Ohne jegliches Studien-Anfüttern zeigen die Schwaben vom vanartigen Kompaktmodell nun die finale Serienversion. Wer einen ähnlich schnittigen Auftritt wie bei der künftigen A-Klasse erwartet hat, dürfte enttäuscht sein: Dafür sind es innere Werte, mit denen die B-Klasse ganz groß rauskommen dürfte. Die neue B-Klasse wirkt erwachsener, steht breiter da und dank eines insgesamt tieferen Schwerpunkts auch stämmiger. Prominent ist der große Kühlergrill mit zwei Querlamellen und dem großen Stern in der Mitte. In der unteren Frontschürze befinden sich drei weitere Luftöffnungen, bei denen die äußeren kleinen durch schmale LED-Tagfahrleuchten geteilt werden.
In der Seitenansicht wirkt die B-Klasse trotz des hohen Aufbaus mit langem Radstand und kurzen Karosserie-Überhängen recht gestreckt. Darüber hinaus sorgen schwungvolle Lichtkanten und eine nach hinten abfallende Dachlinie für eine gewisse Grunddynamik.
Was dem Auge des Betrachters allerdings verborgen bleibt, ist der niedrige cW-Wert der Karosserie. Dieser soll in der Normalversion bei immerhin 0,26 liegen, mit dem optionalen Eco-Technologie-Paket sollen es sogar 0,24 sein – ein im Van-Segment beispiellos niedriger Wert mit entsprechenden Vorteilen hinsichtlich Effizienz und Windgeräuschen im Innenraum.
Mehr Platz innen
Apropos Innenraum: Dieser soll im Vergleich zur bisherigen B-Klasse durch ein besseres Platzangebot auszeichnen. Zwar baut die Karosserie gut fünf Zentimeter flacher als beim Vorgänger, zugleich verringerte sich aber auch die Sitzhöhe des Fahrers vorne um fast neun Zentimeter, was mit einer entsprechend besseren Kopffreiheit einhergeht.
Mercedes verspricht für die um neun Zentimeter auf 4,36 Meter angewachsene B-Klasse außerdem eine besonders großzügige Beinfreiheit für die Fondpassagiere. Auf diese kann man dank einer in Längsrichtung verschiebbaren Rückbank zugunsten eines größeren Kofferraums teilweise verzichten: Verschiebt man die Bank um die maximal möglichen 14 Zentimeter, wächst der normal 488 Liter große Kofferraum auf – Satanisten aufgemerkt! – 666 Liter. Außerdem lässt sich zum Transport größerer Gegenstände die Lehne der Rückbank im Verhältnis 60 zu 40 umlegen.
Feiner Mercedes-Schick
In modernem und feinem Mercedes-Schick präsentiert sich der Arbeitsplatz der B-Klasse. Markant sind vor allem die runden Lüftungsausströmer, die mit auffällig viel Chromzierrat inszeniert wurden. Der glänzende Metall-Schmuck findet sich auch an vielen weiteren Stellen des aufgeräumten Armaturenbretts und an dem vom CLS stammenden und mit vielen Bedientasten gesegneten Dreispeichen-Lenkrad wieder. Zusätzlich sorgen neben einer großzügig dimensionierten Dekoreinlage im Armaturenbrett, Leder und Oberflächen in Leder-Optik sowie eine dezente Ambientebeleuchtung für besondere Behaglichkeit.
Ein Schmuckstück am oberen Ende der Mittelkonsole ist der große, fast freischwebend wirkende Bildschirm der Navi-Multimedia-Einheit, der sich in der Art eines Apple iPads präsentiert. In Kombination mit dem Multimedia-System Comand-Online mutiert die B-Klasse im Stand sogar zur Internet-Browser-Station, für die Mercedes zudem noch einige attraktive Apps zum Download anbietet. Eine andere schicke Option ist das riesige Glas-Panorama-Dach, das sich teilweise sogar öffnen lässt.
Assistenten satt
Ein weiterer Schwerpunkt der B-Klasse sind die große Zahl an sicherheitsrelevanten Assistenz-Systemen. Weltpremiere feiert das radarbasierte Unfallvermeidungs-System Collision Prevent Assist. Dieses warnt den Fahrer optisch und akustisch vor Hindernissen und bereitet das Fahrzeug mit Hilfe des Bremsassistenten auf eine optimale Verzögerung in allen Geschwindigkeitsbereichen vor, sobald der Fahrer die Bremse aktiviert. In Kombination mit Pre Safe wird zudem die Schwere der Unfallfolgen für die Insassen zum Beispiel durch eine Vor-Crash-Gurtstraffung vermindert.
Weitere optionale Technik-Helfer sind ein adaptiver Fernlicht-Assistent, ein Tote-Winkel-Assistent, ein Geschwindigkeits-Limit-Assistent mit Schildererkennung, ein aktiver Park-Assistent, eine Hold-Funktion der Bremse, eine Berganfahrhilfe, eine Spracherkennung für Navi/Multimedia, eine Rückfahrkamera und ein Abstandregel-Tempomat.
Zunächst vier Motoren
Die auf der im Daimler-Konzern neuen Frontantriebs-Plattform basierende B-Klasse wird zunächst mit vier konventionellen aber besonders effizienten Verbrennungsmotoren antreten. Später dürften noch hybridisierte Varianten und eine Brennstoffzellen-Version folgen. Benzinerseitig gibt es einen 1,6-Liter-Vierzylinder, der als B 180 Blue Efficiency 122 und als B 200 Blue Efficiency 156 PS leistet. Beim Dieselantrieb kommt ein 1.8er zum Einsatz, der als 180 CDI 109 und als 200 CDI 136 PS leistet. Alle vier Motoren werden serienmäßig mit Start-Stopp-System und einem manuellen Sechs-Gang-Getriebe kombiniert. Optional gibt es ein Sieben-Gang-Doppelkupplungs-Getriebe, das über die drei Schaltprogramm Economy, Sport und Manuell verfügt.
Für zusätzliche Effizienz sorgt bei der B-Klasse noch die neue elektromechanische Lenkung. Diese ist im Zusammenspiel mit dem ESP in der Lage, Lenkkorrekturen bei Bremsung auf unterschiedlichen Fahrbahnbelägen, beim Untersteuern und bei Seitenwinden vorzunehmen.
Dank einer neuen Vierlenker-Hinterachse und des tieferen Schwerpunkts soll die neue B-Klasse im Vergleich zum Vorgänger ein noch agileres Fahrverhalten bieten. Optional kann man ein Sportpaket ordern, das sich mit amplitudenabhängigen Dämpfern und einer Direktlenkung ein noch schärferes Fahrgefühl vermitteln soll.
Nach der IAA-Premiere im September 2011 ist bereits gut zwei Monate später der offizielle Marktstart der neuen B-Klasse. Preise wird Mercedes erst in den kommenden Wochen bekannt geben. Doch dürfte sich die Neuauflage an dem Niveau des Vorgängers orientieren, dessen Preise bei rund 25.000 Euro losgehen. (mh)