Bereits vor der Los Angeles Autoshow im November 2022 hatten wir die Gelegenheit, den Prototypen des VW ID.7 (Vorserienmodell, Homologation ausstehend)² live in den USA zu betrachten. Nur anschauen, nicht anfassen galt damals wie heute als Devise. Denn auch das anhand von 40 Lackschichten erleuchtete Vorserienmodell, das nun auf der Elektronikleitmesse CES in Las Vegas steht, wird noch nicht den finalen Innenraum zeigen. Hierfür hat Volkswagen extra Illustrationen anfertigen lassen.
Sie zeigen, dass Wolfsburg durchaus imstande ist, auf Kundenkritik zu reagieren. Der zentrale Infotainment-Bildschirm ist größer, die Klimabedienung erscheint nun dauerhaft (inklusive beleuchteter Touch-Slider) und auch in Sachen Qualitätsanmutung soll sich etwas getan haben. Wiederum etwas unverständlich: Anstatt analog steuerbarer Luftausströmer will sich Volkswagen den Luxus leisten, ähnlich wie beim Porsche Taycan, die Belüftung vordergründig „intelligent“ und ansonsten über den Bildschirm zu steuern. Haptische Bedienelemente sucht man vergebens.
Intelligente Lüftungsdüsen, aber keine 800-Volt-Technik
Klingt im ersten Moment modern, lässt sich aber bereits beim Porsche nur mäßig bedienen. Eher können sich die Niedersachen dadurch noch ein paar Bauteile sparen, was zum aktuellen Sparkurs bei Volkswagen passen würde. Doch wollen wir hier nicht zu weit vorgreifen, schließlich kommt der 4,94 Meter lange Elektro-Passat zunächst ab Mitte des Jahres in China und voraussichtlich im Herbst in Europa auf den Markt. Auch das zeigt die aktuellen Prioritäten von Volkswagen.
Mit einem Radstand von 2,97 Metern soll der ID.7 vor allem in der zweiten Reihe üppige Platzverhältnisse bieten und an die Piëch-Limousine Phaeton heranreichen. Und wahrlich: Bereits bei der Vorab-Präsentation im November 2022 entpuppte sich der ID.7 als großer Wagen, dem ein limousinenhaftiges Antlitz angedichtet wird. Mit einer Höhe von 1,54 Metern ragt er jedoch spürbar in den Crossover-Bereich hinein. Nichtsdestotrotz verspricht man in Norddeutschland einen CW-Wert um 0,23 bis 0,24.
Kaum Fakten zum Antrieb
Bei den harten technischen Kernfakten schweigt sich Volkswagen bislang aus. Nur so viel wird verraten: 700 WLTP-Kilometer sollen möglich sein, was zumindest eine Batteriegröße zwischen 90 und 100 Kilowattstunden erahnen lässt. Jene Reichweite könnte auch bedeuten, dass der ID.7 bereits auf dem vor kurzen angekündigten "MEB+" Baukasten aufbaut. Zwar ist der Einsatz von 800-Volt-Technik damit ausgeschlossen, immerhin sollen sich so aber theoretische Ladegeschwindigkeiten von 175 bis 200 kW realisieren lassen.
In Sachen Antriebskonzept ist es wahrscheinlich, dass der Elektro-Passat zunächst mit Allrad- später auch mit Heckantrieb angeboten wird. Die Leistungsbandbreite könnte zwischen 150 kW/204 PS und 220 kW/300 PS betragen, wobei das neue E-Flaggschiff als GTX- oder R-Variante noch deutlich mehr Power erhalten könnte. Voraussichtlich für 2024 behält sich VW die Präsentation des ID.7 Tourer vor. Eine Kombiversion der Crossover-Limousine, die optisch deutliche Anleihen am ID. Space Vizzion-Konzept nimmt. Möglicherweise lässt man hier aber auch Audi den Vortritt, die spätestens 2024 den Audi A6 e-tron, auch als Avant, auf der neuen PPE-Plattform mit ähnlichen Außenabmessungen vorstellen.
Preise und Marktstart
Wenn der VW ID.7 im Herbst 2023 in Deutschland auf den Markt kommt, dürften die reichhaltig ausgestatteten 1st Editions nicht weniger als 60.000 Euro kosten. Später könnte dann eine abgespeckte Einstiegsvariante für weniger als 55.000 Euro folgen, die vor allem für Flottenkunden interessant sein soll. Ein gleiches Preisniveau ist auch bei der Kombiversion des ID.7 zu erwarten.
Erstes Fazit
Volkswagen zeigt mit dem ID.7 einerseits, dass man auf Kundenkritik bisheriger ID-Modelle reagieren kann. Andererseits fehlt es dem Elektro-Passat, Stand heute, an wirklich innovativen Ideen, um vor allem gegen den Hyundai-Konzern auf längere Sicht die Deutungshoheit zu behalten. „Intelligent“ steuerbare Lüftungsdüsen werden hier kaum den Unterschied bringen. Dass man den VW ID.7 zunächst in China auf den Markt bringt, zeigt ebenfalls, welche Strategie Deutschlands größter Autobauer derzeit fährt. (Text: as24 | Bilder: Hersteller)