Nach Audis offizieller Zeitachse spielen die Ingolstädter mit dem A8 frühestens seit 1994 in der automobilen Oberklasse mit. Dass bereits ab 1988 mit dem V8 D11 ein technisch durchaus konkurrenzfähiges, aber imagemäßig unterlegenes Fahrzeug zu BMW 7er und Mercedes S-Klasse angeboten wurde, wird mittlerweile gerne verschwiegen. Der Blick der Süddeutschen richtet sich naturgemäß lieber in Richtung Zukunft – für Traditionswerte bleibt da nur wenig Raum.
Umso erstaunlicher, dass man sich nun wieder auf die eigenen Wurzeln und Firmengründer August Horch zurückbesinnt. Zumindest teilweise. Denn das Gegenstück zum ultraluxuriösen Mercedes-Maybach wird es (vorerst) nur für den chinesischen Markt geben. Der gegenüber der A8 Langversion abermals um 13 Zentimeter auf nunmehr 5,45 Meter verlängerte Audi A8 L Horch (A8 Normal: 5,19 Meter) habe laut den Ingolstädtern derzeit nur in Fernost – wo übrigens gut 60 Prozent der Jahresproduktion des Flaggschiffs hin verkauft werden - ein nennenswertes Potential.
Jetzt lesen: Testbericht Audi V8 D11
Audi A8 L Horch nur für China
Das erklärt dann auch, weshalb unter der Haube ein simpler 3,0-Liter-V6-Benziner arbeitet (Fahrzeug steht in Deutschland nicht zum Verkauf, Homologation ausstehend²). Ganz ohne zeitgemäßer Elektrifizierung und natürlich ohne den Prunk der einstigen W12-Maschinen. Letzterer ist nun bei Audi ganz offiziell Geschichte und ist innerhalb des VW-Konzerns einzig Bentley vorbehalten. Den Chinesen dürfte dieser Umstand egal sein, sparen sie mit der kleinen Maschine doch einen Teil der mittlerweile exorbitanten Luxussteuer ein.
Im Rest der Welt erhält der Audi A8 hingegen nur eine mehr oder minder intensive Produktpflege spendiert. Es gibt einen neu gestalteten Singleframe-Kühlergrill, neue Matrix-LED-Leuchten mit DMD-Technologie (Digital Micromirror Device), intelligentem Orientierungslicht und verbesserter Abblendautomatik. Als neues Highlight - aber auch als Sicherheitsfeature - agieren die serienmäßigen OLED-Rückleuchten in bis zu drei wählbaren Designs. Sie dienen nicht nur als Bremslicht, sondern ermahnen durch Aufblinken auch von hinten herannahende Verkehrsteilnehmer, Sicherheitsabstand zu wahren. Weiterhin sorgen neue (Matt-)Lackierungen und erstmals ein S-Line-Exterieurpaket für optische Unterscheidung zum Vor-Facelift.
Jetzt lesen: Testbericht Audi S8
Dezente Änderungen im Innenraum
Im Alltag greifbarer soll hingegen die Materialaufwertung im Innenraum sein. Neue Lederdesigns stehen zur Wahl, Alcantara wird durch umweltfreundlicheres Dinamica ersetzt. Ein gänzlich tierfreier Innenraum, wie etwa beim neuen Range Rover oder im eigenen Hause im Audi e-tron GT angeboten, wird es zu Lebzeiten des A8 D5 hingegen nicht mehr geben.
Weitere kleinere Neuerungen betreffen die Bordelektronik. Audi führt auch im A8 sein Car-to-X-System ein, das unter anderem den Informationsaustausch mit anderen Fahrzeugen und auch Verkehrszeichen ermöglicht. Letzteres natürlich nur, wenn die lokalen Behörden ihre Ampeln oder elektronischen Leitsysteme entsprechend vernetzt haben. In der zweiten Reihe gibt es neben Ruhesitzen in der Langversion wahlweise ein neuen Rear-Seat-Entertainment-System mit zwei getrennt operierenden 10,1-Zoll Full-HD-Bildschirmen.
Jetzt lesen: Testbericht Audi A8 L 60 TFSI e
Bewährte Antriebstechnik
Keine Änderungen hingegen im Motorabteil. Die Basismotorisierung bildet auch weiterhin ein kurz nach dem Marktstart erhältlicher 3,0-Liter-Diesel mit 286 PS im 50 TDI (Fahrzeug steht noch nicht zum Verkauf, Homologation ausstehend²); der 4,0-Liter-V8-Diesel im 60 TDI wurde derweil schon 2020 ausgemustert. Bei den Benzinern bleibt ebenfalls alles beim Alten.
Der 55 TFSI leistet 340 PS aus 3,0-Liter-Hubraum (Kraftstoffverbrauch kombiniert: 10,8-8,2 l/100 km; CO2-Emissionen kombiniert: 248-187 g/km²) und wird im 60 TFSI e um einen Elektromotor auf eine Systemleistung von 449 PS ergänzt (Fahrzeug steht noch nicht zum Verkauf, Homologation ausstehend²). Wie weit der Plug-in Hybrid im Facelift rein elektrisch kommen soll, konnte uns Audi noch nicht verraten, da sich der A8 teilweise noch im Homologationsprozess befindet. Es ist aber anzunehmen, dass es mehr sein wird als die bisherigen 46 WLTP-Kilometer.
Die Top-Motorisierung des normalen A8 bildet auch weiterhin der 60 TFSI, wobei sich hinter der Nomenklatur der zusammen mit Porsche entwickelte 4,0-Liter-V8 verbirgt, der mit seinen 460 PS für einen mehr als standesgemäßen Vortrieb sorgen wird (Fahrzeug steht noch nicht zum Verkauf, Homologation ausstehend²).
Marktstart und Preise
Ebenfalls neu aufgelegt wird der Audi S8. Der V8 TFSI stemmt weiterhin 571 PS und 800 Newtonmeter Drehmoment und beschleunigt die Limousine in unter vier Sekunden auf Tempo 100 (Kraftstoffverbrauch kombiniert: 10,8-10,7 l/100 km; CO2-Emissionen kombiniert: 246-245 g/km²). Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei elektronisch abgeregelten 250 km/h. Der neue Audi A8 ist ab sofort bestellbar und kostet mindestens 99.500 Euro, für den S8 rufen die Ingolstädter mindestens 144.800 Euro auf. Der Marktstart erfolgt noch im Dezemeber. (Text: Thomas Vogelhuber | Bilder: Hersteller)