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Winter- und Sommerreifen lassen sich leicht auseinanderhalten – es genügt ein Blick, ob an der Flanke ein Schneeflockensymbol vorhanden ist. Die wichtigsten Unterschiede stecken aber im Profil. Alle Fakten zur Bereifung und ob Winterreifen im Sommer genutzt werden können, erfährst du hier.
Der halbjährlich anstehende Reifenwechsel weckt in der Regel keine Glücksgefühle – die meisten Autofahrer würden ihn wohl am liebsten umgehen. Schließlich haben hochwertige Autoreifen ihren Preis. Hinzu kommen, je nach eigenen Fertigkeiten und Lagerkapazitäten, Werkstattkosten für den Wechsel sowie für die Einlagerung. Letztlich hat die saisonale Bereifung in kühleren Regionen aber ihren guten Grund: Winter- und Sommerreifen sind Profis in einem klar definierten Aufgabenbereich – während Sommerreifen bei Temperaturen oberhalb der 10-Grad-Marke deutlich überlegen sind, lassen uns Winterreifen sorgenfrei bei Minusgraden über die Autobahn sausen.
Dass Sommerreifen und Winterreifen immer besser und sicherer werden, ist auf die kontinuierlichen Optimierungen der Reifenindustrie zurückzuführen. Wichtige Eigenschaften wie Gewicht, Bremsvermögen, Verschleiß, Lärmentwicklung und der Umgang mit Aquaplaning befinden sich auf einem deutlich höheren Niveau als noch 20 Jahre zuvor. Winterreifen bringen auch ohne Schneefall Vorteile bei niedrigen Temperaturen. Gleichzeitig sorgen Sommerreifen in den warmen Monaten nicht nur für mehr Performance, sondern erhöhen ebenso die Sicherheit. Verantwortlich für die abweichenden Stärken und Schwächen sind allen voran zwei zentrale Eigenschaften eines Autoreifens:
Laufflächenmischung
Profilgestaltung
Um deren Zusammenspiel besser zu verstehen, lohnt sich ein detaillierter Blick auf die Merkmale von Winterreifen und Sommerreifen. So lässt sich auch gut verstehen, ob beispielsweise Winterreifen im Sommer genutzt werden können.
Winterreifen erkennen anhand dieser Merkmale
An der Reifenflanke befindet sich eine Vielzahl von Kennzeichnungen. Eine davon ist das Alpine-Symbol – eine Schneeflocke in einem stilisierten Berg. Dieses Symbol signalisiert, dass es sich um einen vorschriftsgemäßen Reifen für winterliche Straßenverhältnisse handelt. Zwar reicht noch bis zum 30. September 2024 das ebenfalls auf der Flanke platzierte M+S-Zeichen, um der Winterreifenpflicht zu genügen. Seit Anfang 2018 ist das Alpine-Symbol für neu produzierte Winterreifen allerdings verpflichtend. Hintergrund ist ein einheitlicher und bestandener Bremstest, der dem Symbol zugrunde liegt.
Die Kennzeichnung ist jedoch bei weitem nicht das einzige Unterscheidungsmerkmal. Um etwa die Profilunterschiede von Sommerreifen und Winterreifen zu erkennen, braucht es keine Lupe. Die Querrillen im Profil sind stärker ausgeprägt, noch augenscheinlicher sind die Lamellen auf den Profilblöcken.
Bessere Haftung durch Lamellen im Profil
Die Laufflächen von Winterreifen zeichnen sich durch feine und dennoch klar erkennbare Lamellen aus. Diese zickzackförmigen Einschnitte verlaufen auf den Profilblöcken und reichen bis in die Reifenschulter. Durch die Krafteinwirkung während der Fahrt überlappen sich die Lamellen und bilden Griffkanten. Große Autoreifen haben bis zu 2000 dieser Profilschnitte.
Weichere Gummimischung für niedrige Temperaturen
Die Gummimischung von Winterreifen ist deutlich weicher. Das ist auf ihre besondere Zusammensetzung zurückzuführen – in der Regel wird ein höherer Anteil von Naturkautschuk verwendet. Und zwar aus gutem Grund: Bei sinkenden Temperaturen verhärtet sich Gummi, verliert also zunehmend seinen Halt auf dem Asphalt. Die weichere Gummimischung bedeutet jedoch gleichzeitig, dass Winterreifen in puncto Performance erst bei niedrigen einstelligen Temperaturen ihr volles Potenzial ausschöpfen. Gerade deshalb ist es nicht ideal, Winterreifen im Sommer bei hohen Temperaturen zu nutzen, denn dafür ist das Gummi zu weich.
Vor- und Nachteile von Winterreifen
Aus den beschriebenen Merkmalen von Winterreifen ergeben sich somit folgende Vorteile für die kalte Jahreszeit:
„Schnee haftet besonders gut auf Schnee”, weshalb die größere Anzahl an Profilrillen einen praktischen Nutzen bei Schneefall bietet: Schnee setzt sich in den Leerräumen leicht fest und erhöht so die Haftung.
Die Lamellen ermöglichen eine effektive Verzahnung mit der Straßenoberfläche, indem sie in Eis und Schnee greifen.
Zum anderen fungieren die Längs- und Querkanten als eine Art Scheibenwischer – indem sie das Wasser bei starkem Regen ableiten, reduzieren sie den Wasserfilm auf der Straße und somit das Risiko für Aquaplaning.
Die Mischung macht’s – die komplexe Profilgestaltung in Kombination mit einer weichen Gummimischung sorgt letztlich für mehr Traktion, eine verbesserte Seitenführung und kürzere Bremswege bei eisigen Temperaturen und glatten Straßenverhältnissen.
Gleichzeitig sorgen die besonderen Eigenschaften dafür, dass Winterreifen im Sommer Nachteile mit sich bringen:
Die Lamellen verlieren ihre positiven Eigenschaften bei trockener und warmer Fahrbahn – dadurch können sich Bremswege um mehrere Meter verlängern.
Der stärkere Rollwiderstand der weichen Gummimischung begünstigt einen höheren Spritverbrauch.
Gleichzeitig sorgt der höhere Abrieb für eine geringere Lebensdauer der Reifen.
Sommerreifen erkennen anhand dieser Merkmale
Sommerreifen sind grundsätzlich für andere Betriebstemperaturen ausgelegt. Das spiegelt sich in einer härteren Gummimischung wider. Die höhere Grundhärte garantiert, dass das Material besonders hohen Reifen- und Straßentemperaturen problemlos standhält.
Zudem verfügen Sommerreifen über insgesamt weniger Profilrillen – besonders auffällig sind die fehlenden Lamellen. Einzig für die Wasserableitung vorgesehene Längsrillen (auch Reifenkanäle genannt) sind in der Regel in größerer Anzahl vorhanden. Die Ursache für die insgesamt glattere Oberfläche liegt in der sogenannten Mikroverzahnung begründet. Ist der Untergrund trocken, findet die Verzahnung der Lauffläche mit dem Asphalt auf einer viel feineren Ebene statt. Lamellen und Rillen greifen unter diesen Umständen nicht mehr und verschlechtern den Grip spürbar. Deshalb auch hier: Greift im Sommer bitte nicht zu Winterreifen.
Vor- und Nachteile von Sommerreifen
Aufgrund der beschrieben Eigenschaften zeichnen sich Sommerreifen bei warmen Temperaturen durch eine Vielzahl von Vorteilen aus:
Kürzere Bremswege und gutes Handling durch glatte Oberfläche und harte Gummimischung
Weniger Kraftstoffverbrauch durch geringen Rollwiderstand
Deutlich geringerer Verschleiß als Winterreifen unter sommerlichen Bedingungen aufweisen
Durch breite Längsrillen bleibt der Kontakt zur Fahrbahn auch bei starkem Niederschlag erhalten – Wasser wird nach hinten abgeleitet
Dagegen ist das Material und die Oberflächenstruktur keineswegs wintertauglich: Ohne Lamellen und mit zu harter Gummimischung hat die Lauffläche des Reifens keine Möglichkeit, sich in Eis oder Schnee „festzukrallen”. Bereits eine leichte Kurve kann so zum Verhängnis werden. Deshalb raten wir sehr stark davon ab, Sommerreifen im Winter zu nutzen.
Zentrale Unterschiede von Sommerreifen und Winterreifen im Überblick
Merkmal
Sommerreifen
Winterreifen
Kennzeichnung
Achtung: einige Sommerreifen haben ein M+S-Zeichen, sind dadurch aber nicht für den Winter geeignet
Alpine-Symbol – seit 2018 bei neuen Reifen Pflicht
Ansonsten ohne zusätzliche Kennzeichnung
Übergangsfrist: gebrauchte Reifen ausschließlich mit M+S-Symbol sind noch bis zum 30. September 2024 erlaubt
Profil
Glattere Oberfläche mit insgesamt weniger Profilrillen
Mehr Profilrillen (insbesondere mehr Querrillen)
Keine Lamellen
Lamellen als Griffkanten bei Eis und Schnee
Aber: breitere und insgesamt mehr Längsrillen
Gummimischung
Harte Gummimischung aufgrund hoher Reifen- und Straßentemperaturen
Weiche Gummimischung für ausreichend Haftung trotz niedriger Temperatur
Reifenbreite
Keine festen Vorgaben
Ebenfalls keine festen Vorgaben
Generell abhängig vom Automodell (Angaben in den Fahrzeugpapieren)
Aber: oft kleiner als Sommerreifen
Grund: auf Schnee/Schneematsch fahren schmale Dimensionen sicherer (beispielsweise 195/65 R15)
Ganzjahresreifen als Alternative
Wer sich den Reifenwechsel sparen will, sollte nicht Winterreifen im Sommer nutzen, sondern findet stattdessen mit Ganzjahresreifen eine einfache Lösung – allerdings mit Abstrichen. Im Vergleich zu Sommer- und Winterreifen schneiden Ganzjahresreifen in der jeweiligen Jahreszeit grundsätzlich schlechter ab. Verschaffe dir einen Überblick zu den Vor- und Nachteilen von Ganzjahresreifen.
Sommerreifen und Winterreifen wechseln: der richtige Zeitpunkt
Viele kennen vielleicht die Faustregel: von O (wie Oktober) bis O (wie Ostern) ist die Zeit für Winterreifen. Diese Regel dient allerdings nur der groben Orientierung. Rechtlich hat sie keine Relevanz – eine generelle Winterreifenpflicht mit Start- und Enddatum gibt es hierzulande nicht. Stattdessen jedoch eine situative. Das bedeutet: Winterreifen sind bei winterlichen Straßenverhältnissen gesetzlich vorgeschrieben. Dazu zählen:
Glatteis
Schneeglätte
Schneematsch
Eis- oder Reifglätte
Als entscheidendes Kriterium für den Reifenwechsel gilt daher die vorherrschende Temperatur. Eine genaue Temperaturgrenze, ab der Leistungs- und Sicherheitseinbußen eintreten, lässt sich jedoch nicht definieren. Dies variiert je nach Reifenmodell. Rutschen die Temperaturen im Herbst in den einstelligen Bereich, ist aber grundsätzlich die Zeit für Winterreifen gekommen. Oft ist in diesem Zusammenhang von der 7-Grad-Marke die Rede. Diese ist allerdings nur als eine grobe Orientierungshilfe zu verstehen. In der Übergangszeit vom Herbst zum Winter schwanken die Temperaturen über den Tag gesehen teilweise stark – gerade in den Morgenstunden ist die Fahrbahn oftmals deutlich kälter. Ähnliches lässt sich für den Übergang vom Winter zum Frühling sagen. Entsprechend ist die Zeit für Sommerreifen gekommen, wenn sich die Temperaturen konstant im zweistelligen Bereich eingependelt haben. Von der Nutzung von Winterreifen im Sommer ist abzuraten.
Regelungen zur Profiltiefe
Wann die Zeit für gänzlich neue Reifen gekommen ist, verrät einem die Profiltiefe. Per Gesetz darf diese bei Pkw unabhängig vom Reifentyp nicht unter 1,6 Millimeter liegen – damit ist allerdings nur noch ein Rest an Sicherheit gewährleistet. Basierend auf Testergebnissen empfiehlt der ADAC bei Sommerreifen mindestens drei, bei Winter- oder Ganzjahresreifen sogar mindestens vier Millimeter Profiltiefe.
Vorne Sommerreifen und hinten Winterreifen – geht das?
Mischbereifungen sind in vielen Formen erlaubt. Beispielsweise dürfen unterschiedliche Modelle und Hersteller oder Reifen mit abweichender Profiltiefe kombiniert werden – und auch bei Sommerreifen und Winterreifen auf einem Auto handelt es sich per se um keine Ordnungswidrigkeit. Dabei ist es egal, welcher Reifentyp sich an welcher Achse befindet. Tatsächlich ist es sogar zulässig, Winterreifen und Sommerreifen an derselben Achse zu montieren. Allerdings mit einer großen Ausnahme: Die situative Winterreifenpflicht gilt nur dann als erfüllt, wenn alle vier Radpositionen mit Winterreifen bestückt sind. Bei winterlichen Straßenverhältnissen führt die Mischbereifung somit gegebenenfalls zu Bußgeldern und einem Punkt in Flensburg. Wer Sommerreifen und Winterreifen mischen möchte, sollte zudem weitere Hinweise beachten:
Unterschiedliche saisonale Reifen führen zu einem schlechteren Fahrverhalten und somit Einbußen in puncto Sicherheit
Eine Mischbereifung wirkt sich möglicherweise unvorteilhaft auf die Schadensregulierung im Fall eines Unfalls aus
Für die Achsen vorgegebene Reifengrößen dürfen nicht missachtet werden
Winterreifen im Sommer und umgekehrt bringen Nachteile in der Performance mit sich
Laufrichtung von Winterreifen beachten
Winterreifen sind – anders als Sommerreifen – nicht laufrichtungsneutral. Es werden also zwei linke sowie zwei rechte Reifen benötigt. Weitere Informationen findest du in unserem Ratgeber zum Wechsel auf Winterreifen.
Kann ich im Sommer mit Winterreifen fahren?
Da es nur eine festgelegte situative Winterreifenpflicht gibt, klingt es im ersten Moment verlockend, auch im Sommer mit Winterreifen zu fahren. Allerdings ist das aufgrund der Unterschiede der Reifen auf keinen Fall empfehlenswert. Die Reifen sind mit ihren Eigenschaften wie Gummimischung, Profil und Lamellen auf völlig unterschiedliche Wetterbedingungen und Straßenbeschaffungen ausgelegt. Deshalb sind Winterreifen im Sommer keine gute Idee, sondern vielmehr eine Gefährdung der Fahrsicherheit.
FAQ
Winterreifen unterscheiden sich von Sommerreifen anhand des Alpine-Symbols – eine Schneeflocke mit dreigezacktem Berg. Zudem besitzen Winterreifen feine Lamellen auf der Lauffläche. Sommerreifen haben dagegen eine glatte Oberfläche und insgesamt weniger Profilrillen – dafür in der Regel eine höhere Anzahl an Längsrillen.
Dass Winterreifen oftmals kleiner bzw. schmaler sind als Sommerreifen, liegt an physikalischen Gesetzen: Eine kleinere Reifenfläche übt größere Kraft auf eine beschneite bzw. glatte Straße aus. Dadurch verbessert sich das Anfahren und die Seitenführung in Kurven. Auch das Aquaplaning-Risiko bei Schneematsch reduziert sich – breite Reifen neigen schneller dazu, aufzuschwimmen.
Winterreifen und Sommerreifen dürfen unterschiedliche Größen haben. In der Regel sind Winterreifen etwas schmaler. Generell lassen sich die zulässigen Reifengrößen den Fahrzeugpapieren entnehmen.
Winterreifen haben im Sommer bei hohen Temperaturen aufgrund der Lamellen und der weicheren Gummimischung keinen guten Halt. Dadurch verlängert sich der Bremsweg und der Verschleiß erhöht sich. Zusätzlich sind Winterreifen nicht auf Wasserableitung bei Regen ausgelegt, was zu einem erhöhten Risiko von Aquaplaning führt.
Die Faustregel lautet: von O (Oktober) bis O (Ostern) mit Winterreifen fahren. Eine gesetzliche Winterreifenpflicht tritt situativ bei winterlichen Straßenverhältnissen ein. Sobald die Temperaturen in den einstelligen Bereich wandern, empfiehlt sich also der Wechsel auf die Winterbereifung.
Winterreifen und Sommerreifen lassen sich per se zusammen fahren – auch per Gesetz. Wie die Kombination ausfällt, spielt dabei keine Rolle. Eine Ausnahme stellt die situative Winterpflicht dar: Bei winterlichen Straßenverhältnissen sind Winterreifen auf beiden Achsen verpflichtend.
Es gibt keine gesetzliche Richtlinie, wie lange man mit Winterreifen im Sommer fahren darf. Grundsätzlich empfiehlt sich der Wechsel ab konstant anhaltenden zweistelligen Temperaturen.