Ein neuer Look und viele Technik-Innovationen zeichnen das Top-Modell der Cabriolet-Division von Mercedes aus. Marktstart des Edel-Roadsters in Deutschland ist der 31. März 2012. Optisch behält die Neuauflage die klassischen Proportionen, lange Schnauze und kurzes Heck, bei. Ähnlich den anderen, aktuellen Modellen steht auch beim SL die Front etwas steiler im Wind und wird von einem großen Kühlergrill geziert. Innen gibt es klassisches Mercedes-Design; wie alle sportlicheren Daimler hat auch der SL runde Lüftungsdüsen. Zum ersten Mal live zu bestaunen ist der neue SL auf der Messe in Detroit im Januar 2012.
Die aktuelle, intern R230 genannte, SL-Generation zählt noch zu den Schwergewichten unter den Roadstern. Mindestens 1.800 Kilogramm wiegt der zweisitzige Benz, mit größeren Motoren und etwas Ausstattung wird die Zwei-Tonnen-Marke schnell überschritten. Der Neuauflage wurde deshalb eine strikte Diät verordnet.
Zauberwort: Aluminium
Und die Mager-Kur zeigt Wirkung. Der neue SL 350 wiegt satte 140 Kilogramm weniger, als bisher, beim SL 500 konnten immerhin noch stolze 125 Kilogramm eingespart werden. Der Diätplan lässt sich im Grunde auf ein Wort reduzieren: Aluminium. Der Rohbau besteht zu 89 Prozent aus dem leichten Metall und bringt nur noch 254 Kilogramm. Zum Vergleich: Ein Stahl-Rohbau würde rund 110 Kilogramm mehr wiegen.
Nur noch wenige Teile des in Bremen gebauten Roadsters bestehen aus anderen Materialen. So kommt an der A-Säule und dem Dachrahmen weiterhin Stahl zum Einsatz, da sie im Falle eines Überschlags am besten das Leben der Insassen sichern. Die Rückwand ist hingegen aus Magnesium gefertig – das ist noch leichter als Aluminium.
Der neue SL ist aber nicht nur leichter geworden, er ist auch noch um über 20 Prozent Verwindungssteifer als sein Vorgänger. Gemessen wird die Torsionssteifigkeit in Newtonmeter pro Grad, der Neue belegt hier mit 19.400 einen Spitzenplatz; der Vorgänger kam zum Vergleich auf 16.400 Newtonmeter pro Grad. So soll der SL noch stabiler und fahrdynamischer sein, als bisher. Gleichzeitig konnte die Crashsicherheit weiter gesteigert werden.
Weniger Verbrauch
Die Abspeck-Maßnahmen führen freilich zu einem geringeren Verbrauch. Und auch die Motoren haben abgespeckt: Mit der Markteinführung des Roadster hält auch im SL der neue 4,7-Liter-V8 mit 435 PS, doppelter Turboaufladung und Benzindirekteinspritzung Einzug, der unter anderem schon in der S-Klasse zum Einsatz kommt und den alten Fünfeinhalb-Liter ersetzt. Trotz eines Plus von 47 PS und 170 Newtonmeter auf nun 530 Newtonmeter sinkt der Verbrauch um 22 Prozent auf rund neun Liter.
Ebenfalls zum Einsatz kommt der neue 350er-Sechs-Zylinder-Sauger, der in der 306-PS-Variante nur 6,8 Liter schlucken wird. Bisher konsumierte der Motor, mit 10 PS mehr, 9,7 Liter. Weitere Ausbaustufen mit 260 und turbogeladenen 360 PS sind bereits im Gespräch. Nur bedingt sparsamer dürfte hingegen der wohl auch weiterhin angebotene V12 im SL 600 werden.
Freie Sicht
Mit dem SL feiert auch eine technische Neuheit ihre Premiere, die auf den ersten Blick eher nebensächlich erscheint, aber für besseren Durchblick sorgen soll. Anstatt wie gehabt dass Scheibenwaschwasser großzügig mit wenigen Düsen über die gesamte Scheibe zu verteilen und damit dem Fahrer kurzfristig die Sich zunehmen, wird der SL der erste Mercedes sein, bei dem das Waschwasser durch viele kleine Öffnungen im Wischerarm direkt vor der – in Zukunft übrigens beheizbaren – Gummilippe austritt.
Was Mercedes allerdings als kleine Revolution anpreist, ist so neu nicht. Jaguar setzt die Technik, dass Wasser direkt über den Wischer auf die Scheibe zu bringen, schon seit langem ein. Allerdings hat sich Daimler noch etwas besonderes einfallen lassen. Intelligente Waschprogramme sollen zukünftig die Menge des Wassers regulieren.
Nicht ohne Hintergedanke
So soll im Sommer deutlich weniger Waschwasser reichen um den meist nur dünnen Staubfilm zu entfernen. Im Winter hingegen, wenn es darum geht, Spritzwasser und Streusalz effektiv zu beseitigen, steigt die Wassermenge. Ein spezielles Cabrio-Programm soll zudem dafür sorgen, dass das Wasser bei geöffnetem Verdeck größtenteils nach unten abgeführt wird und nicht ins Wageninnere spritzt.
Mercedes wäre nicht Mercedes, hätte das Magic Vision Control genannte System nicht einen tieferen Sinn. Durch die gezielte Steuerung der Wassermenge lässt sich laut Daimler der Bedarf um circa 50 Prozent senken. Das wiederum erlaubt einen geringeren Wasservorrat; in Zahlen wurde der Waschwassertank um 1,7 Liter reduziert. Und das – sie ahnen es – spart wiederum fast zwei Kilogramm Gewicht.
Bass von vorne
Direkt profitieren werden Fahrer und Beifahrer, so sie Musikliebhaber sind, von der dritten Neuheit, dem FrontBass-System. Statt wie üblich die Basslautsprecher in die Türen einzubauen, sind sie im neuen SL im Fußraum untergebracht. Das neue Alu-Skelett bietet dafür den nötigen Platz und wurde bei der Entwicklung extra dafür konstruiert. Die hinter den Lautsprechern liegenden Hohlräume dienen als Resonanzvolumen.
Der Vorteil: So meint Daimler vermeiden zu können, dass die Töne quasi mit dem Fahrwind davon fliegen und nur ein verschwommener Klangteppich an den Ohren der Insassen ankommt. Das übrigens serienmäßige FrontBass-System soll den Schall dagegen trichterähnlich bündeln und auf die Fahrzeuginsassen konzentrieren. Zusammen mit den optimierten Mittel- und Hochtönern soll so auch beim offenem Dach ein außergewöhnliches Hörerlebnis möglich sein.
Mehr Watt
Die zwei FrontBass-Lautsprecher mit je 217 Millimeter Durchmesser sind in der Basis an einen 100-Watt-Verstärker gekoppelt. Wem das nicht reicht, der kann auf das Harman-Kardon-Logic7-System mit insgesamt 600 Watt umsteigen. Für noch mehr Geld gibt es von Bang&Olufsen eine 940-Watt-Anlage.
Geld ausgeben dürfte bei der Anschaffung eines SL ohnehin die leichteste Übung sein. Schon der SL 350 kostet mindestens 93.534 Euro. Für den Acht-Zylinder im SL 500 sollte man 117.096 Euro kalkulieren; das sind etwa 4.000 Euro mehr als bisher. Und der Zwölfender liegt wohl auch in Zukunft bei über 150.000 Euro. Zudem bietet Mercedes auch für den SL, neben den Soundsystemen, zahlreiche Extras anbieten, die den Kaufpreis weiter steigern.