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Vorstellung: Jeep Renegade – Ein Fiat auf Abwegen

Es begab sich zu der Zeit der unrühmlichen DaimlerChrylser-Ära, da man Jeep schon einmal ein Kuckucksei untergeschoben hat: Plötzlich steckte unter dem Blech des Grand Cherokee eine Mercedes-Benz M-Klasse. Und wieder einmal lehrt uns die Geschichte dieser Tage, dass sie sich gerne wiederholt.

Frei nach dem Motto „der nächste Herr, die selbe Dame“ hat inzwischen Fiat das Ruder bei den Amis übernommen und jubelt ihnen sogleich den Fiat 500 als neues Einstiegsmodell unter. Große Geländegänger hat Jeep genug im Angebot, doch an einem kleinen Einstiegsmodell, vor allem für Europa, mangelt es – abgesehen vom minder erfolgreichen Compass. Ein neues Klein-SUV muss also her, um den Opel Mokkas, Renault Captures und Ford EcoSports, die gerade eifrig den Markt abgrasen, Paroli bieten zu können. Da kommt es nur recht, dass die neue Mutter Fiat mit dem 500 L ein Auto im Angebot hat, das von den Proportionen gerade so passt und von dem man ohnehin eine Allradversion plant.

Kurzum entschied man in Turin also, dem Italiener ein amerikanisches Outfit zu verpassen, und ihn, noch vor dem Italo-SUV – das Fiat 500 X heißen könnte – ins Rennen zu schicken; als Jeep Renegade. Ein Name, der so manchem Jeep-Fan wahrscheinlich einen kalten Schauer über den Rücken laufen lässt, trugen weiland doch besondere Modelle des Wrangler-Vorläufers CJ den Zusatz Renegade. Und nun soll ein dahergelaufener italienischer Kleinwagen diesen großen Namen erben?

Große Pläne

Immerhin hat Fiat-Chef Marchionne Großes vor mit dem Kleinen. Vom süditalienischen Melfi aus soll der Renegade über einhundert Länder erobern; bei 16 Motor- und Getriebevarianten sollte wahrlich für jeden etwas dabei sein. Allein die Optik könnte ein Hemmnis werden, sieht der Fiat im Jeep-Kleid doch eher nach Spielzeugauto aus, denn nach kapablem Kraxler. Typisches Jeep-Merkmal ist der von zwei runden Scheinwerfern flankierte Kühlergrill, der Rest könnte auch einen Kia Soul (Spielzeugauto!) darstellen und die viereckigen Rücklichter mit Kreuzzeichen lassen wir an dieser Stelle unkommentiert.

Doch wollen wir den Jeep nicht vorverurteilen, immerhin verspricht Mike Manley, seines Zeichens Jeep-Präsident, nicht nur beste Straßen-Performance (ungewöhnlich) sondern durchaus auch Offroad-Fähigkeiten (markentypisch); schließlich sind bis zu 22 Zentimeter Platz zwischen Unterboden und Erdreich und man hat die Verbundlenkerachse des 500 L gegen eine Chapman-Federbeine getauscht. Zwar gibt es Allradantrieb nur optional, doch mit dem – ebenfalls extra zu zahlenden - Trailhawk-Paket hat der Renegade  sogar eine 20:1-Geländeuntersetzung und neben den Modi Auto, Snow, Sport und Sand zusätzlich ein Felsenkletter-Fahrprogramm an Bord.

Abenteuer auch innen

Auch im Innenraum setzt Jeep auf Abenteuerfeeling. So gibt es Rundinstrumente mit Schlammspritzer-Optik und seitliche Haltegriffe; ansonsten orientiert sich der Renegade am praktischen Design seiner großen Brüder, aufgepeppt mit etwas Farbe. Auch für den Kleinsten bietet Jeep das Navigations- und Entertainment-System Uconnect an, außerdem stehen zahlreiche Fahrerassistenzsysteme wie Aufprallwarnung und Spurhalter zur Wahl. Für das Gepäck stehen im Kofferraum 350 Liter Stauraum bereit, klappt man die Rückbank um, steigt die Kapazität auf 869 Liter. Und für das Wohlfühlambiente soll das „My Sky“-Dach mit zwei Dachhälften sorgen; auf Wunsch auch entnehmbar.

Natürlich wird Jeep nicht überall auf der Welt alle 16 Antriebsvarianten anbieten, doch soll der Kunde trotzdem eine große Auswahl haben. Für Europa sind drei Benziner mit 1,4 und 1,6 Liter Hubraum geplant, die ein Spektrum von 108 bis 168 PS abdecken; die beiden Diesel der Dimension 1,6- und 2,0-Liter leisten 118 und 138 beziehungsweise 167 PS. Kombiniert werden die Aggregate entweder mit einer Handschaltung, einem Doppelkupplungsgetriebe oder einer Neungang-Wandlerautomatik. Jeep verlässt mit dem Renegade eingetretene Pfade und stößt in das Segment der Klein-SUVs vor – insofern ist der Name gar nicht so schlecht gewählt, heißt Renegade doch auf Deutsch Abtrünniger. Mit einer M-Klasse unter dem Blech werden sich die meisten Jeep-Fans noch abfinden haben können, ob sie allerdings auch einen Fiat-Kleinwagen akzeptieren, sei dahingestellt. Müssen sie aber auch gar nicht, schließlich sind sie auch nicht die Zielgruppe, viel mehr will der Renegade die Städter erobern, die gerne etwas höher sitzen, und das Gefühl mögen, dass sie könnten, wenn sie wollten.

Und das er kann, steht außer Frage: Mit reichlich Bodenfreiheit, einem Allradsystem das bei Bedarf bis zu 100 Prozent an eine Achse schicken kann, üppigen Böschungswinkeln und einer Geländeuntersetzung soll der Renegade in der Trailhawk-Ausführung sogar den Rubicon-Trail unbeschadet überstehen. Überprüfen können wir das in der zweiten Jahreshälfte 2014, dann soll er in Deutschland - zu noch unbekannten Preisen (wohl 20.000 Euro) – zu den Händlern rollen.

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