Fast auf den Tag genau 20 Jahre nach dem Mauerfall feiert die seriennahe Studie ihre Premiere auf der IAA und schon bald soll die moderne Rennpappe im Retro-Stil in Produktion gehen.
Modellbauer Herpa überraschte auf der IAA 2007 mit dem 1:10-Modell eines möglichen Trabi-Nachfolgers. Alles nur Spielerei, lautete das damalige Echo. Doch zusammen mit Indikar, einem sächsichen Spezialfahrzeugbauer, macht der fränkische Miniaturenfabrikant jetzt ernst.
Optische Anleihen
Bereits 2012 will das Konsortium den Nachfolger der DDR-Legende auf die Straße bringen. Optisch orientiert sich der Trabant nT an der Kombiversion des Vorgängers: Die großen Kulleraugen, seine schlichte Form und die knappen Abmessungen erinnern an den zwischen 1957 und 1991 beim VEB Sachsenring Automobilwerke Zwickau rund drei Millionen Mal gebauten Urahn. Trotz dieser Retro-Anleihen wirkt die Studie aber frisch und modern und dürfte damit weniger den Ostalgikern als vielmehr einer lifestyleorientierten Klientel gefallen.
Mit 3,95 Meter ist der Neue fast 40 Zentimeter länger als der Ur-Trabi. Darüber freuen sich vor allem die Passagiere, die deutlich kommoder sitzen als seinerzeit. Moderne Komfortextras wie Klimaanlage und elektrische Fensterheber gehören zum Standard. Nach Hightech sieht der Instrumententräger mit digitalem Farbdisplay aus. Andererseits wirken manche Bauteile im Cockpit noch ein wenig provisorisch zusammengeschustert und die Qualität von Materialien und Verarbeitung hat sicher noch nicht Serienreife.
Modernste Technik
Unter der Haube haben die Techniker gründlich ausgemistet. Statt eines lauten Zweitakters, der den Trabi bis 1989 antrieb, findet sich dort ein geräuscharmer und vor allem emissionsfreier Elektromotor. Dieser mobilisiert 64 PS, womit er das Leistungsniveau aller Vorgänger weit hinter sich lässt. Mit einer Batteriefüllung soll der Stromer eine Reichweite von 160 Kilometer bieten. Dann muss der Trabant nT über Nacht an die Steckdose oder bei Starkstrom für mindestens zwei Stunden.
Zwar setzt man bereits auf moderne, kompakt bauende Lithium-Ionen-Akkus, doch summiert sich das Gewicht des neuen Trabis auf über 1.000 Kilogramm, die sich auf maximal 130 km/h beschleunigen lassen. In der Serienversion soll der Trabant aber weniger als eine Tonne auf die Waage bringen. So lässt sich bei gleichen Fahrleistungen der Verbrauch senken und damit die Reichweite erhöhen. Dann wären 200 Kilometer Reichweite denkbar, war für ein Stadtauto völlig ausreichend ist.
Rund 20.000 Euro
Denn dass niemand mit dem Trabant nT weite Strecken zurücklegen wird, weiß auch Indikar-Chef Ronald Gerschewski: „Es ist ein Kleinstwagen, der sich als Zweitwagen eignet,“ betont er. Deshalb darf auch der Preis nicht zu hoch sein. Voraussichtlich liegt er bei rund 20.000 Euro, dass sei die Akzeptanzschwelle für breite Teile der Bevölkerung, so Gerschewski.
Bevor das Volk aber überhaupt einen Trabi bekommt, heißt es wie früher: abwarten. Denn um die Studie zur Marktreife zu bringen, ist technisch noch viel zu tun. Und das kostet Geld. Derzeit sucht das Konsortium um Herpa und Indikar einen Investor. Der muss allerdings rund 30 MIllionen Euro locker machen. Von wem das Geld kommt, ist den Entwicklern egal. Es müsse kein Autohersteller sein, auch ein großer Energiekonzern könnte für die Verantwortlichen in Frage kommen.
Vorwärts immer
Mag zwar das Geld in Krisenzeiten nicht mehr ganz so locker sitzen, so sieht Indikar im neuen Trabi ganz klar eine Investition in die Zukunft. Schließlich geht der Trend zu kleineren Fahrzeugen und die Elektrifizierung gilt als wichtiger Bestandteil der Mobilität von morgen. Mit dem Trabant nT könnte der Rennpappe also ein großes Revival bevor stehen, ganz getreu dem Motto: Vorwärts immer, rückwärts nimmer. (mg)