Im Zuge der Kettenpflege – beispielsweise beim Nachspannen – gilt es, regelmäßig zu prüfen, ob der Kettensatz noch voll funktionsfähig ist oder bereits ein Sicherheitsrisiko darstellt. Der Verschleiß macht sich in vielerlei Hinsicht bemerkbar. Folgende Indizien sprechen dafür, dass eine Motorradkette am Ende ihrer Lebenszeit angelangt ist:
Zu welchem Zeitpunkt eine oder mehrere der genannten Verschleißerscheinungen auftreten, hängt von mehreren Faktoren ab – allen voran natürlich von der Material- und Verarbeitungsqualität des Kettensatzes. Gleichzeitig nehmen jedoch auch die Belastung im Sinne der übertragenen Leistung sowie die Wartung Einfluss auf die Lebensdauer. Pauschal lässt sich daher nur der grobe Rahmen festhalten, dass eine Kette 20.000 bis 40.000 Kilometer lang hält. Es gibt allerdings auch Erfahrungsberichte von Bikern, die bei regelmäßiger Schmierung 60.000 Kilometer auf ihren Kettensatz bekamen.
Ist der Zeitpunkt für einen Wechsel gekommen, wird nahegelegt, direkt alle drei Komponenten des Kettensatzes auszutauschen. Das bedeutet also, bei defekter Motorradkette auch das Kettenrad sowie das Ritzel am Getriebe zu erneuern. Dies hat folgenden Grund: Eine neue Kette wird auf einem stark abgenutzten Ritzel bzw. Kettenrad von vornherein in Mitleidenschaft gezogen, wodurch sich die Laufleistung des gesamten Kettensatzes stark reduziert.
Die Motorradkette ohne Werkzeug zu wechseln, ist eine Sache der Unmöglichkeit. Beim Tausch einer Motorradkette, die sich mit einem Clipschloss oder Schraubschloss öffnen und schließen lässt, ist eine gut ausgestattete Werkzeugkiste allerdings noch absolut ausreichend. Kommen hingegen sogenannte Nietschlösser zum Einsatz, wird __zusätzliches Spezialgerät__benötigt. Motorradketten mit Nietschloss halten höheren Belastungen stand und lassen sich somit bedenkenlos für stärker motorisierte Maschinen einsetzen. Bei den einfach zu befestigenden (aber weniger robusten) Clipschlössern gilt als Faustregel, diese nur für kleinere Motorräder bis 125 Kubikzentimeter zu verwenden. Ebenfalls für hohe Belastungen ausgelegt und gleichzeitig ohne extra Zubehör montierbar sind Motorradketten mit Schraubschlössern. Allerdings gibt es diese Schlossart nur für Motorradketten der Marke Enuma, wodurch sie für viele Maschinen gar nicht erst infrage kommen.
Abgesehen vom speziellen Kettentrenn- und Vernietwerkzeug für offene Motorradketten mit Nietschloss ist somit generell folgendes Werkzeug für die verschiedenen Kettenarten bereitzustellen:
Sonderfall: Geschlossene Motorradketten wechseln
Eine weitere Option stellen sogenannte Endlosketten dar – diese sind von vornherein verschlossen, wodurch das Ver- und Entnieten wegfällt . Da für die Montage von Endlosketten allerdings zunächst die Schwinge ausgebaut werden muss, sind weitere Arbeitsschritte und je nach Motorrad zusätzliches Werkzeug notwendig. Beispielsweise werden zusätzliche Hilfsmittel für die Aufhängung des Fahrwerks benötigt, wenn die Maschine keinen Hauptständer besitzt. Darüber hinaus gilt es zu beachten, dass mittlerweile immer mehr Bikes eine Schwinge besitzen, deren besondere Bauart eine Montage geschlossener Ketten gar nicht erst zulässt. Zudem weisen die werkseitig geschlossenen Ketten und fachgerecht vernietete Exemplare keine Unterschiede in puncto Sicherheit auf.
Mit Schraub- oder Clipschloss versehene Motorradketten zu wechseln, umfasst die gleichen Arbeitsschritte wie bei einem Nietschloss. Einzig das Ent- und Vernieten fällt weg, weshalb sich der Wechsel in der Regel problemloser gestaltet. Daher sind im Folgenden die Arbeitsschritte für den Wechsel einer offenen Kette mit Nietschloss beschrieben:
Nun ist es soweit: Die neue Kette darf aufgezogen werden – zunächst auf das Kettenrad und dann, vorsichtig an der Schwinge vorbei, über das Ritzel. Letztlich sollten die beiden Kettenenden am unteren Durchhang positioniert sein, damit sie sich gut zugänglich verbinden lassen. Im besten Fall stellt das vorher verwendete Trennwerkzeug gleichzeitig das nun notwendige Vernietwerkzeug dar. Solche Kombiwerkzeuge sind mit Kosten von ca. 100 Euro etwas kostspieliger, schlagen dafür aber zwei Fliegen mit einer Klappe. Liegt das Nietwerkzeug griffbereit, sind noch folgende Schritte notwendig:
Die Preise für Motorradketten variieren insbesondere hinsichtlich der maximalen Belastung bzw. Zugkraft, der sie standhalten können. Interessanter als die Kosten der Kette an sich sind jedoch ohnehin die Preise für ganze Kettenkits, da in der Regel alle drei Komponenten benötigt werden. Kettensätze sind für sehr leicht motorisierte Maschinen bereits ab 30 Euro erhältlich. Die meisten Kits bewegen sich allerdings knapp ober- bzw. unterhalb der 100-Euro-Marke. Hochwertige Kettensätze für sehr große Maschinen kosten bis zu weit über 300 Euro.
Die vielen Arbeitsschritte lassen bereits vermuten, dass die Montage eines neuen Kettensatzes in der Werkstatt recht kostspielig werden kann. In erster Linie sind die Gesamtkosten des Wechsels der Motorradkette zwar abhängig vom Einkaufspreis des Kettensatzes. Durchschnittlich eineinhalb Stunden Arbeitszeit berechnen Werkstätten jedoch zusätzlich für die Montage – bei einem Stundensatz von üblicherweise 30 bis 60 Euro.
Als weiteren Kostenfaktor für die Montage gilt es zudem, die Art der Motorradkette zu beachten. Wer sich den Kettensatz selbst bestellt, sollte vorher mit der Werkstatt des Vertrauens abklären, ob für eine Endloskette ein höherer Preis verlangt wird. Dies ist durchaus vorstellbar, da der bei einer Endloskette notwendige Aus- und Einbau der Schwinge einen erheblichen Mehraufwand bedeutet.
Das Wechseln einer Motorradkette erfordert grundlegende Kenntnisse hinsichtlich des Aufbaus und der Technik eines Motorrads. Zudem braucht es einen gut ausgestatteten Werkzeugkasten und je nach Kettentyp sogar kostspieliges Spezialgerät zum Vernieten. Mit etwas Geschick ist es definitiv möglich, den Wechsel in Eigenleistung und ohne Zuhilfenahme einer Werkstatt durchzuführen – solltest du dir jedoch unsicher sein, ist es immer besser, einen Fachmann zu beauftragen. Schließlich stellt eine falsch montierte Motorradkette ein enormes Sicherheitsrisiko dar.