Knapp anderthalb Zentimeter mehr Platz gibt es im neuen A6 Avant zwischen Dachhimmel und Haarspitzen, und auch nach vorne konnte noch ein paar Millimeter mehr Bewegungsfreiheit gewonnen werden.
Schönheit vor Praxisnutzen
Dass der Praxisnutzen, die eigentliche Kernkompetenz eines Kombis, nicht ganz oben im Lastenheft stand, merkt man an Details: Zwar lässt sich die dreigeteilte Rückbank praktisch vom Kofferraum aus umklappen, ein komplett ebener Ladeboden entsteht dabei aber nicht. Dafür sind die nicht beweglichen Sitzpolster der zweiten Reihe einfach zu hoch. Auch eine Durchlademöglichkeit nach vorne ist nicht vorgesehen, weil die Beifahrerlehne nicht nach vorne wegklappt – also gehen maximal 1,90 Meter lange Gegenstände rein. Und: Natürlich kann – Ladevolumen hin oder her – die schräger stehende Heckscheibe bei dem ein oder anderen Transport im Weg sein. Vor allem Klassiker wie die Waschmaschine oder der Kühlschrank könnten unter Umständen ans empfindliche Glas stoßen.
Das freilich ist jammern auf hohem Niveau, denn viele, die sich einen 50.000-Euro-aufwärts-Kombi kaufen, werden sich die weiße Ware vom Elektrofachmarkt ihres Vertrauens nach Hause liefern lassen. Im Laderaum des A6 Avant werden üblicherweise also Golfbags und Ski-Ausrüstung, Windeltasche und Kinderwagen, Aktenordner und Rimowa-Koffer landen. Und für die steht hinter der serienmäßig elektrisch und auf Wunsch natürlich auch per Fußschwenk öffnenden und schließenden Heckklappe auf jeden Fall genug Platz bereit.
Identisch mit der Limousine
Natürlich besteht der Audi-Kombi nicht nur aus Laderaum, der Rest des oberen Mittelklässlers ist allerdings mit der erst vor kurzem auf dem Genfer Autosalon gezeigten Limousine , die wir schon bald ausführlich für Sie testen werden, identisch. Das heißt: Auch im Avant-Cockpit zieht die neue, schöne Display-Welt ein, mit volldigitalem Kombiinstrument und zwei breiten Touchscreens in der Mittelkonsole, die wir schon aus dem A8 und dem Coupé-Viertürer A7 kennen, und die fast alle klassischen Schalter verdrängen.
Auch unter der Haube gibt es keine Überraschungen: An den Start rollt der A6 Avant im Sommer mit drei Dieseln und einem Benziner. Kleinster Selbstzünder ist der 40 TDI mit 204 PS starkem Zwei-Liter-Vierzylinder, Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe und Frontantrieb für voraussichtlich rund 46.500 Euro. Alle anderen Aggregate sind Sechszylinder, der Allradantrieb ist dann Serienmäßig dabei. Die beiden Selbstzünder (45 TDI mit 231 und 286 PS) fahren mit Achtgang-Wandlerautomatik vor, für den Benziner (55 TFSI mit 340 PS) ist ebenfalls der siebenstufige Doppelkuppler vorgesehen. Standard bei allen Motoren ist ein Riemen-Starter-Generator, über den beim Rollen und Bremsen Energie zurückgewonnen und in das Bordnetz eingespeist wird; bei den V6-Motoren kommt zusätzlich ein 48-Volt-Netz zum Einsatz, was die Rekuperationsleistunfg deutlich auf bis zu 12 kW erhöht.
Smartphone als Schlüssel
Dazu kommen vier Fahrwerksoptionen, mit der Luftfederung als Top-Modell, die Allradlenkung, die mit gegenläufigem Einschlag bei niedrigem Tempo den Wendekreis auf 11,1 Meter drückt und damit unter den Wert eines A4 Kombis, und die heutzutage übliche Assistenten-Vielfalt, die Audi in zwei Paketen gebündelt hat. Im Stadt-Paket finden sich vor allem Helfer zum Einparken und Rangieren, die Tour-Ausstattung hält vor allem Optionen wie den Spurhalteassistent oder Abstandstempomat bereit. Ganz autonom fahren darf der A6 Avant freilich auch noch nicht, wie seine teureren Brüder aus der Oberklasse muss er hier noch auf die Freigaben der Gesetzgeber warten. Was bereits funktioniert, ist der Smart-Key: Zumindest wer ein Android-Telefon hat, kann den Schlüssel zukünftig daheim lassen, und den Wagen per Smartphone öffnen und schließen.