Der nach europäischen Maßstäben mächtig wirkende Ioniq 9 wird in den USA, dem wohl wichtigsten Absatzmarkt für dieses Modell, im alltäglichen Straßenverkehr kaum auffallen. Die bullige Front erinnert an die Präsenz eines Range Rovers, was kein Zufall zu sein scheint: Schon der neue Hyundai Santa Fe lässt die Vorliebe der Koreaner für das Design englischer Geländewagen erkennen – Stichwort: Land Rover Discovery. Ergänzt wird die beeindruckende Erscheinung durch großzügige Leuchteinheiten im markentypischen Pixel-Stil, die für einen futuristischen Touch sorgen.
Wer in der Seitenansicht ein kastenförmiges Format wie beim Technik-Bruder Kia EV9 (hier im Test) erwartet, wird überrascht. Beim Ioniq 9 steigt die Windschutzscheibe vergleichsweise flach an. Zudem verläuft das Dach in einem weiten Bogen, der nach hinten deutlich flacher wird und im Bereich mit der Heckklappe senkrecht abfällt. Diese Form und die sich nach hinten leicht verjüngenden Flanken sind Teil des aerodynamisch optimierten Designs, auf das auch geglättete Flächen und Übergänge, der Verzicht auf eine physische Antenne im Dachbereich sowie digitale Außenspiegel einzahlen. Diese Maßnahmen drücken den cW-Wert auf niedrige 0,26. Mit klassischen Außenspiegeln liegt er immer noch bei 0,27 und damit immerhin 0,01 unter dem des Schwestermodells Kia EV9.
Der neue Hyundai Ioniq 9 ist mächtig - außen wie innen
Selbstverständlich schließen die elektrisch ausfahrbaren Türgriffe des Ioniq 9 im geschlossenen Zustand bündig mit dem Türblech ab. Ebenfalls bündig sind die Buchstaben des Ioniq-Schriftzugs in der Heckklappe, auf der sich ebenfalls die für neuere Hyundai-Modelle typischen Pixel-Leuchtelemente wiederfinden.
Wie bei den anderen Ioniq-Modellen befinden sich im Pralltopf des Lenkrads vier weitere Pixel-Leuchten, die unter anderem als Ladeanzeige dienen. Weiter unten gibt es das Beschleunigungspedal mit dem +-Symbol. Freundlich helle Farben, das große Panorama-Glasdach und das viele Bereiche warm ausleuchtende Ambientelicht verleihen dem Innenraum einen wohnlichen Lounge-Charakter. Pfiffig gelöst ist die große, in Längsrichtung verschiebbare Mittelkonsole, die sich für die Passagiere in den ersten beiden Reihen öffnen lässt und über zwei Ablagefächer mit 5,6 und 12,6 Liter Volumen verfügt.
Das aufgeräumte Cockpit bietet ein in zwei Segmente unterteiltes XL-Display, das den Fahrer bogenförmig umgibt. Die hinter der digitalen Oberfläche verborgene Rechnertechnik sorgt für schnelle, flüssige Abläufe und zeitgemäße Vernetzung. Auch in Sachen KI-Integration, Over-the-Air-Updates oder Features on Demand braucht die Infotainment-Bühne keinen Vergleich zu scheuen.
Wahlweise als Sechs- oder Siebensitzer erhältlich
Mit 3,13 Metern bietet der Ioniq 9 den längsten Radstand der E-GMP-Welt. Der entsprechend geräumige Innenraum ist immer dreireihig bestuhlt. Dabei kann der Kunde in der mittleren Reihe zwischen zwei Einzelsitzen oder einer Dreierbank wählen. In den ersten beiden Reihen ist das Platzangebot fürstlich, zumal kein Kardantunnel stört. Die vorderen vier Einzelsitze gibt es mit Liegefunktion, die vorderen beiden sogar mit ausklappbarer Fußstütze. So lassen sich Ladepausen entspannt verbringen. Alternativ lassen sich die außerdem drehbaren Sitze der zweiten Reihe nach hinten ausrichten. Dann können sich im Fond während der Pausen vier Personen gegenübersitzen.
Durch einen raffinierten Klappmechanismus der zweiten Reihe lässt sich auch die dritte Reihe bequem erreichen. Der Entfaltungsspielraum ist hier allerdings etwas eingeschränkt. Hinter der Rückenlehne ist immerhin Platz für 338 Liter Gepäck. Werden die Lehnen der dritten Reihe flachgelegt, erhöht sich der Stauraum nach VDA-Norm auf satte 908 Liter. Hinzu kommt ein 52 bis 88 Liter großer Frunk.
Eine größere Batterie hatte bisher kein Hyundai-Modell
Der Ioniq 9 basiert zwar auf der bekannten E-GMP-Plattform, doch Hyundai setzt auf mehr Leistung und Batteriekapazität als beim Baukastenbruder EV9. Im Fahrzeugboden ist eine 110-kWh-Batterie untergebracht, die mit drei Antriebsvarianten kombiniert werden kann. Den Einstieg markiert die heckgetriebene Version mit 160 kW/218 PS, dazu kommen zwei Allradversionen mit wahlweise 70 kW/95 PS oder 160 kW/218 PS starkem Frontmotor. Damit leistet die Topversion kurzzeitig bis zu 320 kW/435 PS, 37 kW/50 PS mehr als der stärkste EV9, der es auf maximal 283 kW/385 PS und 99,8 kWh Akkukapazität bringt.
Die Performance genannte Topversion beschleunigt in 5,2 Sekunden auf 100 km/h, die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 200 km/h. Dank der mächtigen Batterie bietet die RWD-Version bis zu 620 Kilometern Reichweite. Als vorläufigen Verbrauchswert gibt Hyundai für die einmotorige Antriebsvariante 19,4 kWh an. Dank der 800-Volt-Architektur lässt sich die Batterie schnell füllen. Stehen die maximalen 350 kW Ladeleistung zur Verfügung, dauert die Aufladung von 10 auf 80 Prozent laut Hersteller nur 24 Minuten. Über eine 220-Volt-Steckdose bietet der Ioniq 9 eine Vehicle-to-Load-Funktion.
Marktstart und Preise
Was der Ioniq 9 in Deutschland kosten wird, verrät Hyundai noch nicht. Eine ungefähre Vorstellung dürften aber die Preise des Kia EV9 geben, die aktuell bei 72.490 Euro starten. Die Markteinführung des Ioniq 9 ist in Europa für Frühjahr/Sommer 2025 geplant. (Text: tv, mh/sp-x | Bilder: Hersteller)