Darüber hinaus bietet die Baureihe eine verblüffende Besonderheit: Der Kombi kommt mit einem kürzeren Radstand als die Limousine. Wie gehabt wird es den 6 also in zwei Karosserie-Varianten geben und beide Modelle haben eines gemein: eine prickelnd schicke Außenhaut. Mazda hat sich offensichtlich viel Mühe gegeben, der neuen 6-Generation eine Hingucker-Aura mit auf dem Weg zu geben. Und damit ist der neue 6 ein mehr als würdiger Nachfolger der Xedos-Modelle, die Anfang der 1990er Jahre die optisch eher dröge Mittelklasse aufmischten.
Bei ersten Testfahrten mit Vorserienfahrzeugen im Pariser Umland konnte sich die eleganten, schnittig und edel anmutenden Mittelklasse-Modelle in jedem Fall deutlich vom Einerlei im Straßenverkehr absetzen. Hilfreich sind hierbei neben der schönen Form auch Details wie die markanten LED-Tagfahrleuchten, feine Metallic-Lacke und schicke Felgen. Auffällig bei der betont coupéhaften, 4,87 Meter langen Limousine ist zudem ein besonders langer Radstand, der das Fahrzeug allerdings fast schon übertrieben gestreckt wirken lässt.
Feiner Anzug
Dennoch verhelfen dem Viertürer die vielen fließenden, den Vorwärtsdrang betonenden Linien und Sicken zu einer für japanische Autos beeindruckend emotionalen Außenhaut. Entsprechend selbstbewusst zeigte Chefdesigner Akira Tamatani bei der Präsentation des neuen 6 die vielen Feinheiten und Details auf, die in der Tat den meisten Betrachtern ein Wow entlockt.
Das trifft allerdings nicht so sehr auf den Innenraum zu. Auch hier finden sich einige Designthemen von außen wieder und sorgen zudem Softtouch- und Hochglanzflächen, feine Chromleisten und Ledersitze für zeitgemäße Premium-Anmutung. Doch vermissen wir dann doch den gewissen Pfiff und strömt das vornehmlich schwarz gehaltene Interieur an manchen Stellen fast ein wenig Tristesse aus. Ganz zentral zum Beispiel mit dem etwas plump und altbacken wirkenden Navi-Display. Das geht schicker, wie zum Beispiel im BMW 3er, den man mit einem richtig edlen XXL-Monitor im Apple-Stil bestücken kann.
Fast auf Stretch-Limo-Niveau
Doch zum Wohlfühlen reicht der Mazda-Innenraum allemal, vor allem im Fond der Limousine, wo dank des verlängerten Radstands eine Beinfreiheit auf Stretch-Limo-Niveau geboten wird. Vor allem in den USA oder China soll die Limousine des 6 Karriere machen und dort ist bei Kunden eben dieser besondere Freiraum für die Beine gefragt. Die Kombiversion des 6 ist hingegen für Europa gedacht und fällt um acht Zentimeter kürzer aus. Hier ist dann auch das Platzangebot im Fond nur noch klassenüblich, wodurch allerdings die Proportionen der Karosserie stimmiger anmuten.
Entscheidender für den Kombi ist aber sein großzügiger Stauraum, der normal 522 Liter und erweitert sogar 1.664 Liter Gepäck aufnehmen kann. Clever gelöst: Die Rückbanklehne kann über zwei Hebel von der Kofferraumöffnung aus bemerkenswert flach umgelegt werden. Nicht ganz so üppig dimensioniert ist das Gepäckabteil der Limousine, bei der sich bis zu 489 Liter hinter der weit nach oben öffnenden Heckklappe verstauen lassen. Immerhin bietet die Limousine eine ebenfalls umklappbare Rückbanklehne und damit die Möglichkeit, bis zu zwei Meter lange Gegenstände ins Heck einzuladen.
Starke Sparmotoren
Besonders viel Innovationskraft geht jedoch von der neuen Motoren-Generation mit dem Skyactiv-Label aus. Ob Diesel oder Benziner – die Aggregate zeichnen sich durch gute Leistungsausbeute bei bemerkenswert niedrigem Durst aus. Den ersten Praxis-Beweis konnte hierfür der CX-5 liefern, der bei uns in einem Vergleichstest mit dem VW Tiguan mit dem 165 PS starken Zwei-Liter-Saugbenziner mit ungewöhnlich niedrigen Verbrauchswerten auftrumpfte.
Den Mazda 6 wird es mit diesem Benziner in den Leistungsstufen 145 und 165 PS geben, die dann mit 5,5 beziehungsweise 6,0 Litern Verbrauch angegeben werden. Zusätzlich wird es noch zwei Benziner mit dem völlig neuen i-ELOOP-System geben, einmal den Zwei-Liter mit 165 PS und ein 192 PS starker 2,5-Liter-Benziner. Bei ersterem sinkt der Normverbrauch dank i-ELOOP um ein Zehntelliter, beim Top-Benziner soll der Normverbrauch bei bescheidenen 6,3 Litern liegen.
Dem 3er fast ebenbürtig
Und das bei guten Fahrleistungen: Immerhin soll der 1,4-Tonner mit dem 192 PS starken Saugmotor in 7,8 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100 sprinten und 223 km/h schnell werden. Damit ist der neue 6 nur etwas langsamer und etwas durstiger als ein vergleichbarer BMW 320i, der beim Kompromiss aus Fahrspaß und Sparspaß immer noch als das Maß der Dinge angesehen werden darf.
Jetzt aber noch ein paar Worte zu i-ELOOP: Hierbei handelt es sich um ein Rekuperations-System, welches Bremsenergie in elektrischen Strom wandelt, der in sogenannten Supercaps zwischengespeichert wird. Diese Doppelschichtkondensatoren können besonders kurzfristig größere Mengen Strom aufnehmen und wieder abgeben, um damit über die 12-Volt-Batterie das Bordnetz mit Strom zu versorgen. Vor allem im Stadtverkehr kann das beim Spritsparen helfen, da der Betrieb des Bordnetzes bis zu zehn Prozent der Motorkraft absorbiert. Wird die per Rekuperation gewonnene, eigentlich überschüssige Energie für den Bordnetzbetrieb eingesetzt, sinkt entsprechend der Verbrauch. In der Praxis soll das vor allem im Stadtverkehr einige Zehntelliter Ersparnis bringen.
Unter vier Liter Verbrauch
Ebenfalls serienmäßig mit i-ELOOP ausgestattet sind die beiden angenehm kultivierten als auch kraftvollen weil drehmomentstarken Dieselmotoren (150 und 175 PS), die sich schon allein dank ihrer einzigartig niedrigen Verdichtung recht genügsam geben. Nur 3,9 Liter soll das 2,2-Liter-Vierzylinder-Agggregat in der Limousine auf 100 Kilometer verbrauchen. Und damit kann der Mazda 6 den schon besonders sparsamen BMW 320d Efficient Dynamics Edition um zwei Zehntelstellen hinterm Komma unterbieten. Mit 9,1 Sekunden für den Sprint und 210 km/h Top-Speed ist der Japaner aber ebenso spritzig unterwegs.
Als flott galten frühere Mazda-6-Generationen vor allem dabei, den kürzesten Weg zwischen zwei Geraden zu finden. Und hier scheint die Neuauflage doch etwas an Agilität und Direktheit eingebüßt zu haben. Die Lenkung ist synthetischer als früher, die Wankneigung in Kurven ausgeprägter als wir erwartet haben. So gesehen scheint sich der 6 nicht mehr ganz vorne unter den Top-Dynamikern einreihen zu wollen. Dafür rollt er etwas kommoder über Unebenheiten, wenn auch nicht ganz so geschmeidig wie ein VW Passat.
Viele neue Helfer
Besonderen Wert hat Mazda vor allem auf die Sicherheit gelegt. Neben einer steifen und zugleich für das Crashverhalten optimierten Karosserie sollen außerdem noch viele Assistenten das Autofahren leichter und vor allem sicherer machen. Selbstredend gibt es für alle 6 ein ESP, darüber sind ein aktives Kurvenlicht und ein Fernlichtassistent bestellbar. Vor allem aber neue Sensoriksysteme ermöglichen einen Abstandstempomaten, einen automatisches Notbremssystem, einen Spurverlassenswarner und einen Tot-Winkel-Warner. So gerüstet, ist der Mazda 6 auch hinsichtlich der Assistenzsysteme wirklich gut aufgestellt.
Das wird auch auf den Preis zutreffen, der für die Basisversion bei nur 24.990 Euro liegen soll, egal ob nun für die Limousine oder den Kombi. Weitere Preise und Details zur Ausstattung wird es aber erst zum Vorverkaufs-Start am 19. November 2012 geben. Doch Mazda-Pressesprecher Jochen Münziger deutete an, dass der 6 ausstattungsbereinigt sogar günstiger als ein Kia Optima sein wird. Offizieller Verkaufsstart wird übrigens der 2. Februar 2013 sein. Mittelklasse-Japaner müssen nicht langweilig sein. Der neue Mazda 6 beweist, dass auch solche Baureihen optische Ausrufezeichen setzen können. Und damit hat die neue 6-Generation schon mal ein gewichtiges Verkaufsargument, denn mit diesem Auto vor der Garage könnten Sie Ihre Nachbarn neidisch machen.
Ein weiterer Höhepunkt sind die Antriebe des 6, die gute Fahrleistungen mit vergleichsweise niedrigen Verbräuchen kombinieren. Im Fall der Saugbenziner wird dieser Spagat übrigens ohne Downsizing und tendenziell anfälligere Turbolader-Systeme möglich. Als besondere Effizienz-Neuheit ist zudem das i-ELOOP-System hervorzuheben, welches eigentlich überschüssige Energie geschickt zum Spritsparen nutzt.
Nicht so recht überwältigen konnte uns hingegen das Interieur des 6, welches trotz einiger schicker Details stellenweise auch etwas lieblos anmutete. Wer es aber nicht ganz so gediegen braucht, wird sich hier durchaus wohl und dank vieler Assistenzsysteme zudem noch sicher fühlen können.
Wem es nach besonders noblen Innenräumen dürstet, muss dafür ja auch meist viele teure Optionen bestellen und entsprechend tief in die Tasche greifen. Hier könnte sich der kostenoptimierte 6 vor allem auch preislich als interessante Alternative zu den typischen Vertretern deutscher Hersteller empfehlen, denn Mazda will trotz einiger Innovationen sogar die Billig-Konkurrenz aus Korea unterbieten.