Schon länger brodelt es hinter den Kulissen zwischen Infrastruktur- und Stromanbietern. Prominentestes Beispiel hierfür ist die aktuelle Auseinandersetzung zwischen Ionity und EnBW. Der Ladeinfrastrukturanbieter aus München, an dessen Gründung sich unter anderem BMW, Daimler, Volkswagen und Ford beteiligt haben, hatte bereits im Februar die Preisstruktur für Ad-hoc-Ladevorgänge von pauschal 8 Euro auf 79 Cent pro Kilowattstunde gewandelt.
Preisverhandlungen mit Ionity gescheitert
Mit dieser Gebührenänderung einher gingen anscheinend intensive Preisverhandlungen mit Strom- und Dienstanbietern wie EnBW. Die Baden-Württemberger unterhalten das „mobility+“ Netzwerk, das den Zugang zu rund 30.000 Ladepunkten in Deutschland, Österreich und der Schweiz ermöglicht. Ferner setzt EnBW auf einheitliche Preise und bietet seinen Kunden, je nach gewähltem Tarif, Gebühren zwischen 29 und 49 Cent für die Kilowattstunde an.
Joint Venture Partner werden bevorzugt
Wie EnBW nun selbst bekanntgab, konnte man sich mit Ionity nicht auf einen neuen Roamingvertrag einigen. Die Verhandlungen sind zunächst gescheitert und so wird man in der mobility+ App ab 2. April 2020 auch keine Ionity-Ladesäulen mehr angezeigt bekommen. Der Streit eskalierte wohl auch, weil Ionity ganz offensichtlich bestimmte Dienstanbieter bevorzugt. So zahlen Kunden von Audi (e-tron), Daimler (EQC) und Porsche (Taycan) nur zwischen 29 und 35 Cent am Ionity-Schnelllader. Ebenfalls außen vor gelassen sind Elektroautos von Tesla, deren Kunden auch den höheren Ad-hoc-Ladepreis bezahlen müssen.
Ionity bleibt Vorreiter bei Schnellladesäulen
Obwohl EnBW nun auch medial gegen Ionity schießt (auf der offiziellen EnBW mobility+ Webseite wird ganz offen darum geworben, andere Ladesäulen anzusteuern) ist anzunehmen, dass die Karlsruher mittelfristig dennoch wieder an einer Kooperation interessiert sind. Schließlich betreibt Ionity unter Hochdruck den Ausbau seiner Schnellladeinfrastruktur in ganz Europa und bietet bereits mit Stand heute in Deutschland rund 200 Ladepunkte entlang von Hauptverkehrsrouten an. (Text: Thomas Vogelhuber)