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Vorstellung: Mercedes SL 65 AMG Black Series – Ein kein Roadster

Der Mercedes SL hat seit den 1960er Jahren stets Klappdächer, die bis zum Modell R129 aus Stoff gefertigt wurden. 2001 kam der R230 und mit ihm das erste variable Stahlverdeck. Jetzt bringt AMG den SL 65 Black Series, der eigentlich SLC heißen müsste.

Er besitzt nämlich ein immerfeste Haube aus CFK und ganz nebenbei noch 670 PS und 1.000 Newtonmeter.
Black Series nennt die Mercedes Sport-Dependance AMG ihre ganz speziellen Modelle. Hier hat Fahrdynamik oberste Priorität. Wie schon beim CLK (mehr…) und beim SLK gibt es jetzt auch vom SL die „Schwarzserie“.

Und wer den neuen SL 65 AMG Black Series im Rückspiegel erblickt, räumt augenblicklich die linke Spur auf der Autobahn. Denn der Benz-Bolide sieht alles andere als gewöhnlich und vor allem alles andere als harmlos aus.

Anders sein

Das Spezialfahrzeug aus Affalterbach hat im Vergleich zu den zivileren SL-Varianten 14 Zentimeter breitere Kotflügel, höllische Luftschächte im Bug und in der Motorhaube und ist insgesamt sichtbar flacher. Am Heck prollt eine mächtige Abgasanlage im Zusammenspiel mit dem unübersehbaren Diffusor. Ein eigentlich dezenter Heckspoiler fährt ab Tempo 120 um zwölf Zentimeter aus. Stoßfänger, Seitenteile und Türen wurden dem massiven Erscheinungsbild angepasst.

AMG schaffte es, aus dem edlen Roadster ein heißes Sportcoupé zu machen. Das Klappdach gibt es einfach nicht mehr. Grund: Wer auf maximale Rennstrecken-Performance und damit Torsionssteifigkeit aus ist, fährt in dieser Gewichtsklasse nicht offen. Viel wichtiger sind ein festes und vor allem leichtes Dach, damit der Schwerpunkt nicht unnötig nach oben wandert.

Abspeck-CFK

CFK lautet das Zauberwort, wenn es um die Pfunde geht. Dank des Karbonfaser-verstärkten Kunststoffs konnte das Gewicht des Über-SL um reichlich 250 Kilogramm im Vergleich zum normalen 65er gesenkt werden. CFK ist teuer und leicht zugleich ist. Beim Black Series bestehen unter anderem Motorhaube, Dach und Heckdeckel aus diesem Verbundwerkstoff. Zusätzliche Sicherheit bietet ein integrierter Überrollbügel.

Durch das feste und flache Dach ergibt sich speziell von der Seite ein ziemlich neues Erscheinungsbild. Die Silhouette ist dynamisch und elegant zugleich. Der geschlossene SL könnte auch eine Idee für alle Normal-Versionen sein. Eben ein echter SLC, wie es ihn in den 1970er Jahren schon gab.

Was bekommt man dafür?

Beim Black Series blieb kein Teil unangetastet. Das verursacht erhebliche Zusatzkosten, die AMG selbstverständlich an seine Kunden weiter gibt. Mehr als 300.000 Euro werden für den Erwerb eines SL-Bombers fällig, genaue Angaben machen die Schwaben derzeit nicht.

Für diese horrende Summe erhält der Käufer neben der leichten Karosserie einen 5.980 Kubikzentimeter großen Hubraummotor, der sein Volumen auf zwölf Töpfe verteilt. Das gigantische Drehmoment gibt AMG mit 1.000 Newtonmetern an, die elektronisch begrenzt sind. Das fette Biturbo-Aggregat schüttelt eigentlich locker 1.200 Newtonmeter aus dem Ärmel. Aus Gründen der Getriebeschonung wollten die Affalterbacher es nicht übertreiben.

+ 60 PS - 250 Kilogramm = unverschämter Vortrieb

Verantwortlich für die Gangwechsel ist das aus dem SL 65 bekannte AMG Speedshift Plus. Die Fünfgang-Automatik mit Wandlerüberbrückung (ab dem ersten Gang) kann vier Fahrprogramme von komfortabel bis ultrasportlich herbeizaubern. Die Automatik verteilt die 670 PS auf die 325er-Hinterreifen. In der Hinterachsmitte arbeitet ein Lamellen-Sperrdifferenzial mit 40 Prozent Sperrwirkung. Das soll für allzeit satte Beschleunigung sorgen. Der SL 65 Black Series knackt laut Mercedes in 3,9 Sekunden die Hunderter-Marke und erreicht nach elf Sekunden Tempo 200. Erst bei 320 Sachen wird dem irrsinnigen Vortrieb Einhalt geboten.

Die Leistungssteigerung um 60 PS im Vergleich zum „normalen“ SL 65 AMG erreichten die Ingenieure durch eine geänderte Abgasanlage, zwei komplett neu entwickelte Turbolader mit modifizierten Wastegate-Kanälen und leistungsfähigeren Ladeluftkühlern.

Vorne montieren die AMGler 19-Zoll-Felgen mit 265/35er-Pneus, hinten sind gar 20-Zöller im Einsatz. Das Fahrwerk wurde selbstverständlich an die gestiegene Leistung angepasst. Ein voll einstellbares Gewindesystem erfreut ambitionierte Sportfahrer. Die Spurweite verbreiterte sich um 97 Millimeter vorne und 85 Millimeter hinten.

Für extreme Verzögerungswerte sorgen neben den Klebereifen Namens Dunlop Sport Maxx GT vor allem die Karbon-Keramik-Bremsanlage. 390 Millimeter messen die Scheiben vorne. Sechs Kolben pressen die Spezialbeläge an die mächtigen Scheiben. Hinten verrichten 360-Millimeter-Teller ihren Dienst.

Interieur optimiert

Auch das Interieur wurde an die Bedürfnisse von Sportfahrern angepasst. Seitenairbags raus, Karbon-Rennschalen rein. Bespannt sind diese mit edlem Leder und Alcantara. Ansonsten wurde innen am Kohlefaser-Werkstoff nicht gespart. Trotz aller Gewichtsreduktion wuchtet der wahnsinnigste Serien-SL noch immer stattliche 1,9-Tonnen auf die Waage und wirft unweigerlich die Frage auf: Wie sportlich ist er wirklich? (mb)

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