"Modern cars are a privacy nightmare". Mit diesem eindrücklichen Satz endet die Einleitung des englischen Originals eines jüngst von der Mozilla Foundation vorgestellten Reports, der sich mit der Datensicherheit sowie der Privatsphäre von Fahrzeugnutzern beschäftigt hat. Betrachtet wurde die Datensammlungswut von 25 namhaften Herstellern. Und das Ergebnis ist so eindeutig wie erschütternd: Alle Hersteller sammeln zu viele persönliche Daten.
Daten sind vor allem eins: Ein gutes Geschäft
Die personenbezogenen Daten fallen zum einen in den Fahrzeugen an, die zunehmend mit Innenraumkameras und -mikrofonen ausgestattet sind. Auch über Telematik-Systeme und die gekoppelten Handys erhalten die Hersteller Zugriff auf persönliche Informationen. Nicht zuletzt werden auch Apps, Unternehmenswebseiten und Händlerkontakte ausgewertet. Die Autohersteller können diese Daten dann laut den Forschern an Dritte (unter anderem auch an staatliche Institution wie Strafverfolgungsbehörden) weitergeben oder verkaufen. Zudem können sie die Daten nutzen, um Rückschlüsse auf die Intelligenz, Fähigkeiten, Eigenschaften, Präferenzen und weitere persönliche Merkmale zu ziehen. Für die Hersteller verspricht der Datenschatz ein gutes Geschäft zu werden – bis 2030 gehen Studien von einem Marktvolumen von 750 Milliarden Dollar aus.
Insgesamt untersuchten die Mozilla-Experten 25 Marken. Keine einzige erfüllte die Mindestsicherheitsstandards der US-Stiftung, die vor allem für den gleichnamigen Open-Source-Internetbrowser bekannt ist und sich als gemeinnützige Organisation versteht. Sie fordert unter anderem Regeln für die die Verschlüsselung und Speicherung persönlicher Daten.
Tesla und Nissan schneiden am schlechtesten ab, Renault mit Dacia am besten
Die Marken mit den weitaus meisten Verstößen sind der Untersuchung zufolge Tesla, gefolgt von Nissan. Die Japaner sammeln zumindest in den USA unter anderem zusätzlich Daten über die persönliche sexuelle Aktivität. Auch Kia erwähnt in seinen US-Datenschutzbestimmungen, dass Informationen über das Sexualleben des Fahrers gesammelt werden können. Und Hyundai gibt an, dass sie „rechtmäßigen Anfragen, ob formell oder informell“ entsprechend nachkommen werden. Gemeint ist hier auch die Abfrage von Strafverfolgungsbehörden nach Datenherausgabe. Toyota derweil wartet mit einem nahezu undurchdringlichen Dschungel aus zwölf Datenschutzerklärungen auf und Mercedes erntet Kritik, weil in neueren Fahrzeugen die App Tiktok vorinstalliert ist, die selbst massive Datenschutzprobleme hat.
Am besten, wenn man das überhaupt so schreiben kann, schnitten die Marke Renault und ihre rumänische Tochter Dacia ab. Beide räumen Fahrern zumindest die Möglichkeit ein, persönliche Daten zu löschen. Aber auch die Franzosen erhielten von Mozilla keine Empfehlung. Die Forscher vermuten bei der Löschfunktion von Renault nicht etwa ein besonders ausgeprägtes Bewusstsein für die Privatsphäre, sondern die starke Bindung an den europäischen Markt, wo im internationalen Vergleich strikte Datenschutzregeln gelten.
Kein Hersteller kann überzeugen
Die Mozilla-Experten fällen insgesamt ein vernichtendes Urteil über die Branche. Ganz gleich ob deutsche, italienische, französisiche oder amerikanischer Hersteller - kein Unternehmen erfüllte den Mindeststandard für Datensicherheit der Mozilla Foundation. Alle neuen Autos sind, bezogen auf die Sammlung von persönlichen Daten, wahre Albträume auf Rädern, die riesige Mengen an Informationen abgreifen. Wenn man heute in einem Auto sitze, dann sei das so, als würde man sein Handy mit allen darauf gespeicherten Informationen dem Autohersteller überlassen. (Text. tv, hh/sp-x | Bilder: as24)