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Lamborghini Revuelto - der erste Stier mit V12-Hybrid

Lamborghini stellt offiziell den Nachfolger des Aventador vor. Das 1.015 PS starke Supercar lautet auf den Kampfstiernamen Revuelto, besitzt erstmals in der Markengeschichte einen V12-Hybridantrieb und ist bereits zwei Jahre im Voraus vergriffen.

Lambroghini-Revuelto-2023-Scenic

Die Autowelt treibt manchmal seltsame Blüten. Da kündigt Lamborghini den Nachfolger des Aventador an, zeigt einer ausgewählten Kundschaft rund um den Globus lediglich einige Skizzen, verrät ein paar technische Eckdaten, und was passiert? Knapp 3.000 Damen und Herren können einfach nicht widerstehen und bestellen den neuen Supersportler sofort. Damit ist die Produktion von zwei Jahren bereits ausverkauft. Und dies, ohne dass Lamborghini damals überhaupt einen Preis genannt hat. Unwichtig in dieser Liga.

Er wird natürlich höher liegen als jener vom Aventador. Durchgesickert im Netz sind Werte um 500.000 Euro plus Steuer. Ende dieses Jahres sollen die ersten Fahrzeuge ausgeliefert werden. Tradition bei Lamborghini ist es, dem Neuling jeweils nicht nur einen anderen Namen zu verpassen, sondern es muss auch der eines berühmten, spanischen Kampfstiers sein. Die Wahl fiel auf Revuelto (intern LB744). Das Tier soll 1880 angeblich acht Mal – vermutlich aus Angst – über die Bande in die Zuschauerränge gesprungen sein, bevor ihm der Torero den finalen Stoß verpasste.

Lambroghini-Revuelto-2023-Side

Lamborghini setzt auf einen völlig neukonstruierten V12-Saugmotor mit Hybridunterstützung

Der Revuelto (Fahrzeug steht noch nicht zum Verkauf, Homologation ausstehend)² setzt neue Maßstäbe in der Markengeschichte von Lamborghini und strotzt nur so vor Superlativen. Alles an ihm ist neu, nichts wurde vom Vorgänger übernommen. Unter der Carbon-Karosserie (als Novum im Autobau gilt, dass selbst die vordere Crashstruktur aus dem superleichten Werkstoff besteht) steckt ein bislang einmaliges Antriebskonzept. Die Ingenieure aus Sant’Agata Bolognese entwickelten einen komplett neuen Hochdrehzahl-Zwölfzylinder, längs eingebaut und platziert als Mittelmotor. Die Vorderachse treiben zwei Elektromotoren an. Im hinten quer angebrachten 8-Gang-Doppelkupplungsgetriebe sitzt ein weiterer E-Motor, dessen Hauptaufgabe das Starten des V12 sowie das Laden der Batterie ist. Der Hochvoltspeicher (3,8 kWh Kapazität) sitzt wie ein dicker Balken zwischen den Sitzen unter einem mächtigen Mitteltunnel.

Der Revuelto kommt in Summe auf unglaubliche 1.015 PS und gilt konzeptionell als Plug-in Hybrid (PHEV), obgleich die elektrische Reichweite lediglich zehn Kilometer betragen soll. Lamborghini betrachtet seinen neuen Renner daher als HPEV, als High Performance Electrified Vehicle. Entsprechend überirdisch sind die Fahrwerte. Im Bestfall (Launch Control) katapultiert sich der Revuelto in nur 2,5 Sekunden von null auf 100 km/h. Die Marke von Tempo 200 lässt die italienische Flunder in weniger als sieben Sekunden hinter sich. Danach geht es zügig weiter, bis schließlich bei 350 km/h die Fahrwiderstände die Oberhand gewinnen. Zu allem verspricht Entwicklungschef Rouven Mohr eine nie gekannte Reaktionsfreudigkeit in Sachen Fahrdynamik.

Lambroghini-Revuelto-2023-Interior

Eingerichtet wie ein Kampfjet

Erwartungsgemäß haben die Designer das Cockpit wie eine Pilotenkanzel eingerichtet. Die kantige Optik der Außenhaut findet sich auch im Innenraum wieder, kombiniert mit der heute gängigen Digitalisierung. Im Revuelto ist der mittige Touchscreen vertikal ausgerichtet. Selbst die Person auf dem Beifahrersitz geht nicht leer aus, hat einen eigenen Bildschirm. Infos können sogar per Wischen vom zentralen auf das rechte Display übermittelt werden.

Zudem dürfen sich die Insassen über eine Menge an sichtbarem Carbon, Leder und der neu entwickelten Recyclingfaser Dinamica freuen. Und auch darauf, dass sich etwas Wochenend-Gepäck (zwei Handgepäck-Trolleys) unterbringen lässt. Platz dafür wurde unter der Fronthaube geschaffen. Zusätzlich gibt es etwas Stauraum hinter den Sitzen. Hier soll sogar – schwer vorstellbar bei einem Blick in den „Fond“ – eine Golftasche hineinpassen.

Lambroghini-Revuelto-2023-Interior-2

Innerorts kann der Stier auch gänzlich leise schnaufen

Das Herz des Revuelto bleibt natürlich sein Zwölfzylinder, ein Motorkonzept, das seit Gründung der Firma untrennbar mit der Marke verbunden ist. Klar, dass die jüngste Schöpfung (interner Code: L545) das leichteste und stärkste V12-Aggregat ist, das Lamborghini jemals zusammengeschraubt hat. Minus 17 Kilogramm im Vergleich zum Aventador-Motor und im Einbau um 180 Grad gedreht. 6,5 Liter Hubraum sind bei 9.250 U/min gut für 825 PS. Wer es herunterrechnet, endet bei einer Literleistung von 128 PS. Auch dies ein Rekord im Hause Lamborghini. Genau wie die 725 Newtonmeter an Drehmoment. Der Sound des Zwölfenders soll übrigens martialisch-schrill sein. Gänsehaut angeblich garantiert.

Umso ruhiger geht es zu, rollt der Revuelto rein elektrisch angetrieben über den Asphalt. Hier übernehmen unter Normalbedingungen die beiden vorderen E-Motoren den Vortrieb, der Revuelto wird so in gewisser Weise auch zum ersten Teilzeit-Fronttriebler der Marke. Die kombinierte Antriebsleistung im E-Modus soll in etwa 180 PS betragen. Wer dann etwas stärker auf den Pinsel tritt, erhält, bevor sich der V12 hinzuschaltet, auch erst noch Unterstützung durch die hintere E-Maschine, die es auf rund 150 PS bringen soll. Die 3,8-kWh-Mini-Batterie des E-Antriebs lässt sich laut Herstellerangaben in gut sechs Minuten wieder voll aufladen. Mehr ein Statement vor der Lieblingspizzeria, denn wirklich nachhaltig.

Lambroghini-Revuelto-2023-Side-Rear

Auch bei Lamborghini geht es irgendwie um Effizienz

Vier Fahrmodi mit 13 unterschiedlichen Setups stehen insgesamt zur Verfügung. Citta bezeichnet das elektrische Fahren, Strada ist der normale Komfortmodus, bei Sport geht es in Richtung Fahrspaß und heckbetontem Allrad, Corsa schließlich schärft alle Sinne für den Rennkurs und stellt final alle 1.015 Pferdestärken bereit.

Mit dem Revuelto beginnt Lamborghini seine Elektrifizierungsstrategie. Man möchte bis 2025 seinen CO2-Ausstoß um 50 Prozent, bis 2030 gar um 80 Prozent reduzieren. 2024 erhält der Urus den Plug-in Antrieb. Das Nachfolgemodell des Huracán fährt im selben Jahr mit neuem Namen und Powerhybrid vor, ähnlich dem im Revuelto. Für 2025 steht die Vorstellung des Revuelto Roadster auf dem Programm. Erst 2028 wird es als vierte Baureihe dann voraussichtlich den ersten Vollstromer der italienischen Sportwagenmarke geben. Beschließt die EU allerdings final den Einsatz von E-Fuels als Verbrenner-Option nach 2035, ist es anzunehmen, dass die Pläne wohl auch noch leicht angepasst werden. (Text: ms/sp-x, tv | Bilder: Hersteller)

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