Und anders als der neue Trabi, den man ebenfalls in Frankfurt bewundern kann, ist der Melkus ab sofort erhältlich.
Im März 2009 hat Melkus erste Bilder des neuen RS 2000 veröffentlicht, der nun auf der IAA in Frankfurt zu bewundern ist. Und auch beim Ost-Sportler sind es die Flügeltüren, die für viel Ah und Oh sorgen. Wie beim Mercedes SLS sind sie nahe an der Dachmitte angeschlagen, so dass sie beim Öffnen nur wenige Zentimeter nach außen ausschwenken. So lässt es sich auch in engen Parklücken komfortabel ein- und aussteigen.
Besonderes Schmankerl: Auf Wunsch können die Türen im Dachbereich mit eingefärbten Glassegmenten geliefert werden. Diese sorgen zum einen für mehr Licht im Innenraum, zum anderen lassen sie sich aber auch mit wenigen Handgriffen demontieren und verwandeln den Melkus so in einen Targa.
Klassisches Design
Beim Karosserie-Design hat man sich mit ausgeprägten Rundungen an den Kotflügeln, der geschwungenen Seitenlinie und dem knackigen Bürzel bewusst an klassischen GT-Fahrzeugen aus LeMans und dem Vorgänger RS 1000 orientiert, erklärt Sepp Melkus. Er ist Enkel des Firmengründers und DDR-Rennfahrers Heinz Melkus und leitet zusammen mit seinem Vater die Manufaktur in Dresden. Dort sollen zukünftig 25 Fahrzeuge jährlich in Handarbeit entstehen. Und die ersten Exemplare sind bereits verkauft.
Das Original, der Melkus RS 1000, wurde rund einhundert Mal gebaut. Für 30.000 DDR-Mark war der aus verschiedensten Bauteilen zusammengeschusterte Ost-Porsche damals erhältlich. Der Zwei-Takter stammte von Wartburg, die Heckscheibe aus einer Tatra-Straßenbahn, die Bremsen vom Polski-Fiat und der Vergaser vom MZ-Motorrad. Ein solcher Eigenbau kam dem SED-Regime freilich nicht recht, doch schlug Heinz Melkus die Obrigkeit mit ihren eigenen Waffen.
Zum Geburtstag
Er errang 1969 die Straßenzulassung für den Sportler nur, weil er den Melkus RS 1000 als Geburtstagsgeschenk zum 20-jährigen Bestehen der DDR deklarierte. Und auch die Neuauflage feiert ein kleines Jubiläum, kommt sie doch exakt 40 Jahre nach dem Ur-Melkus auf den Markt. Heute müssen allerdings über 107.000 Euro auf den Tisch gelegt werden, will man den Nachfolger sein Eigen nennen.
Dafür gibt‘s natürlich bessere Technik: Ende der Sechziger standen gerade mal 75 PS aus einem Wartburg Drei-Zylinder bereit und mit höchstens 165 km/h wurde der Melkus auch von einem 1600er Lada überholt. Dass wird der Neuauflage nicht passieren: Hier kommt ein 1,8-Liter-Vierzylinder mit Kompressor zum Einsatz, der satte 270 PS mobilisiert und den RS 2000 in 4,9 Sekunden auf Tempo 100 und weiter auf bis zu 250 km/h beschleunigen soll.
Patentrezept Leichtbau
Das Geheimnis des auf den Lotus Elise basierenden RS 2000: wenig Gewicht. Gerade mal 950 Kilogramm bringt der Zwei-Sitzer auf die Wage und lehrt damit selbst dem Leichtbau-Meister Porsche das Fürchten. Die gesparten Kilos kommen nicht nur der Fahrdynamik und dem Verbrauch zu Gute - Melkus veranschlagt zehn Liter - sondern, so Sepp Melkus, sei das Leichtgewicht auch wie gemacht für einen alternativen Antrieb. Es dürfte also nur eine Frage der Zeit sein, bis die Dresdner mit einem Elektro-Melkus an die Öffentlichkeit treten.
Bis es soweit ist, will Melkus, ganz seinen Wurzeln entsprechend, aber auch wieder im Motorsport Erfolge feiern. Das Unternehmen kündigt an, dass schon 2010 ein RS 2000 auf der Rennstrecke zu bewundern sein wird. Geplant ist eine Sport-Variante mit 300 PS - und Sepp Melkus hinter dem Steuer. (mg)