Letzte Aktualisierung: 27.11.2024 / 16:40 Uhr
Volkswagen zieht sich aus der umstrittenen Uiguren-Region Xinjiang zurück. Der Wolfsburger Konzern gab bekannt, das Werk in Urumqi an die staatliche Shanghai Motor Vehicle Inspection Certification (SMVIC), eine Tochtergesellschaft der Shanghai Lingang Gruppe, zu verkaufen. Neben dem Werk wechseln auch die von Volkswagen betriebenen Teststrecken in Turpan und Anting bei Shanghai den Besitzer.
Das Werk in Urumqi wurde 2013 für rund 170 Millionen Euro errichtet und bislang gemeinsam mit dem chinesischen Partner SAIC betrieben. In den vergangenen Jahren sah sich Volkswagen wiederholt mit Vorwürfen konfrontiert, Mitarbeiter der uigurischen Minderheit könnten dort unter problematischen Bedingungen gearbeitet haben. Die Region steht international im Fokus, da Berichte über Umerziehungslager und die systematische Unterdrückung der muslimischen Minderheit durch den chinesischen Staat für Kritik sorgen.
Während Volkswagen sich aus Xinjiang zurückzieht, stärkt der Konzern seine Partnerschaft mit SAIC durch eine bis 2040 verlängerte Zusammenarbeit. Mit neuen Elektro-Modellen (siehe AUDI), optimierten Produktionsprozessen und ehrgeizigen Klimazielen will SAIC-Volkswagen in den nächsten Jahren seine Position als Marktführer für vernetzte Elektrofahrzeuge in China ausbauen.
Aktualisierung vom 21.11.2024
Werksschließungen in Deutschland werden wahrscheinlicher - diese Standorte sind betroffen
Laut Berichten von Automotive News Europe und Bloomberg News hat Volkswagen nun offenbar entschieden, welche deutschen Standorte der Konzern aufgeben will. Wie bereits seit längerem vermutet, stehen das frühere Karmann-Werk in Osnabrück sowie die "Gläserne Manufaktur" in Dresden, einst für die Produktion des Phaeton errichtet, vor der Schließung oder sollen verkauft werden. Überraschend ist auch das Werk in Emden betroffen. Hier soll die Produktion zwar vorerst weiterlaufen, jedoch plant Volkswagen offenbar, den Standort in eine Auftragsfertigung umzuwandeln.
Während die Aufgabe von drei VW-Werken hinter den Kulissen beschlossen scheint, tritt VW-Gesamtbetriebsratschefin Daniela Cavallo vor der nächsten Verhandlungsrunde zwischen der IG Metall und Volkswagen am 22. November noch einmal mit einem Masterplan an die Konzernspitze heran. Einsparmaßnahmen, unter anderem durch den erheblichen Verzicht auf Boni im Management und Vorstand, aber auch bei der Dividendenausschüttung an die Aktionäre, sollen die Kosten um 1,5 Milliarden Euro senken – eine Summe, mit der, so Cavallo, Werksschließungen verhindert werden sollen.
Doch nicht nur bei Volkswagen geht es ans Eingemachte. Erst gestern teilte der amerikanische Autobauer Ford mit, dass bis in das Jahr 2027 hinein rund 4.000 Stellen in Europa abgebaut werden sollen. Neben Standorten in England trifft die Stellenkürzung vor allem Deutschland. 2.900 Arbeitnehmern soll gekündigt werden - besonders hart soll es den Standort Köln treffen.
Aktualisierung vom 30.10.2024
Audi schließt im Februar 2025 sein Werk in Brüssel
Während immer noch nicht klar ist, welche und wie viele Werke Volkswagen in Deutschland schließen wird, ist man bei Audi bereits einen Schritt weiter. Am 29. Oktober gaben die Ingolstädter bekannt, ihr Werk im belgischen Brüssel schließen zu wollen. Ende Februar 2025 soll es soweit sein. Mit der Werksschließung im Nachbarland endet vorerst auch die Produktion des Audi e-tron, der seit seinem Facelift 2023 zum Q8 e-tron umbenannt wurde. Ein Nachfolger soll frühestens 2027 in den Handel kommen und im mexikanischen Audi-Werk in San José Chiapa vom Band laufen. Aktuell wird dort nur der Audi Q5 gebaut - eines der wichtigsten Modelle der Ingolstädter.
Derweil kämpft Volkswagen mit schwächelnden Absätzen in China, hohen Kosten im Heimatmarkt und anhaltenden Lieferkettenproblemen – ein Zusammenspiel, das den operativen Gewinn des Autobauers im dritten Quartal gegenüber dem Vorjahr um über 40 Prozent auf 2,9 Milliarden Euro einbrechen ließ. Die Rendite sank von 6,2 auf 3,6 Prozent, und der Konzerngewinn nach Steuern stürzte sogar um 63,7 Prozent auf 1,58 Milliarden Euro ab. Trotz dieser Rückschläge und eines weiter „herausfordernden Marktumfelds“, wie Finanzvorstand Arno Antlitz erklärte, bleibt die Aktie des Autobauers vorerst stabil: Die Anleger schienen zunächst unbeeindruckt von den neuen Hiobsbotschaften, und der Kurs stieg im frühen Handel sogar leicht an.
Ursprünglicher Artikel vom 28.10.2024
Nach übereinstimmenden Medienberichten plant Volkswagen, mindestens drei seiner deutschen Standorte zu schließen. VW-Konzernbetriebsratschefin Daniela Cavallo wurde am Montagmorgen über diese Maßnahmen informiert, die voraussichtlich Zehntausende Arbeitsplätze kosten könnten. Die Pläne sehen zudem vor, auch an anderen Standorten ganze Abteilungen zu schließen oder ins Ausland zu verlagern. „Niemand von uns hier kann sich noch sicher fühlen“, so Cavallo, als sie am Montag vor die VW-Belegschaft im Wolfsburger Stammwerk trat.
Osnabrück besonders gefährdet
Besonders angespannt ist die Lage im VW-Werk Osnabrück. Erst kürzlich hat der Sportwagenbauer Porsche einen Auftrag, möglicherweise für die nächste Generation des Mittelmotor-Sportwagens Boxster, zurückgezogen. Der erstmals rein elektrisch betriebene Sportwagen wird aufgrund geringer Auslastung im eigenen Elektroauto-Werk in Zuffenhausen (Taycan-Absatz zuletzt minus 50 Prozent!) nun wahrscheinlich in Baden-Württemberg vom Band laufen. Vor Ende 2025 ist allerdings nicht mit einem Hochlauf der Produktion zu rechnen, eine Serienversion wurde bisher nicht gezeigt.
Neben Osnabrück stehen auch weitere Werke weit oben auf der Streichliste. Genannt werden unter anderem Zwickau, Emden und Salzgitter. Welche Standorte allerdings wirklich geschlossen werden, hat der VW-Vorstand noch nicht bekannt gegeben.
Gehaltskürzungen und Nullrunden
Auch die restliche VW-Belegschaft muss mit erheblichen Einschnitten rechnen. Laut Cavallo plant das VW-Management um Konzernchef Oliver Blume und Markenvorstand Thomas Schäfer eine zweijährige Nullrunde sowie die Streichung der monatlichen tariflichen Sonderzulage in Höhe von 167 Euro. Diese Maßnahmen könnten im Durchschnitt zu Gehaltseinbußen von bis zu 18 Prozent führen. Boni und Sonderzahlungen sollen für Mitarbeiter, die nicht zum Management zählen, ebenfalls gestrichen werden. Genannt wurden zum Beispiel die Jubiläums-Einmalzahlungen für langjährige Betriebszugehörigkeit zwischen 25 und 25 Jahren.
Am Mittwoch startet die nächste Verhandlungsrunde zwischen VW und der IG Metall. Ursprünglich forderte die Gewerkschaft eine Lohnerhöhung von sieben Prozent und bessere Ausbildungsbedingungen. Aufgrund der neuen Gegebenheiten wird eine schnelle Einigung als unwahrscheinlich eingestuft. (Text: tv | Bilder: Hersteller)