Norwegen, weiterhin der größte Ölproduzent Westeuropas, hatte sich bereits 2016 ambitionierte Ziele gesetzt: Ab 2025 sollten keine Autos mit Verbrennungsmotoren mehr neu zugelassen werden dürfen. Doch nun ist klar, dass die Realität etwas anders aussieht. Die norwegische Regierung verfolgt zwar immer noch das Ziel, den Neuwagenmarkt bis Ende des Jahres nahezu vollständig zu dekarbonisieren, ein konkretes Verbrennerverbot gab und gibt es jedoch nicht.
Sogar Dieselfahrzeuge sind in Norwegen weiterhin erhältlich
Wer die norwegischen Internetauftritte der verschiedenen Hersteller durchsucht, stellt schnell fest, dass sogar klassische Dieselmodelle weiterhin angeboten werden. So kostet beispielsweise ein Skoda Kodiaq TDI mit 190 Allrad-PS umgerechnet rund 63.500 Euro und ist damit knapp 13.000 Euro teurer als in Deutschland. Dennoch steht es jedem Norweger frei, zum Skoda-Händler zu gehen, ein entsprechendes Fahrzeug zu kaufen und neu zuzulassen. Gleiches gilt selbstverständlich für normale Benziner, aber auch für Plug-in-Hybride.
Anstelle eines Verbrennerverbots werden neue Autos mit Benzin- und Dieselmotor ab dem 1. April 2025 jedoch nochmals deutlich teurer. So werden im Schnitt auf wiederaufladbare Hybridfahrzeuge bis zu 45.000 NOK (ca. 3.800 Euro) mehr Steuern erhoben, während reguläre Verbrenner um bis zu 14.500 NOK (ca. 1.230 Euro) verteuert werden. Außerdem erhebt die Regierung, wie bisher, eine hohe Zulassungssteuer sowie eine Zusatzgebühr, die sich aus dem Fahrzeuggewicht und den CO2- sowie NOx-Emissionen errechnet.
Steuerlich ist das E-Auto in Norwegen klar im Vorteil
Sind diese finanziellen Hürden für Verbrennerinteressenten noch nicht abschreckend genug, locken auf der anderen Seite Steuererleichterungen für neue Elektrofahrzeuge. So hat die norwegische Regierung erst kürzlich beschlossen, bis Anfang 2026 weiterhin keine Mehrwertsteuer auf den Kauf von Elektroautos zu erheben, sofern diese nicht teurer als 500.000 NOK (ca. 42.600 Euro) sind. Und genau diese Lenkungsmaßnahmen scheinen Wirkung zu zeigen. Bis Ende 2024 lag der Anteil von Elektroneufahrzeugen am Gesamtmarkt (128.691 Pkw) bei 89 Prozent. Für das laufende Jahr 2025 wird erwartet, dass nahezu 100 Prozent der Neuzulassungen batteriebetrieben sein werden.
Dennoch dürfte es noch mehrere Jahrzehnte dauern, bis alle Norweger komplett elektrisch unterwegs sind. Die durchschnittliche Haltedauer von Pkw in Norwegen liegt bei rund zehn Jahren. Zuletzt stieg außerdem die Nachfrage nach gebrauchten Dieselfahrzeugen deutlich an. (Text: tv | Bilder: Andrey - stock.adobe.com)