Im Monatsvergleich wird die Entwicklung noch deutlicher: Autokäufer zahlen im November 2021 durchschnittlich 18 Prozent oder 3.726 Euro mehr für einen Gebrauchten als noch im November 2020. Das geht aus dem jährlichen AutoScout24-Gebrauchtwagen-Preis-Index (AGPI) für das Gesamtjahr 2021 hervor. Verbraucher geben demnach mehr Geld für einen Gebrauchtwagen aus als jemals zuvor seit Bestehen der Datenerhebung. Die Teuerung erstreckt sich über nahezu alle Segmente im Fahrzeugbereich; das stärkste Plus verzeichnen Mittelklasse-Modelle und ältere Gebrauchte zwischen 10 und 20 Jahren. Während die Preise steigen, nimmt das Angebot an Gebrauchten 2021 mit einem Minus von 11 Prozent deutlich ab.
„Mit Blick auf die Preisdynamik im Gebrauchtwagenmarkt ist 2021 ein absolutes Ausnahmejahr“, sagt Stefan Schneck, Vertriebschef Deutschland bei AutoScout24. „Noch 2020 verharrten die Preise fast auf Vorjahresniveau, jetzt legen sie aus dem Stand um 10 Prozent zu – das gab es in dieser Form noch nie.“ Um die Entwicklung zu erklären, müssten laut Schneck mehrere Faktoren berücksichtigt werden. „Da ist zunächst die Bedeutungs-zunahme der individuellen Mobilität in Folge der Corona-Krise, welche die Nachfrage nach Gebrauchtwagen befeuert hat. Verstärkt wurde der Trend durch die lockdownbedingten teils stillstehenden Produktionen, wodurch junge Gebrauchte und Leasingrückläufer auf dem Markt fehlten. Das hat sich in anschließenden Nachholeffekten seitens der Verbraucher niedergeschlagen. Als ein regelrechter Preis-Booster kann der sich parallel entwickelnde Mangel an Halbleitern in der Automobilindustrie bezeichnet werden. Da Neuwagen entweder gar nicht zu haben waren oder nur unter der Bedingung langer Lieferzeiten, sind viele Kunden auf Gebrauchte umgestiegen – das hat die Preise höhergeschraubt. Unter dem Strich ist somit aus dem Nachfragemarkt bei Ge-brauchtwagen ein Angebotsmarkt geworden.“
Antriebsarten: Elektro- und Hybridfahrzeuge mit Preissprüngen
Im Corona-Jahr 2021 legen die Preise für Elektro- und Hybridfahrzeuge deutlich zu: Stromer verteuern sich in-nerhalb eines Jahres um 9 Prozent auf durchschnittlich 33.243 Euro, Fans von Hybriden müssen mit durch-schnittlich 35.279 Euro gut 5 Prozent mehr auf den Tisch legen als vergangenes Jahr. Doch nicht nur die mit der Innovationsprämie geförderten Antriebe verzeichnen Wertzuwächse, auch Verbrenner verteuern sich deutlich. So kosten Benziner mit durchschnittlich 20.405 Euro 9 Prozent mehr, Diesel liegen mit 25.035 Euro mit 8 Prozent über Vorjahr. Preiswerter sind gebrauchte CNG- (Durchschnittspreis: 15.900 Euro) und LPG-Fahrzeuge (12.160 Euro). Letztere verzeichnen mit 20 Prozent das größte Plus im Vergleich der Antriebsarten.
Fahrzeugsegmente: Mittelklassewagen treten beim Preis aufs Gas
Auch alle Fahrzeugsegmente legen 2021 durch die Bank preislich zu. Den größten Sprung machen hierbei Mo-delle der Mittelklasse, die sich um 14 Prozent auf 22.891 Euro verteuern. Fast genauso hoch ist das Plus bei Kleinwagen, deren Durchschnittspreis um 12 Prozent auf 11.526 Euro ansteigt. Ebenfalls mit Zuwächsen im zwei-stelligen Bereich: Fahrzeuge der Kompaktklasse (Durchschnittspreis: 17.801 Euro) und der Oberen Mittelklasse (28.972 Euro), die sich jeweils um 11 Prozent verteuern, sowie Oberklasse-Fahrzeuge, die um 10 Prozent auf 56.221 Euro zulegen. Mit einem Preisanstieg von jeweils rund 8 Prozent folgen SUV/Geländewagen, die durch-schnittlich 30.368 Euro kosten und Sportwagen, die im Schnitt für 60.436 Euro zu haben sind. Den geringsten Zuschlag müssen Fans von Vans und Kleinbussen obendrauf legen: Die Fahrzeuge kosten 2021 mit durchschnittlich 19.822 Euro nur 2 Prozent mehr.
Altersklassen: Nur Oldtimer beim Preis stabil
Mit Blick auf die Altersklassen legen Fahrzeuge zwischen 10 und 20 Jahren den größten Preissprung hin: 6.818 Euro kostet ein Gebrauchter dieses Jahrgangs 2021 im Schnitt – das sind 12 Prozent mehr als im Vorjahr. Auch wer sich für Autos in der Alterskohorte zwischen 5 und 10 Jahren interessiert, muss 2021 tiefer in die Tasche greifen: 15.002 Euro kostet ein entsprechendes Fahrzeug im Schnitt – ein Plus von 11 Prozent. Bei den jüngeren Gebrauchten im Alter von 3 bis 5 Jahren sieht es nicht anders aus: Ein Durchschnittspreis von 22.877 Euro bedeutet einen Anstieg um rund 10 Prozent. Etwas moderater, nämlich um 8 bzw. 7 Prozent, legen 1- bis 3-Jährige (29.484 Euro) und Jahreswagen (32.405 Euro) zu. Während Youngtimer (6.992 Euro) sich noch um 7 Prozent verteuern, sind die Oldtimer die einzige Kategorie, die ihren Durchschnittspreis von 30.727 Euro nahezu stabil hält.
Angebotsentwicklung: Vans und Kleinwagen im Rückwärtsgang
Im Vergleich zum Vorjahr geht das Angebot laut AGPI im Durchschnitt um insgesamt 11 Prozent nach unten. Am stärksten betroffen sind die Segmente Van/Kleinbusse und Kleinwagen mit einem Rückgang der Angebote um über 20 Prozent. Zudem finden sich 2021 deutlich weniger Fahrzeuge der Kompaktklasse (-15 Prozent) und der Mittelkasse (-6 Prozent) auf autoscout24.de. Gestiegen ist das Angebot im Schnitt hingegen bei Oberklassefahrzeugen (+13 Prozent), Sportwagen (+5 Prozent) und bei der Oberen Mittelklasse (+3 Prozent). Kaum Veränderungen auf der Angebotsseite gibt es bei den SUV/Geländewagen. Beim Blick auf die Antriebsarten ver-knappt sich vor allem das Angebot bei Benzinern: Es geht um 15 Prozent zurück, aber es werden auch 11 Prozent weniger Diesel angeboten. Bei Hybrid- und Elektroautos wächst das Angebot hingegen deutlich. So werden 68 Prozent mehr Hybride und 55 Prozent mehr Stromer im Schnitt offeriert.