Billige Autos sind vor allem in aufstrebenden Industrienationen wie China und Indien stark nachgefragt. In Indien kostete 2019 die Hälfte aller Neuwagen weniger als 6500 US-Dollar. Klar, dass sich das nur mit einfachster Technik, günstiger Produktion und niedrigsten Sicherheitsstandards erzielen lässt. Für die meisten europäischen Hersteller eine unlösbare Aufgabe. Als das günstigste Auto der Welt galt daher lange der Tata Nano des indischen Automobilherstellers Tata Motors. Mit knapp 1,700 US-Dollar war das zwischen 2009 und 2018 produzierte Leichtfahrzeug das billigste Auto der Welt. In Europa ging der Tata Nano aufgrund fehlender Sicherheitsfeatures nie an den Start. Insgesamt wurden etwa 275.000 Modelle verkauft. Ein klarer Flop. Tata Motors selbst machte das Marketing für den Misserfolg verantwortlich. Das Image als billigstes Auto der Welt sei kontraproduktiv gewesen.
Seit Einstellung des Tatas rückte der ebenfalls aus indischer Produktion stammende Bajaj Qute als billigstes Auto der Welt nach. Für circa 1.900 Euro bietet der indischen Motorrad- und Autorikscha-Hersteller Bajaj Auto sein 450 kg „schweres“ Fahrzeug – offiziell nur ein "4-Wheeler" und kein echtes Auto – an. Das überdachte 4-Rad-Moped ist 2.752 mm lang, 1.312 mm breit, 1.652 mm hoch und hat einen Radstand von 1925 mm. Der Wendekreis soll 7 m betragen. Der viersitzige Qutehat einen wassergekühlten 0,2-Liter-Ottomotor mit vier Ventilen und Dreifachzündung mit drei Zündkerzen, der den Viersitzer auf 13,2 PS Leistung bringt. Er ist mit einem sequentiellen Getriebe aus dem Motorrad-Baukasten mit fünf Gängen sowie einem Rückwärtsgang erhältlich.
Konkurrenz bekommt der Bajaj Qute auf dem indischen Markt vom Suzuki-Ableger Maruti Alto, dem meistverkauften Auto in Indien überhaupt. In Indien war Suzuki mit seinem Kleinwagen Alto schon seit den 80er Jahren vertreten. Unter dem Namen Maruti bauten die Japaner eine eigene Fahrzeugproduktion auf dem Subkontinent auf.Für knapp 3890 Euro ist der Maruti zwar etwas weniger erschwinglich als der Konkurrent von Bajaj Auto, bietet dafür aber auch deutlich mehr Sicherheit und vor allem ein vergleichsweise ansprechendes Design. Und das verschafft ihm einen entscheidenden Vorteil, denn auch in Indien und anderen aufstrebenden Nationen entwickelt sich das Auto immer weiter vom reinen Fortbewegungsmittel zum Statussymbol.
Mit 13.250 Euro zwar deutlich teurer, aber trotzdem an dieser Stelle eine Erwähnung wert, ist der Lada Granta Camper, denn Wohnmobile sind traditionell in der Anschaffung ein eher teures Vergnügen. Zum Vergleich: Der günstigste Campervan auf dem deutschen Markt kommt für 27.990 Euro vom oberbayerischen Reisemobilhersteller Pössl. Der „Vanster Jumpy Kombi“ hat aber im Gegensatz zum russischen Billigkonkurrenten auf Basis des Lada Granta keine Nasszelle mit Waschbecken, Toilette und Dusche und kommt auch sonst räumlich deutlich beengter daher. Bevor Campingfans auf der ganzen Welt an dieser Stelle feuchte Hände bekommen - hier gleich der Haken: Die Firma, die hinter diesem Projekt steht, heißt Lux-Form und hat ihren Sitz in Moskau. So einfach kommt man also als Westeuropäer nicht an das Low-Budget-Wohnmobil. Und falls doch, wird es leider deutlich teurer. In Deutschland kümmert sich ein oberbayerischer Importeur mit dem passenden Namen „Made in Russia“ um die deutsche Wohnmobilzulassung des Lada Granta Camper. Da das Fahrzeug auch an die aktueller Abgasnorm 6d-Temp angepasst werden muss, zahlt man für die in der EU zulassungsfähige Version ohne Ausbau dann auch schon nicht mehr wirklich günstige 24.990 Euro und 33.990 Euro für die vollausgestattete Campingversion.
Der Bajaj Qute fährt maximal 70 km/h. Allerdings sollten sich Qute-Fahrer gut überlegen, ob sie die auch wirklich ausfahren möchten, denn nach europäischen Sicherheits-Maßstäben fällt der Qute wenig überraschend durch: Der EuroNCAP-Crashtest ergab ein hohes Verletzungsrisiko vor allem für den Kopf- und Brustbereich. Airbags gibt es im Qute keine, immerhin aber Sicherheitsgurte. Eine Zulassung in Deutschland gab es ebenso wie beim Tata Nano für den Qute nie. In Europa bietet Baja Motors den Qute bislang in Griechenland, der Türkei, Russland und einigen weiteren osteuropäischen Ländern an.
In Deutschland ist der Markt an derart billigen Neufahrzeugen aufgrund diverser Sicherheitsvorschriften quasi nicht besetzt. Selbst hier erhältliche Mini-E-Autos, aka Elektro-Leichtfahrzeuge, die nach deutscher Zulassungsverordnung L6e auf maximal 350 kg Leergewicht und 4 kW Leistung beschränkt sind und es auf maximal 45km/h bringen, kann man erst ab knapp 10.000 Euro kaufen. Vertreter sind unter anderem der Ari 452 Motors für 9.900 Euro oder der Linzda M3-4 ebenfalls für 9.990 Euro. Der Renault Twizy Life, der als Leichtfahrzeug der Klasse L7e immerhin 80km/h fahren darf, kostet dann auch schon ordentliche 11.450 Euro. Einzige Ausnahme: Den 4-Rad Elektro-Kabinenroller mit dem klangvollen Namen „Elektrofrosch“ gibt es bereits ab 3.990 Euro.
Tipp
Fahrzeuge der Kategorie L6e dürfen in Deutschland mit einem Führerschein der Klasse AM gefahren werden. Diesen können Jugendliche bereits ab 15 Jahren für Fahrzeuge mit L6e-Zulassung ablegen. Wer mit dem Gedanken spielt, seinem Sprössling mit einem Leichtfahrzeug mehr Mobilität zu ermöglichen, sollte sich das gut überlegen. Im Zweifel ist das Moped – kombiniert mit Helm versteht sich – die sicherere Variante, denn die Leichtfahrzeuge schneiden im Crashtest durchweg schlecht ab.
Geht man von einem ganz normalen PKW nach Fahrzeugklasse M1 aus, ist der unangefochtene Spitzenreiter auf dem deutschen Markt der Dacia Sandero (Kraftstoffverbrauch (WLTP) kombiniert: 5,3 l/100 km; CO2-Emissionen kombiniert: 120 g/km; CO2-Klasse: D)², den es in der dritten Generation ab 8.990 Euro gibt. Möglich macht diese Low-Budget-Angebot die Konzernzugehörigkeit des rumänischen Autoherstellers zu Renault und der Zugriff auf die Technik des Clio. Während der Vorgänger des aktuellen Sandero noch auf der alten Clio-Generationen basierte, hat Dacia inzwischen Zugriff auf die aktuelle Kleinwagenplattform des Renault-Konzerns – inklusive Motoren, Konnektivität und Assistenzsystemen. Dementsprechend wurde der ursprüngliche Kampfpreis von 6.990 Euro um happige 2.000 Euro angehoben. Unschlagbar günstig bleibt der rumänische Kleinwagen immer noch. Als Leasingwagen gibt es ihn schon ab 83 Euro monatlich.
Der Sandero ist 4,08 Meter lang, inklusive Außenspiegel 2,01 Meter breit und 1,49 Meter hoch und verfügt serienmäßig über Vorderradantrieb. Die zwei günstigeren Linien „Access“ und „Essential“ kommen mit 5-Gang-, bzw. 6-Gang-Schaltgetriebe. Die Ausstattungslinie „Comfort“ gibt es als TCe 90 CVT auch mit Automatik. Dann muss der Kunde allerdings auch nicht mehr wirklich günstige 13.950,00 Euro auf den Tisch legen. Der Kofferraum des Sandero fasst 328 Liter. Wenn die hinteren Sitze ausgebaut sind, bringt er es auf beachtliche 1.108 Liter. Die Höhe der Ladekante liegt bei nicht ganz niedrigen 74,1 cm, was beim Einladen durchaus etwas Muskelkraft erfordert. Der Kofferraum ist 102 cm breit. Die Dachlast beiträgt 80 kg, die maximale Stützlast 75 kg.
Tipp für Campingfans: Schon der kleinste SCE 65 Antrieb mit 67 PS verfügt über eine Anhängelast von maximal 980 Kilogramm. Einen kleineren Wohnwagen kann man damit also durchaus ziehen. Der Dacia Sandero Stepway (für 13.050 Euro zu haben), darf sogar 1.100 Kilo ziehen. Wer Wert auf ein paar Extras wie Klimaanlage oder elektrische Fensterheber legt, muss mindestens zur höchsten Ausstattungslinie "Comfort" mit 91-PS-Motor und Fünfganggetriebe greifen, die bei 12.650 Euro startet.
Einziger Konkurrent innerhalb dieser Preiskategorie: Der Mitsubishi Space Star (Kraftstoffverbrauch kombiniert: 4,5-4,7 l/100km; CO2-Emissionen kombiniert: 102-108 g/km²), den es als zeitlich begrenztes Angebot des japanischen Herstellers Mitsubishi immer mal wieder zum Preis von 9.490 Euro gibt. Als Leasingwagen ist er schon ab 80 Euro monatlich zu haben. Die Space-Star-Basisversion, die regulär 11.490 Euro kostet, bietet der Japaner mit sechs Airbags, Licht- und Regensensor und Berganfahrhilfe. Auf Klimaanlange, Zentralverriegelung oder Audiosystem muss der Kunde hingegen verzichten und mit einer „Radiovorbereitung“ vorliebnehmen. Der reine Dreizylinder-Saugmotor mit einem Hubraum von 1.2 Litern bringt den Kleinwagen auf maximal 71 PS, die an das manuelle 5-Gang-Getriebe oder die stufenlose CVT-Automatik übertragen werden. Neben der Standardausstattung „Basis“ sind die Ausstattungslinien „Plus“ und „Top“ verfügbar.
Gerade für Fahranfänger lohnt es sich, nicht nur auf den Neukaufpreis, sondern auch auf die Typklasse zu schauen, in der das Fahrzeug für die Kfz-Haftpflicht gelistet ist. Denn Führerscheinneulinge müssen ca. 240 Prozent der normalen Versicherungsprämie zahlen. Das kann ins Geld gehen. Die Typklassen der Kfz-Haftpflicht reichen von 10 bis 25, wobei 10 die beste, 25 die schlechteste Klasse bezeichnet. Die Einstufung orientiert sich daran, wie häufig bestimmte Modelle in Unfälle verwickelt sind. Typische Fahranfängermodelle wie etwa der Renault Clio haben daher häufig eine vergleichsweise hohe Typklasse. Und je höher die Klasse ist, desto teurer ist die Versicherung. Wer besonders günstig im Unterhalt wegkommen will, sollte also nach einem Modell suchen, dessen Typklasse nicht über 15 liegt. In Typklasse 10 schaffen es allerdings in der Regel nur Oldtimer, da die Sammlerstücke wenig gefahren werden und besonders umsichtige Halter haben. In die niedrigsteTypklasse sind 2022 zum Beispiel Oldtimer wie BMW Isetta 250 und 300 eingeordnet.
Während ein neuer Dacia Sandero mit Typklasse 15 gerade noch so als günstig durchgeht, sorgt der neue VW Polo mit Typklasse 11 für einen vergleichsweise günstigen Unterhalt, ist aber mit 19.345 Euro in der Neuanschaffung auch kein Schnäppchen mehr. Ein guter Kompromiss: Den Smart EQ Fortwo (Stromverbrauch kombiniert: 14,0-16,0 kWh/100 km; CO2-Emissionen kombiniert: 0 g/km²), der ebenfalls in Klasse 11 gelistet ist, gibt es nach Abzug der E-Prämie schon für unter 14.000 Euro. In Kombination mit den günstigen Unterhaltskosten eine Überlegung wert.
Klar, es gibt sie, diese extremen Low-Cost-Fahrzeuge, die auf wirklich jeden unnötigen Schnickschnack verzichten und für jeden erschwinglich sind. Allerdings sinkt mit der Höhe der Kosten auch immer das Sicherheitsniveau. Nicht umsonst sind die billigsten Fahrzeuge der Welt in Deutschland gar nicht zulassungsfähig. Natürlich braucht nicht jedes Fahrzeug eine SUV-artige-Knautschzone, aber zumindest ein halbwegs gutes Ergebnis im Crashtest ist doch etwas, wofür es sich mitunter lohnt, ein wenig tiefer in den Geldbeutel zu greifen.