Der Grund für das Dieselverbot sind die seit Jahren überschrittenen Schadstoff-Grenzwerte in einigen deutschen Städten. Die daraus resultierenden und in hoher Konzentration vorhandenen Stickoxide (NOx) sind giftig für unseren Körper und können auf lange Sicht unsere Gesundheit negativ beeinflussen.
Typische Symptome:
Die Gase sollen laut Umweltbundesamt jährlich für ungefähr 6.000 Todesfälle durch eine Herzkreislauf-Störung verantwortlich sein. Ein Gesundheitsproblem, welches die Regierung schnell in den Griff bekommen will. Deshalb nahm die Deutsche Umwelthilfe sich dem Problem an und leitete entsprechende Maßnahmen ein. Sie hat seither mehrmals Klage auf Einhaltung der Grenzwerte eingereicht.
Mittlerweile flatterten aufgrund der schlechten Luftwerte bereits Klagen der EU-Kommission in Deutschland ein. Schließlich gibt es seit 2010 spezielle EU-Mikrogramm-Grenzwerte, die auch für die Bundesrepublik verbindlich sind. Die Obergrenze des Wertes liegt bei 40 Mikrogramm Stickoxid je Kubikmeter. Ein Wert, der in vielen deutschen Städten deutlich überschritten wird. Falls Deutschland diesen Grenzwert nicht in den Griff bekommt, kann es in letzter Konsequenz mit hohen Strafgeldern belegt werden.
Bereits Mitte 2019 hat der Europäische Gerichtshof (EuGH) angemahnt, dass die Nicht-Einhaltung der Durchschnittswerte in größeren Regionen inakzeptabel ist. Denn: Sobald die festgelegten Grenzwerte überschritten werden, handelt es sich um einen Verstoß gegen das EU-Recht.
In Zukunft wird die Schadstoffbelastung für den Europäischen Gerichtshof ein immer relevanteres Gebiet sein. Aus diesem Grund können wir mit weiteren Maßnahmen zwecks Fahrverbotszonen und Messpunkten in deutschen Städten rechnen. Ganz zum Leid der Dieselfahrer, welche in Zukunft sicherlich mit weiteren Dieselfahrverboten rechnen müssen.
Nach jetzigem Stand (Mai 2022) setzen bereits neun deutsche Städte den Luftreinhalteplan um und machen ein Dieselfahrverbot geltend. Dazu zählen: Frankfurt am Main, Berlin, Stuttgart, Hamburg, Köln, Bonn, Darmstadt, Essen und Gelsenkirchen. In manchen Fällen besteht noch die Möglichkeit, das Dieselfahrverbot mit einem Euro 5 Wagen zu umgehen. Denn je nach Ort gilt teilweise lediglich ein Fahrverbot für Euro 1 bis 4 Diesel: Fahrzeuge, die schon ein paar Jahre mehr auf dem Buckel haben. Die Stadt Stuttgart hat beispielsweise als einzige Stadt in Europa Dieselfahrzeugen mit der Abgasnorm Euro 1 bis 4 die Fahrt im gesamten Stadtgebiet untersagt. Andere Städte haben derweil nur Verbotszonen.
Aber schon jetzt lässt sich erkennen, dass die Dieselfahrverbote zunehmend auf die Schadstoffklasse Euro 5 Diesel erweitert werden. Die Städte Hamburg und Gelsenkirchen haben beispielsweise schon entsprechende Maßnahmen vorgenommen. Dort erhalten nur Fahrzeuge der Euro 6 Norm Zufahrt.
Mittlerweile planen auch die Städte Frankfurt am Main und Berlin ein Fahrverbot für Euro 5 Diesel. Gesetzlich festgelegt ist dort bisher nichts, trotzdem kannst du zukünftig mit weiteren Maßnahmen und Luftreinhalteplänen rechnen. Mögliche Euro 5 Dieselfahrverbote sind auch bereits in Mainz und München im Gespräch.
Laut Zertifizierung gelten die nachgerüsteten Diesel immer noch als Euro 5 Fahrzeuge. Allerdings sind diese aufgrund der Nachrüstung nicht mehr von den Fahrverboten betroffen. Dabei musst du beachten: Die Umrüstung allein reicht nicht, es ist wichtig, dass diese auch in den Fahrzeugpapieren eingetragen wird.
Mit der entsprechenden Eintragung hat die Werkstatt übrigens nichts am Hut. Sie bescheinigt lediglich den ordnungsgemäßen Einbau anhand einer Abnahmebescheinigung zur Vorlage bei der zuständigen Fahrzeugbehörde. Dort erfolgt dann der Eintrag in der Zulassungsbescheinigung I. Wenn du dein Auto umrüsten lassen hast und damit durch eine Verbotszone fährst, solltest du immer deine Fahrzeugpapiere zur Hand haben. Da es nämlich keine Plaketten für die Umrüstung gibt, dienen sie, falls es mal zu einer Polizeikontrolle kommt, als einziger Nachweis.
Wenn du trotz Verbot mit deinem Diesel durch die Innenstadt fährst, musst du mit einem Bußgeld rechnen. Die Hamburger Polizei führt beispielsweise momentan stichpunktartige Kontrollen durch. Wer das geltende Euro 5 Dieselfahrverbot missachtet, muss ein Bußgeld von 20 Euro zahlen. Lastkraftwagenfahrer dürfen sogar noch tiefer in die Tasche greifen: Der Verstoß wird mit 75 Euro bestraft.
Stuttgart zieht in Sachen Bußgeld die Zügel sogar noch etwas an. Fahrzeughalter mit der Norm Euro 1 bis Euro 4 müssen seit Anfang 2019 ein Bußgeld von 80 Euro zahlen. Obendrauf kommt dazu noch eine Bearbeitungsgebühr von 18,50 Euro.
Sobald das Euro Diesel 5 Fahrverbot auch in anderen Städten in Kraft tritt, kannst du mit ähnlichen Stichpunktkontrollen rechnen. Prinzipiell wäre es auch möglich, saubere Diesel mit einer entsprechenden Plakette zu versehen. Eine derartige Planung steht aber bisher nicht im Raum.
Die erste allgemeine Betriebserlaubnis (ABE) für ein Euro 5 Diesel-Nachrüstsystem hat Dr. Pley im Jahr 2019 für die Automobilhersteller Volvo, BMW und Mercedes herausgebracht. Kurze Zeit darauf gab es auch ein Nachrüstsystem für den Volkswagen. Allerdings hat der Bamberger Technologie-Entwickler die Produktion zeitnah wieder eingestellt und konzentriert sich mittlerweile vorwiegend auf Nachrüstsysteme für Wohnmobile.
Nichtsdestotrotz musste die Produktion der Nachrüstsysteme weitergehen und so erteilte das Kraftfahrt-Bundesamt der Firma Oberland-Mangold eine ABE für ihr Nachrüstsystem NeoPlus. Dieses System bietet allerdings lediglich Euro 5 Diesel Fahrzeugen von Volkswagen die Möglichkeit zum Nachrüsten. Hierbei werden die Fahrzeuge bereits direkt ab Werk mit einem SCR (selective catalytic reduction) Nachrüstsatz ausgestattet.
Die Firma HJS Emission Technology GmbH & Co. KG aus dem Sauerland konzentriert sich ebenfalls auf das Nachrüsten von Euro 5 Diesel Fahrzeugen und arbeitet kontinuierlich daran, die Nachrüstsysteme für mehrere Fabrikate auf den Markt zu bringen. Bisher spezialisiert sich HJS allerdings auf Handwerker- / Lieferfahrzeuge.
Die Kosten lassen sich nicht pauschal bestimmen, sondern richten sich nach dem jeweiligen Fahrzeugmodell. Das System NeoPlus von Oberland-Mangold kostet beispielsweise für den VW Sharan inklusive Einbau 3.000 Euro. Bei NeoPlus handelt es sich allerdings um eine sogenannte Sonderausstattung, welche direkt ab Werk in Fahrzeugen mit SCR-Technologie verbaut wird. Da es lediglich um einen Austausch der bisher serienmäßig verbauten Abgaskomponenten geht, ist der Zeitaufwand für den Einbau mit gut einer Stunde überschaubar.
HJS bietet seine Nachrüstsätze für etwas unter 6.000 Euro an. Ein stolzer Preis, der aber durch staatliche Förderungen in Höhe bis zu 4.800 Euro tragbarer wird. Der Aufwand für den Einbau beläuft sich mit etwa 8 Stunden auf ungefähr einen Werkstattarbeitstag. Hier kommen nochmals zusätzlich 700 bis 1000 Euro für den Einbau on top.
Die Kosten für einen Umbau bleiben also größtenteils an den Dieselfahrern selbst hängen. Die Automobilhersteller Mercedes und Volkswagen haben sich lediglich dazu bereit erklärt, in den vom Staat angegebenen Schwerpunktregionen die Kosten des Hardware Nachrüstungsprogramms anteilig zu übernehmen. Das gilt allerdings nicht für alle: Nur wenn du in einer Fahrverbotszone oder einem angrenzenden Kreis lebst oder für deine Arbeit dorthin pendeln musst und dein Auto vor dem 02. Oktober 2018 auf dich zugelassen wurde, kannst du den Zuschuss beantragen. Genauere Informationen zu den Voraussetzungen und Möglichkeiten findest du auf den Internetseiten der Hersteller.
Eine Nachrüstung darf jede anerkannte AU-Werkstatt durchführen. Nach dem erfolgreichen Umrüsten des Euro 5 Dieselfahrzeuges garantiert die Fachwerkstatt den ordnungsgemäßen Einbau des Systems sowie die einwandfreie Funktion des Filters und händigt dem Kunden die Abnahmebescheinigung zur Vorlage bei der Fahrzeugbehörde aus.
Es besteht unter Umständen auch die Möglichkeit, die Nachrüstung durch eine andere Stelle durchführen zu lassen. Das ist allerdings mit ein wenig Mehraufwand verbunden, denn nach dem Einbau muss nochmals eine Abnahme durch einen Sachverständigen erfolgen. Dieser muss überprüfen, ob das System ordnungsgemäß verbaut wurde und voll funktionsfähig ist. Erst dann erteilt er eine Abnahmebescheinigung zur Vorlage bei der Fahrzeugbehörde.
Dies ist ein schwieriges Thema, denn hierzu lassen sich bisher nur sehr wenige Informationen finden. Sicher ist, dass die Hersteller der Nachrüstsätze die Funktionsfähigkeit des Systems für bis zu fünf Jahre oder einer Kilometerleistung von 100.000 Kilometer garantieren müssen.
Schon jetzt lässt sich erkennen, dass die Hersteller immer weniger auf Modelle mit einem Dieselmotor setzen. Der schwedische Automobilhersteller Volvo zog als Erster die Reißleine, darauf folgte Porsche. Bereits vor sieben Jahren begannen die Hersteller, die Diesel Stück für Stück aus ihrem Sortiment zu streichen. Mittlerweile wurde die Dieselvariante bei mehr als 20 Modellreihen komplett gestrichen.
Dabei haben die Hersteller auch zunehmend mit den EU-Vorgaben zu kämpfen, den durchschnittlichen Flottenausstoß in Schach zu halten. Dessen Grenzwert liegt pro verkauftem Fahrzeug bei mittlerweile 95 Gramm CO₂ je Kilometer. Die Ingenieure sind also seither damit beschäftigt, Fahrzeuge mit einem geringeren CO₂ Ausstoß zu entwickeln.
Volkswagen dient momentan als bestes Beispiel dafür, dass die Automobilindustrie trotzdem noch nicht ganz die Finger vom Dieselmotor lassen kann. VW steckt weiterhin Geld in die Entwicklung der Euro 7. Es bleibt abzuwarten, wie lange uns der Dieselmotor noch beglücken darf.
Prinzipiell lässt sich sagen, dass sich ein Kauf eines Diesels unter der Euro 6 Norm nicht mehr lohnt. Größere Städte verfügen über immer mehr Fahrverbotszonen, in denen Fahrzeuge mit Norm 1 bis 4 vollständig untersagt sind. Sobald es zu weiteren Grenzwertüberschreitungen kommt, ist mit einer erneuten Ausweitung der Verbote zu rechnen.
Dein neues Traumauto sollte bei einem Neukauf also mindestens die Euro 6d TEMP erfüllen. Fällt deine Wahl auf ein gebrauchtes Fahrzeug, so gilt der Abgasstandard Euro 6a – 6c. Wer ein Fahrzeug mit Euro 5 in Visier hat, sollte zumindest acht darauf geben, dass es über ein nachgewiesenes Nachrüstpaket verfügt.
Eine richtig saubere Fahrt gibt es erst ab der Schadstoffklasse Euro 6d. In den deutschen Innenstädten wird es in diesem Bereich sicherlich in den nächsten Jahren keine Dieselfahrverbotszone für die Euro 6d geben. Aus zukünftiger Sicht ist es möglich, dass die neue Abgasnorm Euro 7 ab 2025 auf dem Markt erscheint. Wie die genaue Ausgestaltung aussieht, steht allerdings noch in den Sternen.
In den Städten, wo bereits ein Euro 5 Dieselfahrverbot gilt, ist sogar bei jungen Gebrauchten ein Wertverlust zu erkennen. Sollte es im bundesweiten Innenstadtbereich zu einer Fahrverbotszone für Diesel kommen, droht ein sehr hoher Wertverlust beim Fahrzeugverkauf.
Aufgrund der steigenden Stickoxidwerte und der damit verbunden gesundheitlichen Probleme, ist das regelmäßige Anpassen von Abgasnormen ein notwendiger Schritt. Schon heute kommt es vermehrt zu Fahrverbotszonen in einigen deutschen Großstädten, weitere werden zukünftig sicherlich folgen. Damit ist das Ende für Fahrzeuge mit Euro 1 bis 4 besiegelt. Auch die Euro 5 Diesel haben schlechte Aussichten, profitieren letztlich aber noch von der Möglichkeit eines Umrüstkits.
Es bleibt abzuwarten, wie sich die Gesetzeslage um Dieselfahrzeuge zukünftig entwickelt.