Wie sich Volkswagen E-Mobilität für die breite Masse vorstellt, zeigen die Wolfsburger jetzt mit dem ID. 2all (Fahrzeug steht noch nicht zum Verkauf, Homologation ausstehend)². Die Studie im Poloformat sieht auch aus wie ebendieser und ist dabei mehr als nur der Ausblick auf einen neuen Kleinwagen. Als erstes Modell überhaupt trägt es die Handschrift des neuen Chefdesigners Andreas Mindt (ehemals Bentley) und folglich die Formensprache des künftigen VW-Portfolios. Damit trennt sich der Volumenhersteller nun ganz offiziell vom Design der elektrischen ID-Familie, eingeführt unter dem geschassten Ex-VW-Vorstand Herbert Diess, und kehrt künftig zum bekannten VW-Stil zurück. Geprägt sein soll dieser vor allem durch schnörkel- und zeitlose Elemente.
Groß wie ein Polo, Platz wie im Golf
Mit 4,05 Metern ist die Studie nur wenig kürzer als ein Polo, dafür sechs Zentimeter breiter (1,81 Meter) und zehn Zentimeter höher (1,53 Meter). Da der VW-Konzern mit dem ID. 2all zudem seine E-Technikplattform erstmals mit einem Frontantrieb (MEB-Entry) kombiniert und den Platz damit bestmöglich nutzt, verspricht die Studie Platzverhältnisse wie in einem Kompaktwagen. Der Kofferraum fasst 440 Liter und wächst auf maximal 1.330 Liter bei umgeklappten Rücksitzen. Legt man zusätzlich die Lehne des Beifahrersitzes um, lassen sich Gegenstände mit einer Länge von bis zu 2,20 Metern transportieren. Weitere Verstaumöglichkeiten bieten ein 50-Liter-Kasten unter der Rücksitzbank sowie ein abschließbares Tresorfach.
Im Innenraum verzichtet VW ebenfalls auf Experimente, besinnt sich auch hier lieber seiner Tugenden wie klares Design, hoher Qualitätsanspruch, einfache Bedienung. Für den Fahrer gibt es sogar wieder vier separate Tasten für alle Fensterheber. Die Bordsysteme werden derweil mittels einer Kombination aus einem für diese Fahrzeugklasse riesigen 12,9-Zoll-Touchscreen, Drucktasten und Drehwalzen an Mittelkonsolen und Multifunktionslenkrad gesteuert. Zusätzliche Informationen erhält der Fahrer über das 10,9 Zoll große Digitalcockpit sowie das Head-up-Display. Als weitere Optionen sind unter anderem klimatisierte Massagesitze vorne in Planung, induktiv geladen können über die Mittelkonsole gleich zwei Smartphones werden. Beinahe schon normal: Der Innenraum des ID. 2all soll ohne tierische Oberflächenmaterialien auskommen. Vielmehr setzt der VW-Konzern auf Vliesstoffe wie Alcantara. Angeboten werden sollen zudem LED-Matrix-Scheinwerfer, Assistenzsysteme zum teilautomatisierten Fahren (Travel Assist) und der erweiterte Park Assistent.
Konzeptstudie mit GTI-Leistung
Das in Hamburg präsentierte Einstiegsmodell in die ID-Baureihe hat laut Volkswagen eine weiterentwickelte Elektrobasis mit einem 166 kW/226 PS starken Frontmotor und soll 450 Kilometer weit kommen. Die Höchstgeschwindigkeit wird mit 160 km/h angegeben, der Spurt von null auf Tempo 100 soll indes in unter sieben Sekunden gelingen. Auch ohne weitere Details zur Batteriegröße zu nennen, lassen diese Werte erahnen, dass es sich hierbei um das vorläufige Top-Modell auf dem Niveau eines Polo GTI handelt (Kraftstoffverbrauch kombiniert: 6,8-6,4 l/100 km; CO2-Emissionen kombiniert: 153-146 g/km)². So ist es dann auch kaum vorstellbar, dass das gezeigte Auto zum proklamierten Basispreis von unter 25.000 Euro zu haben sein wird. Der günstige Einstieg in die ID.2-Welt wird ungleich leistungsärmer und optisch nüchterner gestaltet sein müssen und dann kommt noch ein weiterer Knackpunkt hinzu: Die Verfügbarkeit.
Marktstart und Preis
Auch wenn das gezeigte Fahrzeug bereits so aussieht, als könne es ab nächsten Monat im Verkaufsraum stehen, so scheint das Konzept insgesamt mit heißer Nadel gestrickt worden zu sein. Zum einen verraten das die offiziellen Pressefotos mit abgebildeter Datumsanzeige vom 13. März (normalerweise werden diese Fotos Wochen oder gar Monate vor dem Präsentationstermin erstellt), andererseits nennt Volkswagen selbst einen Marktstart frühestens im Jahr 2025. Wie sich bis dahin die allgemeine Situation am Automarkt entwickelt, ob die Inflation anhält und wie es mit der Verfügbarkeit von Batterien beziehungsweise deren Rohstoffe aussieht, kann heute noch niemand beurteilen. Auch deshalb sind solche Preisaussagen (Basispreis ab unter 25.000 Euro) mit Vorsicht zu genießen. Da Volkswagen nun zudem offengelegt hat, wo die eigene Reise irgendwann hingehen soll, werden wohl auch andere (fernöstliche) Autobauer versuchen, diese Marktposition möglichst früher zu besetzen. Das Rennen um einen bezahlbaren Elektrokleinwagen ist hiermiet eröffnet. (Text: tv, as/sp-x | Bilder: Hersteller)