Dass Volkswagen den neuen ID.7 medienwirksam unter anderem auf der Auto Shanghai in China (aber auch in kleinerem Rahmen in Berlin) und nicht mit viel Glanz und Gloria in Emden, wo die Elektro-Limousine für Europa und Nordamerika gebaut werden soll, präsentiert, hat einen Grund. Wie der gesamte VW-Konzern ist auch die Hauptmarke vom Verkaufserfolg batteriebetriebener Fahrzeuge im Reich der Mitte abhängig. Aktuell allerdings unterliegt Volkswagen im direkten Vergleich so ziemlich allen Elektro-Hauptkonkurrenten, hier vor allem dem Marktführer BYD, aber auch Tesla. Der Marktanteil der elektrischen VW-Modelle lag laut Medienberichten zuletzt bei eher kläglichen 2,4 Prozent. BMW und Daimler vielen gar unter die Relevanzmarke von einem Prozent zurück.
Und genau in dieser, für Volkswagen angespannten Marktlage, wollen die Wolfsburger die Wichtigkeit des chinesischen Marktes mit dem Debüt ihres neuen Flaggschiffs auf der letzten verbliebenen automobilen Leitmesse in Shanghai unterstreichen. Ganz ohne Angst haben zu müssen, von Klimaaktivisten gestört zu werden. Unabhängig von letzten Testfahrten mit Journalisten in Spanien, sickerten vom Volkswagen ID.7 zuletzt immer neue Details durch, ungetarnte Bilder wurden gar von der chinesischen Zulassungsbehörde – ob bewusst oder nicht – der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Dass der 4,96 Meter lange Wagen beim Design derweil mehr Kontinuität, denn Revolution bedeutet, konnten wir bereits bei einer Vorabpräsentation im November 2022 in Los Angeles erahnen. Sein Auftreten ist in der Tat stattlich und wird gerne mit der ehemaligen Vorzeige-Limousine Phaeton verglichen.
ID.7 zunächst als Pro und Pro S mit 210 kW-Antriebsleistung erhältlich
Schnell wird aber auch klar: Die technische Raffinesse und die Hochwertigkeit im Innenraum reichen kaum an den altehrwürdigen Piëch-Phaeton heran. Der ID.7 ist maximal eine Limousinen-Neuinterpretation, im Interieur reduziert auf das Wesentliche, ausgelegt auf die Bedürfnisse vor allem chinesischer Kunden. Wer daran Zweifel hegt, sollte sich die Vergleichsmodelle aus lokaler Produktion ansehen. Ob Nio ET7 oder der Leapmotor C01, der ID.7 schlägt in dieselbe Kerbe. Da können die Damen und Herren der Marketingabteilung noch so sehr von einer skulpturalen Fronthaube schwärmen, die erste Elektro-Limousine von Volkswagen ist optisch ansehnlich, aber nichts Außergewöhnliches.
Mit Blick auf die elektrische Reichweite verspricht man zwischen 615 und 700 Kilometer ohne Nachladen – in Abhängigkeit ob das Standardmodell ID.7 Pro (77 kWh-Batterie) oder das Langstreckenmodell ID.7 Pro S (86 kWh-Batterie) bestellt wird (Fahrzeuge stehen noch nicht zum Verkauf, Homologation ausstehend)². Die Angaben der Batteriekapazität sind laut Volkswagen jeweils netto und regen zu sehr phantasievollen Verbrauchsberechnungen an – offiziell freilich wurde der ID.7 noch keiner Reichweitenprüfung unterzogen. Jene Werte sollen allerdings durch den neuen „Effizienzantrieb“ von Volkswagen möglich werden, wobei der ID.7 das erste MEB-Modell mit dieser neuen Antriebsgeneration ist. Im Vergleich zum aktuellen 150 kW-Standardantrieb der ID-Modelle sollen die Stromverbräuche um bis zu 50 Prozent sinken, ist zu lesen.
Ladeleistung zwischen 170 und 200 kW
Die an der Hinterachse montierte Permanentmagnet-Synchronmaschine hat in den Modellvarianten Pro und Pro S eine Leistung von zunächst 210 kW/286 PS, später dürften auch schwächere Einstiegsvarianten folgen. Gekoppelt ist der E-Motor an ein zweistufiges Eingang-Getriebe. Geladen wird indes mit einer maximalen DC-Ladeleistung von 170 kW bei der 77-kWh-Batterie-Version, sowie maximal 200 kW bei der stärkeren 86 kWh-Batterie. Ebenfalls hervorzuheben ist an dieser Stelle, dass der Akku über eine thermische Vorkonditionierung verfügt, die aktiv wird, sobald über das Navigationssystem eine Ladesäule angesteuert wird.
Überarbeitetes Bedienkonzept mit beleuchteten Touch-Slidern
Was uns in den Innenraum des neuen VW ID.7 führt. Zentrales Bedienelement ist der 15 Zoll Touchscreen, der im unteren Bereich dauerhaft die Klimasteuerung einblendet. Die Touchslider sind nun beleuchtet. Das Kombiinstrument ist, wie bei aktuellen ID-Modellen, auf ein Minimum reduziert, das Lenkrad verfügt über zahlreiche Sensortasten. Neu in der Stromer-Limousine ist zudem eine intelligente Klimasteuerung, die das Fahrzeug bereits bei Annährung vor dem Einsteigen herunterkühlt und wie im Porsche Taycan über keine manuellen Lüftungsdüsen mehr verfügt. Vielmehr soll sich der Luftstrom automatisch auf die Gegebenheiten im Fahrzeug einstellen. Zusätzlich kommen neu entworfene Klimakomfortsitze mit AGR-Siegel (Aktion Gesunder Rücken e.V.) zum Einsatz, die dafür sorgen sollen, dass die Passagiere weder schwitzen noch frieren.
Als erster Volkswagen überhaupt verfügt der ID.7 zudem über ein optionales Augmented Reality Head-up-Display, außerdem werden die Assistenzfunktionen, zum Beispiel des Travel Assist, erweitert. Er soll nun in der Lage sein Spurwechsel, etwa auf mehrspurigen Autobahnen, teilautomatisiert durchführen zu können. Ebenfalls für den ID.7 verfügbar und aus anderen ID-Modellen bekannt, ist Funktion des assistierten Parkens. Ein Glas-Panoramadach mit integrierten Flüssigkristallen lässt sich derweil unter anderem per Sprachbefehl, Volkswagen nennt seinen neuen Sprachassistenten IDA, abdunkeln oder transparent schalten.
Marktstart und Preis
Der Volkswagen ID.7 soll ab dem Sommer zunächst in Europa und China bestellbar sein, ab 2024 dann voraussichtlich auch in Nordamerika. Die Auslieferungen sollen noch im Herbst beginnen. Die hierzulande verkauften Modelle werden im VW-Werk in Emden gebaut. Zu Preisen und Lieferzeiten schweigt sich Volkswagen derzeit noch aus. Wir gehen allerdings davon aus, dass für die Pro-Variante kaum weniger als 56.000 Euro und für die Pro-S-Variante nicht weniger als 62.000 Euro verlangt werden. (Text: tv | Bilder: Hersteller)