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Zustand der deutschen Autoindustrie – ein bisschen mehr Zuversicht, bitte

Stellenabbau, Gewinnrückgänge, düstere Schlagzeilen – doch so schlecht steht die deutsche Autoindustrie nicht da. VW, BMW & Co. schreiben weiterhin Milliardengewinne. Zeit für etwas mehr Optimismus – und einen Blick auf die Fakten. Auch im Vergleich zu BYD. Ein Kommentar.

Der Deutsche neigt dazu, alles etwas negativer zu sehen als andere. Auch beim Thema Auto überwiegt derzeit der Missmut – besonders in den Medien. Klar, man ist aufgeschreckt durch das ganze Tamtam um Volkswagen, die Werksschließung von Audi in Brüssel und die eingebrochenen Umsätze – auch bei Mercedes-Benz, BMW und Porsche. Doch keines dieser Unternehmen steht kurz vor dem Aus. Volkswagen erzielte trotz massiver Umsatzrückgänge immer noch einen Gewinn von 12,4 Milliarden Euro (minus 31 Prozent) – und so zählt das Jahr 2024 zu einem der fünf stärksten Jahre in der VW-Konzerngeschichte.

Trotz Umsatzeinbrüche - das Geschäft läuft (noch)

Auch Porsche (3,6 Milliarden Euro) und Audi (4,2 Milliarden Euro) verzeichnen weiterhin Gewinne in Milliardenhöhe, werden aber gerne als todgeweihte Patienten dargestellt. Uns fehlt freilich die Glaskugel – wer weiß schon, was in den kommenden Monaten in den USA, in China oder einfach nur vor unserer Haustür passiert. Aber man muss eben auch festhalten: Das Geschäft mit Automobilen scheint für unsere heimische Industrie weiterhin ein recht lukratives zu sein. Trotz aller Krisenstimmung.

Ein Blick auf BMW: Die Münchner erzielten 2024 einen Jahresüberschuss von 7,7 Milliarden Euro. Zum Vergleich: 1994 lag der Gewinn bei 1,3 Milliarden… D-Mark! Hin und wieder tut es gut, sich zu vergegenwärtigen, wo man herkommt. Auch BMW konnte 2024 das sechstbeste Ergebnis der Firmengeschichte verbuchen. Das mag den Shareholder kaum begeistern, der nach immer mehr Rendite strebt – doch schlecht ist dieses Ergebnis bei der jetzigen Weltlage keinesfalls.

Süßer die Kassen nie klingeln

Und auch den Vorstandsetagen geht es nicht schlecht. Bei Volkswagen/Porsche, BMW und Mercedes-Benz knallen weiterhin die Champagnerkorken. Sternen-Kapitän Ola Källenius (Gewinn Mercedes-Benz Group 2024: 10,4 Milliarden Euro) kassierte zuletzt ein Salär von 12,5 Millionen Euro (!), Oliver Blume, der in Personalunion Volkswagen und Porsche führt, folgt mit 10,3 Millionen Euro. „Trauriger“ Dritter in der Runde ist Oliver Zipse von BMW, der 2023 mit gerade einmal 8,3 Millionen abgespeist wurde – aktuellere Zahlen liegen noch nicht vor.

Das Beispiel von Herbert Diess, dem geschassten Vorgänger von VW-Chef Oliver Blume, zeigt außerdem, dass sich Nichtstun ebenfalls lohnen kann. Ihm standen im vergangenen Jahr noch Bezüge in Höhe von 11,2 Millionen Euro zu. Dass der VW-Vorstand in diesen anspruchsvollen Zeiten insgesamt auf rund fünf Prozent des Jahresgehalts verzichtet hat, nehmen wir an dieser Stelle zur Kenntnis. Zur Kenntnis nehmen werden es wohl auch diejenigen, die um Beschäftigungsgarantien oder ihre Arbeitsplätze - besonders auch bei den Zulieferern - bangen. Denn das fette Minus in den Bilanzen rechtfertigt naturgemäß große Umstrukturierungsmaßnahmen - vor allem in deutlich niedrigeren Gehaltsklassen.

Aussichtslos ist nicht hoffnungslos: BYD mit ambitioniertem Ausblick

Zur besseren Einordnung der Gesamtlage hilft womöglich auch der Blick ins Reich der Mitte: Der aufstrebende Allrounder BYD, der gerne als zukunftsweisender Weltdominator im E-Auto-Bereich gesehen wird, brachte es 2024 mit allen Unternehmenssparten gerade einmal auf einen Gewinn von 5,1 Milliarden Euro. Selbstredend ist ein Umsatzplus von 29 Prozent beeindruckend, und gleichzeitig ist der Umsatzrückgang bei VW um 39 Prozent alarmierend – doch die Chinesen mussten sich deutlich mehr strecken als die Wolfsburger, um dieses Ergebnis zu erreichen.

Schließlich ist BYD nicht nur im Automobilbau tätig, sondern produziert auch Batteriezellen, Photovoltaikmodule oder hochmoderne Einschienenbahnen. BYD-Vizepräsidentin Stella Li kündigte im Oktober 2024 in einem Interview mit der F.A.Z. an, dass sich die Verkaufszahlen des Herstellers innerhalb eines halben Jahres deutlich verbessern sollen. Ohne die Zahl der Eigenzulassungen zu kennen, scheint das sogar zuzutreffen. Im Jahresvergleich konnte der chinesische Hersteller um 211 Prozent zulegen – die Gesamtzahlen lagen mit Stand März 2025 allerdings weiterhin bei nur 1.225 Neuzulassungen in Deutschland. Im Manager Magazin bekräftigte Li Anfang März das ambitionierte Ziel von 50.000 Neuzulassungen allein in Deutschland.

Die Chinesen wirken dabei deutlich zuversichtlicher als wir Deutschen. Zumindest in dieser Hinsicht könnten wir uns etwas abschauen.

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