Die Autoindustrie steckt mittendrin in der vielzitierten Zeitenwende. Trotz Inflation, trotz Ukraine-Krieg und immer noch gestörter Lieferketten soll der Wandel von der alten, hin zur neuen Antriebstechnologie gelingen. Dieses Momentum sorgt für einige Bewegung im Automarkt, der durchaus noch für Turbolenzen im Gesamtjahr 2023 sorgen könnte. Vor allem dann, wenn sich Käuferinnen und Käufer bei der Neuwagenwahl zunächst zurückhalten.
Unabhängig davon fällt auf, dass ungewöhnlich viele Baureihen eingestellt werden, dagegen werden neue Modelle, vornehmlich rein elektrisch betrieben, in den Markt eingeführt. Ebenfalls interessant: Wie stark der Anteil jener Automodelle steigt, die in China gefertigt werden, aber unter deutschem Label verkauft werden.
Alles in allem: Das Autojahr 2023 dürfte im wahrsten Sinne spannend werden.
Inhalt
- Teurer Kraftstoff - Ende der Spritpreisbremse
- Wie lässt sich Geld beim Tanken sparen?
- Lohnt sich jetzt ein Elektroauto?
- Das gibt es jetzt bei der Neuwagenbestellung zu beachten
- Spritsparen mit jungen Gebrauchten
- Wie entwickelt sich der Spritpreis weiter?
- Wie entwickelt sich die Situation bei den Autobauern?
Spritpreisbremse und 9-Euro-Ticket enden im August
Um die inflationsbedingten Belastungen für die Bürgerinnen und Bürger abzumildern, hatte sich die Bundesregierung für den Zeitraum von Juni bis August 2022 auf eine Reduzierung der Energiesteuer auf Benzin und Diesel geeinigt.
Während den Sommermonaten konnte also etwas günstiger getankt werden als noch im Frühjahr. Mit dieser Entlastung ist nun Schluss, denn ab dem 1. September 2022 gelten wieder die regulären Steuersätze. Das bedeutet für Autofahrer, dass die Kraftstoffpreise in den nächsten Tagen und Wochen wieder kräftig steigen werden. Dass alle regulären Kraftstoffsorten deutschlandweit wieder die 2-Euro-Marke knacken werden, gilt als gesichert. Diesel könnte sogar mehr als 2,40 Euro pro Liter erreichen. Der ADAC beobachtet bereits jetzt, Ende August, einen markanten Preisanstieg.
Dabei dürfte auch eine zusätzlich erhöhte Nachfrage den Preis weiter anheizen, da viele Autofahrer planen, noch vor dem Ende der Spritpreisbremse ihr Auto vollzutanken. Jene Mitnahmeeffekte und gestörte Lieferketten könnten überdies dazu führen, dass in bestimmten Regionen in Deutschland kurzfristig der Sprit ausgeht. So zumindest die Warnung des Mineralölverband Fuels und Energie (en2x).
Doch nicht nur Autofahrer wurden entlastet. Über das sogenannte 9-Euro-Ticket hatte jeder Nutzer des öffentlichen Nahverkehrs die Möglichkeit, bares Geld zu sparen. Auch diese Entlastung fällt mit Anfang September weg und es müssen wieder die normalen Fahrpreise bezahlt werden. Doch damit nicht genug, planen viele Verkehrsverbände aufgrund der gestiegenen Energiekosten sogar, die Ticketpreise deutlich anzuheben.
Wie ist es also in der gegenwärtigen Situation möglich, bares Geld beim Tanken zu sparen?
__Tanke zur richtigen Tageszeit:__ Laut ADAC sind die Kraftstoffpreise morgens und zur Mittagszeit am höchsten. Den Tiefstand erreichen sie in aller Regel zwischen __18 und 19__ beziehungsweise zwischen __20 und 22 Uhr__. Nutze Preisvergleich-Apps, um die billigste Tankstelle in deiner Nähe zu finden.
__Meide Autobahn-Tankstellen:__ An Autobahnen werden regelmäßig Rekordpreise für den Liter Diesel oder Benzin aufgerufen. Im Vergleich zu einer ortsansässigen Tankstelle können die __Preisunterschiede mehr als 20 Cent__ je Liter betragen.
__Tanke im [europäischen Ausland](https://www.autoscout24.de/informieren/ratgeber/autoreise/maut-europa/)__: Tanktourismus bleibt umstritten, doch insbesondere für Anwohner in grenznahen Regionen lohnt sich der Blick zu unseren europäischen Nachbarn. Besonders in [Polen](https://www.autoscout24.de/informieren/ratgeber/autoreise/maut-polen/), [Tschechien](https://www.autoscout24.de/informieren/ratgeber/autoreise/maut-tschechien/) und Luxemburg ist Tanken weiterhin günstiger als in Deutschland. Je weiter weg du allerdings von der Grenze wohnst, desto schärfer musst du rechnen, ob sich der lange Anfahrtsweg lohnt.
__Tanke [E10-Kraftstoff](https://www.autoscout24.de/informieren/ratgeber/kfz-technik/e10-tanken/):__ Auch wenn E10 bei vielen Autofahrern weiterhin verrufen ist, so ist er in den allermeisten Benzinfahrzeugen doch ohne Bedenken zu fahren. Die Ersparnis gegenüber regulärem E5 Benzin kann mehrere Cent betragen, auf der anderen Seite kann es zu einem fahrzeugabhängigen Mehrverbrauch von 1 bis 2 Prozent kommen. __Eine Liste von Fahrzeugen, die laut Hersteller offiziell mit E10 betankt werden können, findest du [hier](https://www.autoscout24.de/informieren/news/super-e10-vertraeglichkeit-aktualisierte-fahrzeugliste/)__.
Lohnt es sich jetzt auf ein Elektroauto umzusteigen?
Diese Frage kann aus finanzieller Sicht nicht pauschal beantwortet werden. Es kommt sehr auf dein persönliches Fahrprofil, die Fahrzeuggröße und darauf an, wie deutlich du noch von staatlichen Förderprogrammen, etwa dem bis Ende 2022 geltenden vollen Umweltbonus, profitieren kannst.
Neben den reinen Anschaffungskosten musst du allerdings auch die laufenden Kosten im Blick behalten. Hier kann ein Elektroauto besonders auf längere Sicht durchaus einen Kostenvorteil entwickeln, denn mit Ausnahme der regelmäßigen Servicetermine fallen in aller Regel keine teuren Reperaturen an. Auch bist du mit einem E-Auto noch bis mindestens 2025 von der Kfz-Steuer befreit und kannst dir jährlich über die sogenannte THG-Quote Geld dazuverdienen.
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Auch die persönliche Ladesituation solltest du stets im Auge behalten. Im Vorteil ist derjenige, der den Strom für sein Elektroauto im Eigenheim produzieren oder wer zum Beispiel beim Arbeitgeber kostenlos laden kann.
Allen anderen bleibt nur der Kostenvergleich zwischen den verschiedenen Ladestromanbietern. Hier gibt es teilweise erhebliche Unterschiede, auch was die monatlichen Grundgebühren angeht. Ebenfalls preisentscheidend ist, ob das eigene Elektroauto an einer regulären AC-Säule oder aber an einer DC-Schnellladesäule mit Strom versorgt wird. Ad-hoc-Lader können hier schnell in die Kostenfalle tappen. So verlangt der Infrastrukturanbieter Ionity von Direktzahlern, aber auch von Roaming-Partnern 79 Cent pro Kilowattstunde; lokale Anbieter wie die Stadtwerke München zogen ab dem 1. April 2022 mit 69 Cent je Kilowattstunde am DC-Lader nach.
Um die möglichen Energiekosten auf 100 Kilometer zu veranschaulichen, hier ein kleines Beispiel anhand des 150 kW starken VW ID.3 (Stromverbrauch lt. Hersteller kombiniert: 14,5 kWh/100 km; CO2-Emissionen kombiniert: 0g/km)² mit einem realitätsnahen Durchschnittsverbrauch um 20 kWh auf 100 Kilometer (Durchschnittswert lt. Spritmonitor.de):
- Laden per Wallbox daheim (Strompreis: 40 Cent/kWh): 8,00 Euro pro 100 Kilometer
- Laden an der städtischen AC-Ladestation (Strompreis: 49 Cent/kWh): 9,80 Euro pro 100 Kilometer
- Laden an einer DC-Ladestation, z. B. Ionity (Strompreis: 79 Cent/kWh): 15,80 Euro pro 100 Kilometer
Zum Vergleich, hier die Kraftstoffkosten eines VW Golf 1.0 eTSI (Kraftstoffverbrauch lt. Hersteller kombiniert: 4,3 l/100 km; CO2-Emissionen kombiniert: 98 g/km)² mit einem realitätsnahen Durchschnittsverbrauch um 6,0 Liter Super E10 auf 100 Kilometer:
- Tanken von E10 Kraftstoff (Spritpreis: 1,98 Euro/Liter): 11,88 Euro pro 100 Kilometer
Ich möchte einen Neuwagen bestellen, was gibt es zu beachten?
Unabhängig davon, dass der Absatz von Neufahrzeugen unter den hohen Energiepreisen und der Inflation leidet, hat vor allem die europäische Autoindustrie ein weiteres Problem: gestörte Lieferketten und fehlende Halbleiter. Zwar befindet sich nur ein kleiner Teil der Zulieferbetriebe deutscher und europäischer Autobauer in der Ukraine und Russland, doch bereits ein fehlender Kabelbaum kann die Produktion einzelner Fahrzeugmodelle für Tage oder Wochen lahmlegen. Auch die Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie in China führen weiterhin zu Verwerfungen im Welthandel. Audi, BMW, Mercedes-Benz, Porsche und Volkswagen haben bereits mit Produktionsausfällen zu kämpfen, aber auch die meisten anderen namhaften Autobauer sind mittlerweile mit der Problematik fehlender Teile konfrontiert.
Als Neuwageninteressent kannst du dieses Problem nur sehr schwer umgehen. Einzelne Autohersteller bieten kürzere Lieferzeiten an, wenn gewisse Sonderausstattungen (höherwertige Infotainment- und Soundsysteme und/oder andere Komfortfeatures) nicht gewählt werden. Auf der anderen Seite stehen meist noch ausreichend Lagerfahrzeuge bereit, die ebenfalls mit deinen Wünschen übereinstimmen können. Ausnahmen bestätigen hier allerdings die Regel, wie der Engpass an Lagerfahrzeugen bei der aktuell ausverkauften Mercedes E-Klasse Limousine beweist.
Spritsparen mit jungen Gebrauchten?
Die Situation auf dem Gebrauchtwagenmarkt bleibt genauso wie auf dem Neuwagenmarkt angespannt, stabilisierte sich zuletzt aber. Doch auch wenn im Vergleich zu 2021 generell höhere Preise für einen Gebrauchtwagen verlangt werden, sparst zu im Vergleich zu einem Neuwagen bares Geld. Viele junge Gebrauchte sind ebenfalls mit effizienten Motoren ausgerüstet, die weniger Kraftstoff verbrauchen.
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Wie werden sich die Kraftstoffpreise weiter entwickeln?
Aufgrund der aktuellen politischen und weltwirtschaftlichen Gemengelage sind exakte Prognosen schwierig. Derzeit sieht es so aus als würden sich die Preise für Benzin und Diesel bei rund 2 Euro je Liter stabilisieren. Es bleibt abzuwarten wie sich die Energiepolitik in den Herbst und Winter hinein entwickelt. Mit kurzfristigen Preisausschlägen nach oben muss jedoch jederzeit gerechnet werden.
Wie entwickelt sich die Situation bei den Autobauern weiter?
Teure Energie, Inflation, Pandemie-Ängste und gestörte Lieferketten: Nicht nur die Autoindustrie steht vor gewaltigen Herausforderungen, insbesondere in den kommenden Monaten. Trotz sinkender Absätze scheinen die meisten Hersteller allerdings noch sehr gut aufgestellt zu sein. So konnten vor allem die Premiummarken zuletzt größere Gewinne als noch im Vorjahr erzielen. Nichtsdestotrotz gilt es einen mittlerweile stark angewachsenen Produktionsstau aufzuarbeiten und ob die Kunden dauerhaft gewillt sind, immer weiter steigende Preise, besonders für Elektrofahrzeuge, zu akzeptieren, bleibt abzuwarten. (Text: tv)