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Wechselkennzeichen in Deutschland – wann es sich lohnt und wie viel es kostet

Wechselkennzeichen: ja oder nein? Diese Frage stellt sich in erster Linie den Haltern zweier Fahrzeuge derselben Fahrzeugklasse (z.B. Motorrad-Motorrad, Pkw-Pkw oder Pkw-Wohnmobil). Ob sich ein Wechselkennzeichen in Deutschland preislich überhaupt lohnt, erfährst du in unserem Beitrag!

Das Wechselkennzeichen: Was steckt dahinter?

Etwa 19 Prozent der deutschen Haushalte besaßen laut der Markt-Media-Studie 2023 einen zweiten Pkw. Für mindestens ein Fünftel der Deutschen wäre das Wechselkennzeichen also zumindest eine Überlegung wert. Der Unterschied zu einem normalen Kennzeichen lässt sich schon anhand des Namens erahnen – doch was steckt genau hinter dem Wechselkennzeichen?

Die Idee hinter dem Wechselkennzeichen

Gehört nicht eigentlich zu jedem Fahrzeug ein eigenes Autokennzeichen? Nicht unbedingt – seit Juli des Jahres 2012 ist es für deutsche Besitzer zweier Fahrzeuge möglich, ein Kennzeichen für zwei Fahrzeuge einer Fahrzeugklasse zu nutzen: das sogenannte Wechselkennzeichen. Voraussetzung ist jedoch, dass beide Fahrzeuge derselben Kategorie angehören, also zwei Pkw, zwei Motorräder oder zwei Anhänger. Auf die Straße darf aber auch dort immer nur das Fahrzeug, das gerade das Schild trägt.

Wechselkennzeichen: Nach Vorbild der Schweiz und Österreichs

Beide deutschen Nachbarländer hatten schon lange vor Deutschland das Wechselkennzeichen eingeführt. Während die Schweiz, ebenso wie Deutschland, das Kennzeichen für maximal zwei Fahrzeuge derselben Klasse anbietet, kann ein Fahrzeughalter in Österreich bis zu drei Fahrzeuge der gleichen Kategorie unter einem Nummernschild führen – und zwar inklusive Lkw.

So ist ein Wechselkennzeichen aufgebaut

Das Wechselkennzeichen selbst besteht aus zwei Teilen: aus einem Wechsel-Element, das jeweils vor der Fahrt umgesteckt werden muss, und je einem starren Teil für jedes Fahrzeug.

Das Wechsel-Element gleicht dabei dem normalen Euro-Nummernschild, ist dabei aber mit einem kleinen „W“ in der Mitte versehen. Der starre Teil ist etwa so groß wie eine Schafkopfkarte und ergänzt das Kennzeichen rechts um eine Ziffer – bei Oldtimern kommt hier noch das „H“ für „History“ hinzu.

Außerdem stehen die Zeichen des Wechsel-Elements nochmals in klein unter der Ziffer, sodass Verwechslungen oder gar mutmaßliche Täuschungen ausgeschlossen sind und sich auch das ungenutzte Fahrzeug zuordnen lässt.

Der Umwelt zuliebe eingeführt: Das Wechselkennzeichen

In den Planungen des Gesamtverbandes der deutschen Versicherer (GDV) stand ursprünglich die Umwelt im Vordergrund, als das Thema Wechselkennzeichen aufkam: Unter der Bezeichnung „Elektromobilität“ wollte der Verband das Elektroauto auf Touren bringen. Wenn deutsche Autofahrer animiert würden, sich für kurze Spritztouren in die Stadt oder zur Arbeit etwa ein sparsames Elektroauto zuzulegen, käme das nicht nur dem Geldbeutel zu Gute, sondern auch der Umwelt. Für den längeren Familienausflug könnten sie dann einfach wieder auf den Verbrennungsmotor umsteigen.

Mit diesem Plan in puncto Wechselkennzeichen steht Deutschland allerdings nicht alleine da: Auch bei unseren Nachbarn stand bei der Einführung des Wechselkennzeichens vor einigen Jahren der Nutzen für die Umwelt im Vordergrund. In Deutschland sollte das Wechselkennzeichen nach Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer aber auch wirtschaftliche Interessen vertreten: Nach den Einbußen der Automobilindustrie durch den Wegfall der Abwrackprämie war hier das Ziel, die Verbraucher zum Kauf eines Zweitwagens zu motivieren. Mit bisher gerade einmal rund 2.000 Kunden nach dem ersten halben Jahr statt den erwarteten 54.000 pro Jahr brachte das Wechselkennzeichen jedoch weder Nutzen für die Umwelt noch für die Automobilindustrie.

Nutzung: Welche Bedingungen müssen erfüllt sein?

Die Verwendung des Wechselkennzeichens ist nicht sehr kompliziert, dennoch müssen Fahrzeugbesitzer ein paar Dinge beachten, um das Wechselkennzeichen in Deutschland korrekt zu nutzen.

Diese Fahrzeugklassen können das Wechselkennzeichen nutzen

Wie bereits zuvor beschrieben, können Fahrzeughalter Wechselkennzeichen nur für dieselbe Fahrzeugklasse nutzen. Aber auch bei den Fahrzeugklassen gibt es einige Einschränkungen. Folgende Fahrzeugklassen können ein Wechselkennzeichen nutzen:

  1. Fahrzeugklasse “M1”:
    In diese Fahrzeugklasse fallen z.B. Autos und Wohnmobile. Alle Fahrzeuge, die maximal acht Sitzplätze exklusive des Fahrersitzes vorweisen und zur Personenbeförderung konzipiert sind, gehören dieser Klasse an.
  2. Fahrzeugklasse ” L”:
    In diese Fahrzeugklasse fallen z.B. Motorräder, Mofas, Quads oder Autos mit einer Höchstgeschwindigkeit von 45 km/h, also alle Fahrzeuge mit zwei oder drei Rädern und leichte Kraftfahrzeuge mit vier Rädern.
  3. Fahrzeugklasse “O1”:
    In diese Fahrzeugklasse fallen z.B. Pkw-Anhänger, denn sie zählen zu den Anhängern mit einer zulässigen Gesamtmasse von bis zu 750 kg.

Mögliche Strafen bei Missachtung der Nutzungsbedingungen von Wechselkennzeichen

Stimmen die richtigen Fahrzeugklassen überein, ist die grundlegende Regelung bereits erfüllt. Nun ist für die Nutzung des Kennzeichens noch zu beachten, dass nur das Fahrzeug mit dem Wechselkennzeichen auf den öffentlichen Straßen unterwegs sein darf, das gilt auch für das Parken auf öffentlichen Stellplätzen.

Wichtig

Bei der Verwendung des Wechselkennzeichens gilt: Das ungenutzte Fahrzeug muss stets auf einem privaten Stellplatz untergebracht sein, um keine Strafe zu riskieren.

Wer nur mit dem halben Wechselkennzeichen auf den Straßen erwischt wird, riskiert 50 Euro Bußgeld und einen Punkt in Flensburg. Das Parken des nicht genutzten Fahrzeugs im öffentlichen Raum kostet lediglich zehn Euro weniger, wird aber ebenfalls mit einem Punkt in Flensburg geahndet.

Wichtig

Solltest du mit dem unvollständig gekennzeichneten Fahrzeug in einen Unfall verwickelt sein, kommt die Versicherung in der Regel nicht für den Schaden auf.

Wie groß ist die Ersparnis durch ein Wechselkennzeichen? - Die Kosten auf einen Blick

In der folgenden Tabelle sind einmal die Kosten eines Wechselkennzeichens anhand eines Kleinwagens aufgeführt:

Kostenpunkt Ungefähre Preisangabe*
Neue Halterung für das Wechselkennzeichen (für 2 Stück) 50,00€
Wechselkennzeichen 40,00€
Zulassungsgebühren 65,00€
Kfz-Steuer pro Fahrzeug 200,00€
Kfz-Versicherung pro Fahrzeug (abzüglich eines potenziellen Rabatts von 10-25%) < 1.000,00€ (750-900€)
Summe 1.355,00€ (1.105,00€ - 1.255,00€)
*ohne Gewähr

Der Tabelle lässt sich recht einfach entnehmen, dass sich die Ersparnisse des Wechselkennzeichens auf ein Minimum beschränken. Demnach stellt sich die Frage, ob bei dem Vorhandensein von zwei Fahrzeugen innerhalb eines Haushalts ein normales Kennzeichen nicht eher lohnt, da beide Fahrzeuge parallel nutzbar wären.

Vergleich des Wechselkennzeichens mit dem Saisonkennzeichen

Das Wechsel- und das Saisonkennzeichen haben einige Gemeinsamkeiten und Unterschiede: Beide Varianten erlauben nur eine Teilzeitnutzung des Fahrzeugs. Allerdings sparst du bei einem saisonalen Kennzeichen die Kfz- Versicherung und -Steuern für den Zeitraum, in dem du dein Fahrzeug nicht nutzt. Das ist bei einem Wechselkennzeichen anders – hier zahlst du das ganze Jahr über deine Beiträge. Demnach ist es lohnenswert, vorab die Kosten eines Wechselkennzeichens und eines Saisonkennzeichens miteinander zu vergleichen.

In der Kritik – warum ist das Wechselkennzeichen so unbeliebt?

Im Jahr 2022 feierte das Wechselkennzeichen sein zehnjähriges Bestehen. Sowohl im Rahmen der Einführung, aber auch im Laufe seines Daseins hagelt es Kritik.

Das Wechselkennzeichen und seine Kosten der Einführung

Die Einführung des Wechselkennzeichens bedeutete nicht nur einen enormen Verwaltungsaufwand, sondern selbst vollkommen Unbeteiligte, wie etwa Firmen mit eigenem Fuhrpark mussten wegen der Informationspflicht und den Kosten für die kommunalen Zulassungsbehörden gehörig draufzahlen. Auch für Versicherungen mit Wechselkennzeichentarifen dürfte die Neuregelung ein Minusgeschäft gewesen sein. In letzter Instanz fallen all diese Kosten wie so oft auf den Steuerzahler und Autobesitzer zurück.

Keine signifikante Ersparnis

Ursprünglich sollte das austauschbare Nummernschild eine finanzielle Entlastung für private Fahrzeughalter mit mehreren Fahrzeugen bedeuten – das galt insbesondere für Inhaber von Oldtimern, Youngtimern, Luxusschlitten oder Cabrios. Im Zuge der „kleinen Wechselkennzeichenlösung“ in Deutschland, wie Kritiker sie bezeichnen, sind Ersparnisse aber nur durch eine gründliche Recherche und durchdachte Wahl eines geeigneten Versicherers möglich – und selbst dann bleiben die Vorteile sehr gering.

Für Paare und Familien, die parallel auf zwei Fahrzeuge angewiesen sind oder die Autos ihrer Kinder günstig mitversichern wollen, stellt das Wechselkennzeichen auch in Österreich oder der Schweiz keine Option dar. Der Grund: Sind mehrere Fahrzeuge gleichzeitig im Straßenverkehr unterwegs, müssen diese auch einzeln versichert sein.

Fazit: Weder Umwelt noch Autobesitzer profitieren vom Wechselkennzeichen.

Seit seiner Einführung im Jahr 2012 hält sich die Resonanz für das Wechselkennzeichen in Deutschland stark in Grenzen. Das ist nicht verwunderlich, denn inwiefern sich das Wechselkennzeichen für den Zweitwagen wirklich lohnt, ist fraglich.

Sowohl für das Erst- als auch das Zweitfahrzeug sind Kfz-Steuer und Kfz-Versicherung notwendig und so lässt sich höchstens durch mögliche Sondertarife der Kfz-Versicherungen ein wenig Kleingeld sparen. Da z.B. in Österreich nur Steuern für das Fahrzeug mit dem höheren Steuerbetrag zu entrichten sind, ist das Wechselkennzeichen dort deutlich beliebter.

Wer sein Zweitauto gleichzeitig nutzen will, ist in den meisten Fällen besser mit separaten Versicherungen und Kennzeichen beraten.

FAQ

Ja, in Deutschland sind Wechselkennzeichen seit ihrer Einführung im Jahr 2012 erlaubt. Allerdings ist ein Wechselkennzeichen in Deutschland (sowie in der Schweiz) nur für die Kombination zweier Fahrzeuge derselben Klasse zugelassen, z.B. Pkw-Pkw, Motorrad-Motorrad, Pkw-Oldtimer oder Pkw-Wohnmobil. In Österreich können sich sogar drei (einer Fahrzeugklasse zugehörige) Fahrzeuge ein Wechselkennzeichen teilen.

Wer Besitzer von zwei Fahrzeugen derselben Klasse ist und nicht plant, diese gleichzeitig zu nutzen, wie etwa einen Pkw für den Alltag und ein Wohnmobil ab und an für Urlaubsreisen, für den kann sich ein Wechselkennzeichen lohnen. Eine ebenfalls beliebte Kombination ist der Wechsel zwischen Pkw und Oldtimer. Denn im Vergleich zu einem Saisonkennzeichen lassen sich sowohl bei der Pkw-Wohnmobil- als auch der Pkw-Oldtimer-Konstellation auch außerhalb der Saison spontan die Kennzeichen ummontieren und so gutes Wetter ausnutzen. Dabei gilt es zu beachten, dass Fahrzeughalter trotz Wechselkennzeichen den Kfz-Versicherungsbeitrag für beide Fahrzeuge separat zahlen müssen.

Im Hinblick auf die Kfz-Steuer bietet das Wechselkennzeichen keine steuerlichen Vorteile, da Fahrzeughalter die Steuer für beide Fahrzeuge abschließen müssen. Auch benötigen beide Fahrzeuge eine eigene Kfz-Haftpflichtversicherung bzw. eVB-Nummer. Manche Versicherungsanbieter, wie z.B. der ADAC, bieten hier gesonderte Tarife an, sodass Besitzer marginal Geld sparen können. Die Ersparnis fällt im Großen und Ganzen also sehr gering aus.

Zunächst braucht es eine neue Halterung, um die Kennzeichen angenehm wechseln zu können. Hier gibt es gute Angebote für etwa 25 Euro pro Stück. Für die Schilder selbst ist mit etwa 30 bis 40 Euro zu rechnen. Hinzu kommen die Zulassungsgebühren mit etwa 65 Euro. Abschließend kommen noch die Kfz-Steuer und die Kfz-Versicherung für beide Fahrzeuge hinzu.

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