Was kann der neue Kraftstoff HVO100?

Inhalt:

• Was ist HVO100 eigentlich?
• Wie wird HVO100 hergestellt?
• Was ist der HVO100 Preis an der Tankstelle?
• Welche Vorteile ergeben sich durch den Kraftstoff?
• Wer kann HVO100 überhaupt tanken?
• Fazit

Was ist HVO100 eigentlich?

Die Abkürzung HVO100 dürfte nicht nur Autofahrern in den vergangenen Wochen und Monaten immer wieder begegnet sein. Vor allem in den Medien wurde das Thema ausführlich behandelt. Hinter dem Kürzel HVO verbirgt sich der englische Begriff „Hydrotreated Vegetable Oil“. Übersetzt steht dies für „hydriertes Pflanzenöl“. HVO100 ist ein vollsynthetischer Kraftstoff für Dieselmotoren. Der Kraftstoff befindet sich bereits seit einigen Jahren in der Entwicklung und soll einen vielversprechenden Ansatz für eine nachhaltigere, umweltfreundlichere Mobilität darstellen.

Wie wird HVO100 hergestellt?

Die Bezeichnung des neuen Kraftstoffs verrät es bereit: Hier kommen Pflanzenöle für die Produktion zum Einsatz. Aus den Fetten und den Speiseölen lässt sich in einem aufwendigen Verfahren der Diesel gewinnen. Je nach Hersteller kommen verschiedene Quellen für die Rohstoffe infrage. So lassen sich etwa Schlachtabfälle, Algen oder Küchenfette für die Produktion von HVO100 nutzen.

Die eigentliche Herstellung von HVO100 beginnt mit einer gründlichen Reinigung der Rohstoffe. Eventuelle Verunreinigungen lassen sich auf diese Art und Weise effektiv aus den Ölen und Fetten filtern, damit diese das fertige Produkt nicht beeinträchtigen. Nach der ersten Reinigung beginnt dann die eigentliche Produktion, die auf einem komplizierten Verfahren basiert. Hierbei kommen verschiedene weitere Energieträger zur Anwendung, etwa Wasserstoff.

Was ist der HVO100 Preis an der Tankstelle?

Gerade vom bekannten E10 als Alternative zum klassischen Superbenzin sind Verbraucher verwöhnt, wenn es um entsprechende Kraftstoffe geht. Nicht selten können sie hier bei einem Tankvorgang eine Menge Geld sparen, bis zu sechs Cent pro Liter und mehr sind problemlos möglich. Dementsprechend dürften viele Verbraucher auch bei HVO100 finanzielle Anreize erwarten.

Die Realität an den Tankstellen sieht allerdings ganz anders aus. Hier ist der neue Dieselkraftstoff nicht günstiger, sondern sogar teurer. Verbraucher müssen für HVO100 einen deutlichen Aufpreis einkalkulieren. Je nach Tankstelle sind es zehn bis 15 Cent, die Kunden pro Liter einkalkulieren müssen. Hierfür ist in erster Linie der noch sehr aufwendige und teure Produktionsprozess verantwortlich, der die Hersteller zu höheren Preisen zwingt. Diese werden natürlich auf direktem Wege an den Kunden weitergereicht.

Allerdings gibt es bereits jetzt die ersten Diskussionen um eine finanzielle Entlastung für Autobesitzer oder Speditionen. Denn gerade bei einem größeren Fuhrpark mit mehreren Nutzfahrzeugen macht sich der Aufpreis gegenüber herkömmlichem Diesel stark bemerkbar. Unter Umständen folgen in den kommenden Wochen oder Monaten Steuererleichterungen, um den Preis für HVO100 zumindest an das gewohnte Diesel-Niveau anzugleichen. In diesem Fall würde auch die Attraktivität des Angebots deutlich steigen. Zusätzlich dürfte im Laufe der Monate und Jahre die Produktion von HVO100 deutlich effizienter ausfallen, was wiederum zu günstigeren Preisen führen kann.

Welche Vorteile ergeben sich durch den Kraftstoff?

Trotz des deutlichen Aufpreises kann der Kraftstoff HVO100 einige attraktive Vorteile vorweisen. Im Mittelpunkt steht hierbei der Umweltaspekt: Im direkten Vergleich zu den herkömmlichen Dieselantrieben fällt der ökologische Fußabdruck von HVO100 deutlich geringer aus. Der Kraftstoff besteht aus erneuerbaren, nachwachsenden Rohstoffen und ist somit zumindest in der Theorie in unbegrenzter Menge verfügbar. Zudem stammt ein großer Teil des produzierten Treibstoffs aus Biomasse der zweiten und dritten Generation. Diese Tatsache stellt sicher, dass im Rahmen der Gewinnung keine Rohstoffe zum Einsatz kommen, die auch zur Lebensmittelherstellung geeignet wären. Abfälle und Reststoffe in einer entsprechenden Qualität werden durch die HVO100-Produktion weiterverwendet.

Qualitativ überzeugt der HVO100 auf ganzer Linie. Die hochwertigen Abfälle weisen grundlegend bereits eine sehr gute Qualität auf und pflanzliche Stoffe, die nur für Kraftstoffherstellung angebaut werden, kommen bei diesem alternativen Diesel nicht zum Einsatz. Der bisher bekannte „Biodiesel“ der ersten Generation wird nicht mit dem HVO100 vermischt, dies garantiert eine besonders lange Lagerstabilität. Dementsprechend lässt sich der Kraftstoff auch in Maschinen mit einer längeren Standzeit ohne Einschränkungen verwenden.

Nicht nur die Umwelt profitiert von HVO100, auch Autofahrer dürfen sich auf attraktive Vorteile freuen. Dies zeigt sich hauptsächlich durch den besonders sauberen Verbrennungsprozess im Motor. Rückstände gibt es hier so gut wie keine, dies schont den Motor und kann die Haltbarkeit entsprechender Antriebe verbessern. Und durch die geringeren Feinstaubemissionen und bis zu 90 Prozent weniger Treibhausgasemissionen fährt bei der Nutzung von HVO100 auch immer ein gutes Gewissen mit, da durch die zunehmende Verwendung der Alternative die Umwelt stark entlastet werden kann.

Wer kann HVO100 überhaupt tanken?

Die meisten Vorteile des neuen Kraftstoffs können Kunden ohne Einschränkungen in Anspruch nehmen. Der Wechsel des Fahrzeugs oder auch Umbauten am Antrieb sind nämlich durch die sehr gute Verträglichkeit von HVO100 nicht notwendig. Die Hersteller geben eine Eignung für alle modernen Modelle auf dem Markt mit einem aktuellen Dieselantrieb an. Zudem gibt es Listen, in welchen die ausdrücklich unterstützten Varianten im Detail aufgeführt sind.

HVO100 steht bisher nur an wenigen Tankstellen zur Verfügung, das Angebot soll aber deutlich erweitert werden. Neben privaten Kunden werden zudem ganz klar größere Flotten und Nutzfahrzeuge angesprochen. Viele große Lkw-Bauer, etwa Scania oder auch Volvo, haben HVO100 bereits eine Freigabe für alle aktuellen Baureihen erteilt. Wer also die Emissionen mit der eigenen Flotte deutlich senken möchte, kann dies mit dem neuen Kraftstoff bereits tun.

Allerdings kann es gerade bei älteren Dieselmotoren dennoch zu Einschränkungen kommen, wenn es um das Tanken von HVO100 geht. Diese sind meist nicht für die Nutzung synthetischer Kraftstoffe konzipiert, sodass unter Umständen Probleme und auch ein Verlust der Herstellergarantie droht. Wer sich mit dem eigenen Fahrzeug nicht sicher ist, sollte deshalb lieber direkt beim Hersteller nachfragen oder warten, bis weitergehende Informationen zur Nutzung von HVO100 bereitgestellt werden.

Übrigens: Lange war nicht klar, ob und wie der neue Kraftstoff HVO100 in Deutschland zugelassen wird. Am 22. März 2024 war es dann aber soweit und der Bundesrat hat der Änderung der 10. Bundesimmissionsschutzverordnung zugestimmt. Dementsprechend darf der Diesel auch in Deutschland als Reinkraftstoff verkauft werden.

Fazit

Der neue und vollsynthetische Kraftstoff HVO100 stellt einen interessanten Ansatz für eine nachhaltigere Mobilität dar. Der innovative, hochreine Ersatzkraftstoff wird aus hydrierten Restspeisefetten und Ölen produziert, verzichtet also auf die Nutzung fossiler Energieträger. Gleichzeitig versprechen die Hersteller einen besonders sauberen Verbrennungsvorgang, der mit mehr Komfort und einer zusätzlichen Umweltentlastung einhergeht. Noch ist das Angebot der Tankstellen mit HVO100 überschaubar, in den kommenden Monaten darf hier aber eine stark wachsende Zahl entsprechender Möglichkeiten erwartet werden. Und durch eine regelmäßige Aufklärung lassen sich sicherlich auch die Sorgen der Autofahrer nehmen, wodurch die Akzeptanz der umweltfreundlichen Alternative sicherlich steigt.