Die unterschiedlichen Modelle sind vor allem mit Blick auf unterschiedliche Märkte hin entwickelt worden. In den USA, dem klassischen Land des Pick-ups, sind die Fahrzeuge üblicherweise eine Nummer größer als bei uns in Europa oder für andere Märkte außerhalb der USA. Die wichtigsten Märkte für Pick-ups sind in der Reihenfolge ihrer Relevanz: die USA, Australien, Südafrika, Südamerika und Europa. In den USA ist der Pick-up das, was bei uns lange der Volkswagen Golf war. Und jeder US-Autobauer hatte gleich mehrere verschiedene Ausführungen im Programm. Die bekannteste Pick-up-Baureihe ist Fords F-Baureihe.
Für die Märkte in Australien, Südafrika und Europa wurden Pick-ups schon früh auf Basis von klassischen PKWs aufgebaut oder Nutzfahrzeuge und Geländewagen aus einer Fahrzeugklasse unterhalb der US-Modelle als Lastentransporter angeboten.
Bei Pick-ups unterscheidet man zudem beim Kabinentyp und nach der Rustikalität der Ausführung. Der klassische Pick-up ist ein Zwei- oder Dreisitzer in der ersten Reihe. Dann gibt es Modelle mit zwei Sitzreihen, wobei die zweite Reihe eher eine Ablage für alltägliches oder den Hüte- und Schäferhund darstellt und dafür auch keine eigenen Türen hat. Und dann gibt es die Pick-ups mit der großen Kabine, fünf vollwertigen Sitzen und dafür einer verkürzten Ladefläche. Die Wahl des Pick-ups ist da eine Abwägung zwischen den Bedürfnissen der Nutzer.
Wer die ganze Spannbreite der Pick-up-Welt in einem Bild sehen will, der muss sich einen Volkswagen Caddy der ersten Generation und einen Ford F-250 mit Zwillingsbereifung vorstellen. Während der Ur-Caddy vom ersten Volkswagen Golf abstammte, insgesamt nur 4,37 Meter lang war und maximal 625 Kilogramm Nutzlast mit einem bescheidenen 1.6 Liter Dieselmotor und 54 PS durch die Welt transportierte, ist einer der meistverkauften Pick-ups in den USA - der Ford F-250 Super Duty - bis zu 6,76 Meter lang, hat sechs Sitze, ein Leergewicht von über 3 Tonnen und wird von einem 430 PS starken 7,3 Liter V8 Benziner angetrieben.
Der Pick-up-Markt in Deutschland ist fest in japanischer Hand. Einer der erfolgreichsten Pick-ups in Deutschland ist der Mitsubishi L200. Dieser wird zwar nicht mehr als Neuwagen produziert, seit der jüngsten Generation des L200 kooperieren allerdings Mitsubishi und Fiat bei den Pick-ups, und Fiat bietet sein baugleiches Modell als Fiat Fullback. Der zweite Dauerläufer unter den Pick-ups auf dem deutschen Markt gehört zu Nissan. Der Navara wird unter anderem auch als Mercedes-X-Klasse und als Renault Alaskan vermarktet. Bei der Kooperation von Renault und Mercedes-Benz ist es wichtig zu wissen, dass nur Mercedes-Benz das eigene Modell mit einem Sechszylinder-Diesel anbot. Diese Kooperation ist inzwischen beendet, aber für den zweiten Markt, den Gebrauchtwagenmarkt wichtig. Denn dort werden jetzt viele X-Klasse Fahrzeuge zu besonderen Konditionen auftauchen.
Die einzige V6-Alternative bot bislang Volkswagen. Der Volkswagen Amarok ist ein sehr erfolgreicher und eigenständiger Pick-up der Volkswagen Nutzfahrzeugtochter, der seit 2010 auf dem Markt ist. Im Jahr 2022 präsentierte der deutsche Autobauer dann die zweite Generation seines Pick-ups. Diese ist wahlweise mit einem 2- oder einem 3-Liter-Dieselmotor verfügbar. Der Ford Ranger gehört zu den meistverkauften Pick-ups und steht in der neuesten Generation von 2021 zusammen mit dem Amarok auf einer Basis. Der Ford Ranger ist vermutlich deswegen so erfolgreich, weil viele Pick-up-Käufer auf das Image und die klassischen Erfahrungswerte des Herstellers Ford vertrauen. Spannend dabei zu wissen: Ein Ford Ranger wurde nie auf dem US-Markt angeboten. Denn ähnlich wie die Mercedes Benz X-Klasse und andere Modelle, hielt man dieses Fahrzeug schlicht für zu klein für den US-Markt. Der Ford Ranger wird in Südafrika gefertigt und neben Europa ist er in Asien, Australien und auch Südamerika sehr erfolgreich.
Der Isuzu D-Max sei eher am Rande erwähnt. Dabei handelt es sich um einen auf klassische Nutzfahrzeugnutzer optimierten Pick-up, der es auf dem deutschen Markt, wo man das Gewerbefahrzeug dann auch privat gerne mal nutzt, eher schwer hat. Auffällig ist, dass sich weder Audi noch BMW bislang an das Thema Pick-up getraut haben und auch bei Mercedes-Benz der Erfolg dieser Eskapade als überschaubar betrachtet wird, weswegen man den Markt wieder den Experten überlässt. Einzig der Amarok konnte sich eine echte Fan-Base unter den „nicht-japanischen“ Pick-ups erarbeiten.
Den Einstieg markiert der Isuzu D-Max mit rund 35.800 Euro. Doch die Spannweite bei den Preisen ist bei Pick-ups ebenso groß wie deren Möglichkeiten zur Nutzung. Das erfolgreichste Modell, der Ford Ranger Pick-Up, fängt bei einem Listenpreis von rund 40.200 Euro für die Einzelkabinen-Variante mit dem Basis-Dieselmotor an. Doch auch bei Ford gibt es vom Ranger mehr als nur das klassische Arbeitstier für die Baustelle. Der Ford Ranger zum Beispiel ist eine Alternative für Menschen, die mehr Wert auf einen lässigen Auftritt als auf den Nutzwert legen. Der maskulin auftretende Raptor hat einen Startpreis von bereits 74.200 Euro. Dafür gibt es einen 2.0-Liter Dieselmotor mit 210 PS und ein 10-Gang Automatikgetriebe – ja, nicht verlesen (zehn Gänge)!
Und auch ein Preisvergleich ist immer angeraten. Gerade bei den Fahrzeugen, bei denen es das gleiche Modell von verschiedenen Herstellern gib. Ein perfektes Beispiel hierfür ist das Trio von Renault-Nissan und Mercedes-Benz: Der Gen-Spender Nissan Navara fängt bei 33.205 Euro an und bietet dafür die King Cab-Variante (2+2 Sitzer), einen 2,3 Liter Dieselmotor mit 120 kW und Allradantrieb. Den als Mercedes-Benz ausstaffierten X250 d gibt es als Gebrauchtwagen derzeit nicht unter 25.900 Euro. Dabei ist die technische Basis der Fahrzeuge sehr identisch, zumindest unter der Haube beim Antrieb ist kein Unterschied zu finden. Hier zahlen Interessenten vor allem für das Image des guten Sterns auf allen Wegen. Einen eher ungewöhnlichen Kollegen stellt dann noch Renault zur Verfügung. Renault ist keine Pick-Up Marke aus Tradition. Viel mehr verbindet man die Franzosen mit kleinen Kastenwagen. Wer sich dennoch für einen Renault Alaskan entscheidet, der geht wie die Marke selbst völlig neue Wege. Und diese sind recht einsam – mehr als eine Hand voll Modelle sind am Markt nicht gelistet.
Tipp: Die europäischen Midsize-Trucks sind zu klein?
Es soll auf jeden Fall ein Fullsize-Truck aus den USA sein? Kein Problem. Auch wenn General Motors oder Ford ihre Top-Modelle nicht in Deutschland anbieten, wer in der knapp 6 Meter Klasse Zuhause sein will, der wird bei freien Importeuren fündig. So wird der Traum vom Dodge Rat 1500 Bighorn oder SLT Black dennoch wahr. Und auch die Rautor-Variante des Ford F-150 ist über freie Importeure in Deutschland machbar.
Die Isuzu D-Max Familie bietet derzeit einen zuverlässigen Handwerker-Boten zum besten Preis und das in gleich drei Karosserieversionen an. Die Single-Cab Version mit manuellem Getriebe und ohne Allrad ist in der günstigsten Ausstattungslinie „L“ mit 35.765 Euro in der Preisliste notiert. Wer häufig auf Baustellen unterwegs ist, wird den Allradantrieb 4x4 als notwendig betrachten und startet dann beim Isuzu D-Max mit 38.765 Euro. Wer mehr als nur sein Werkzeug mit zur Baustelle nimmt, kann sich für einen Space Cab in einer 2+2 Bestuhlung entscheiden oder für den Double Cab mit Platz für ein 5er Paar an starken Armen. Was der Double Cab im Innenraum an Platz zusätzlich anbietet, muss man allerdings von der Ladefläche abziehen. Hat der Single Cab noch eine Ladefläche von rund 2,33 Metern mal 1,12 Metern (engste Stelle zwischen den Radhäusern), so kommt der Double Cab nur noch auf 1,49 mal 1,12 Meter - allemal genug um eine Euro-Palette zu transportieren, aber eben weniger fokussiert auf die reine Transporter-Funktion. Als Zugfahrzeug sind die 4x4 Modelle mit bis zu 3.5 Tonnen zugelassen, die Basis-Variante mit nur Hinterachsantrieb darf nur 2.5 Tonnen ziehen. Wer sich nun für einmal „all in“ beim Isuzu D-Max entscheidet, der bekommt den Double Cab 4x4 mit 6-Gang Automatikgetriebe in der höchsten Ausstattungsstufe „V-Cross“ für 56.765 Euro.
Eine treue Fanbase und hohe Verkaufszahlen bescheinigen dem Ford Ranger das Potential, zum „besten Pick-Up“ in Deutschland gekürt zu werden. Je nach Zählweise ist es vor allem die seit 2012 auch in Deutschland erhältliche vierte und die 2015 eingeführte fünfte Version des Ford Ranger, die den Erfolg des Ford Midsize Pick-Up in Deutschland bestätigt. Seit 2021 wird allerdings nur noch eine Motorisierung angeboten, ein 2,2-Liter Dieselmotor. Bis dahin hatte Ford mit dem 3,2-Liter Fünfzylinder eine besonders charakterstarke Motorisierung im Angebot. Der Fünfzylinder hatte eine Leistung von 200 PS und wurde mit einem 6-Gang-Automatikgetriebe kombiniert. Zuschaltbarer Allradantrieb war beim Ranger mit dieser Motorisierung Serie.
Ford bietet den Ranger auch als besonders sportliche Offroad-Version als „Raptor“ an, kombiniert dort einen 213 PS starken Vierzylinder-Turbodiesel mit einem 10-Gang Automatikgetriebe. Obwohl der Raptor besonders martialisch auftritt, wurde seine Anhängelast reduziert. Während der normale Ford Ranger 3,5 Tonnen an den Haken nehmen darf, sind es beim Raptor nur noch 2,5 Tonnen. Beim Lifestyle macht der Raptor dann keine Gefangenen und stellt alle Mitbewerber in den Schatten seiner gepumpten Federung und der großen Grobstollenreifen in XXL-Übergröße.
Laut einem bekannten britischen TV-Magazin ist der beste Pick-up der Welt der Toyota Hilux - der als unzerstörbar gilt. Das in dieser Legende auch ein Schuss Wahrheit steckt, zeigt die weltweite Verbreitung des Toyota Hilux. Egal ob am Amazonas, in den Wüsten der Sahara oder im australischen Outback: Ein Toyota Hilux aus einer seiner acht Generationen ist immer zu finden. In der aktuellen Generation ist dieser Pick-up mit jeweils zwei unterschiedlichen Benzin- und Dieselmotoren verfügbar, die bis zu 238 PS Leistung bieten. In puncto Antrieb haben Interessenten die Wahl zwischen einem 5- bzw. 6-Gang-Schaltgetriebe sowie einer 6-Gang-Automatik. Im Euro NCAP-Crashtest erreichte der Hilux in der Ausstattung mit Sicherheitspaket die Höchstwertung von fünf Sternen.
Die Zukunft ist elektrisch und bei über 2,5 Tonnen Leergewicht kommt es auf eine weitere Tonne für eine große Batterie auch nicht mehr an? Könnte man als Argument gelten lassen und so hat nicht erst mit dem Cybertruck von Tesla die Welt der elektrischen Pick-ups Fahrt aufgenommen. Während der Tesla Cybertruck noch als Einzelstück vor allem vom CEO Elon Musk durch das Silicon Valley gelenkt wird, stehen schon die nächsten bereit.
Das Start Up Rivian hat einen elektrischen Pick-up Truck vorgestellt, der die Dimensionen europäischer Fahrzeugklassen sprengt. Der Rivian R1T ist 5,47 Meter lang, hat einen Radstand von 3.450 mm und wiegt mit seinem bis zu 180 kWh Kapazität bietenden Akku gut über 2,7 Tonnen. Auch bei allen anderen Werten knallt das Start-up mit hemmungslosen Superlativen auf den Tisch: 700 PS, 1.120 Nm Kraft und bis zu 5 Tonnen Anhängelast. Seit September 2021 werden die ersten Modelle in den USA ausgeliefert - wann das bis zu 3.470 Kilogramm schwere Offroad-Tier nach Deutschland kommt, ist bislang nicht überliefert.
Doch nicht nur die Start-ups sind auf dem Markt der elektrischen Pick-ups aktiv. Auch die eigentlichen Begründer Ford und auch General Motors wollen nicht noch einmal den Anschluss an die elektrische Zukunft verpassen - und so elektrifiziert Ford sein Erfolgsmodell, die F-150 Baureihe. Und auch GM kam 2022 mit einem elektrischen Silverado auf den Markt. Der Chevrolet Silverado EV bietet eine Leistung von bis zu 764 PS. Die Reichweite des Elektro-Pick-ups liegt laut Hersteller bei rund 724 Kilometern. Geladen wird der elektrische Silverado per Schnelllader mit bis zu 350 kW.
Pick-Ups sind in der automobilen Landschaft längst keine Ausnahme mehr, denn sie kombinieren einen praktischen Nutzen mit einem rustikalen Auftritt. Zudem sind Pick-ups die echten Anhänger-Helden. In keinem Segment gibt es eine größere Auswahl an Fahrzeugen, die problemlos 3,5 Tonnen anhängen können. Ob man dann mit der Platte vom Hof des Baumarktes fährt, oder doch eher das Mountain-Bike spazieren fährt, bleibt dem Nutzer überlassen.