BMW investiert 650 Millionen Euro in Münchner Stammwerk
Keine Frage: BMW geht es derzeit blendend. Die Münchner strotzen nur so vor Finanzkraft, produzierten im abgelaufenen Jahr 2023 erstmals knapp 2,6 Millionen Fahrzeuge und haben ambitionierte Ziele. Produktionsvorstand Milan Nedeljkovic betont bei einer Unternehmensveranstaltung zur Neuausrichtung des Stammwerks München, dass BMW nicht nur produzieren, sondern sich gleichzeitig transformieren kann. Um beim Wechsel in ein neues Autozeitalter Schritt halten zu können, investiert BMW bis 2026 rund 650 Millionen Euro in den ältesten Produktionsstandort.
Die Neue Klasse läuft zunächst in Ungarn vom Band
Dazu wird das 100 Jahre alte BMW-Werk in München Stück für Stück modernisiert, Teile der derzeitigen Fertigung abgerissen und komplett neu gebaut. Das Ziel: Ab 2026 in der bayerischen Landeshauptstadt parallel zur Produktion aktueller Modelle (circa 1.000 3er und 4er pro Tag) eine Elektro-Limousine der sogenannten Neuen Klasse vom Band laufen zu lassen. Ab 2027 soll der Bau von Verbrenner-Fahrzeugen in München dann komplett beendet werden. Gleichzeitig investiert BMW mehr als 2 Milliarden Euro in den neuen Fertigungsstandort im ungarischen Debrecen. Hier wird schon ab 2025 eine andere Modellvariante der Neuen Klasse, ein SUV in der Größe des aktuellen X3, vom Band laufen. Parallel zu den Anstrengungen in Europa hat BMW bereits Anfang 2023 vermeldet, dass einzelne Modelle der Neuen Klasse ab 2026 auch in Shenyang, China und ab 2027 in San Luis Potosi, Mexiko gebaut werden. Als letzter Standort wird bis 2030 Spartanburg, USA transformiert.
Neue Klasse umfasst 6 Modelle
Mike Reichelt, Projektleiter der Neuen Klasse, betont beim Pressetermin im Münchner Stammsitz erneut, dass es sich bei der Neuen Klasse nicht um ein einziges Modell, sondern um eine gänzlich neue Fahrzeuggeneration samt 800-Volt-Architektur handeln wird. Anders als heute wird zum Beispiel das Batteriepaket zukünftig ein Teil der Karosserie, was Bauraum spart und zusätzlichen Platz für die Passagiere schafft. Dementsprechend widerspricht Reichelt auch den Gerüchten, die als Konzeptstudie gezeigte Next-Gen-Limousine könnte der Nachfolger des derzeitigen Dreier sein. Vorstellbar ist, dass BMW die bekannte Nomenklatur im Zuge seines Transformierungsprozesses auch gänzlich fallen lässt oder stark abwandelt. Im ersten Anlauf soll die Neue Klasse 6 verschiedene Modelle beinhalten. Zwar gelten Limousinen und SUVs als gesetzt, offen bleibt aber, ob die Kombivariante Touring bei den Münchnern nach 2030 noch eine Zukunft hat.
Wie geht es bei BMW mit den Verbrennern weiter?
Die Transformation von BMW ist auf der anderen Seite auch von Kontinuität geprägt. So zeigt Milan Nedeljkovic auf, dass die E-Mobilität bei den Münchnern bis zum Ende der Dekade ein zusätzliches, aber noch nicht das Hauptbetätigungsfeld sein wird. Im abgelaufenen Jahr 2023 war nur jedes siebte Auto rein batteriebetrieben. Bis 2030 soll jeder zweite produzierte BMW mit Strom fahren. Um das große Interesse an BMW-Modellen mit Verbrenner-Motoren zu bedienen, leistet sich der Autobauer weiterhin zwei Motorenwerke im englischen Hams-Hall und im österreichischen Steyr. Sie übernehmen auch die Produktion der Triebwerke, die bisher am Münchner Stammsitz hergestellt wurden. Ende 2023 endete dort nach 60 Jahren die Tradition des BMW-Motorenbaus in Deutschland. (Text: tv | Bilder: Hersteller)