Tachojustierung oder Tachomanipulation?
Die eigentliche Tachojustierung hat mit dem manipulativen Verändern des Kilometerstandes nichts gemein. Eine Justierung muss beispielsweise vorgenommen werden, wenn der Tacho durch eine andere Felgengröße angepasst werden muss. In diesem Ratgeber erfährst du alles Wichtige rund um die Tachojustierung.
Stellen Verbraucher fest, dass der Tacho ihres Gebrauchtwagens manipuliert wurde, können sie sich an den Verkäufer wenden. Da jedoch die Manipulation von elektronisch angezeigten Kilometerständen mit den heutigen technischen Möglichkeiten kaum nachweisbar ist, haben die Autobesitzer meist schlechte Karten.
Verbraucher haben dennoch die Möglichkeit, einen Händler anzuzeigen, wenn sie der Auffassung sind, dass der Tacho manipuliert wurde. Denn die Tachomanipulation ist seit 2005 gesetzlich verboten.
Seit August 2005 ist die Tachomanipulation gesetzlich verboten, auch wenn die dafür erforderlichen Geräte weiterhin frei im Handel erhältlich sind.
Wer gegen das Gesetz verstößt, kann mit einer Freiheitsstrafe von bis zu einem Jahr bestraft werden. Der vollständige Gesetzestext lautet:
„Mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe wird bestraft, wer
Untersagt ist nicht nur die eigentliche Manipulation am Tacho, sondern auch die Werbung, die für derartige Dienstleistungen gemacht wird.
Die eigentliche Tachojustierung bedeutet nicht, dass der Kilometerstand des Tachos verändert wird. Vielmehr wird die Wegezahl des Tachos angepasst. Eine solche Justierung kann erforderlich sein, wenn ein Fahrzeug mit einer neuen Reifen- oder Felgengröße ausgestattet wird.
Diese Form der Tachojustierung ist legal und muss sogar durchgeführt werden, damit der Tacho den Anforderungen des Gesetzgebers entspricht. Die Geschwindigkeitsangabe des Tachometers darf maximal 10 Prozent von den tatsächlichen Werten abweichen und maximal 4 km/h zu viel anzeigen.
Je nach Umfang des Eingriffs muss bei seriösen Werkstätten mit zwischen 100 und 500 Euro für die Einstellung gerechnet werden. Bei einem Motorrad fallen die Preise meist etwas geringer aus.
Ältere Tachos werden über Wellen angetrieben. Bei einer Justierung werden die Zwischengetriebe eingesetzt, die für eine andere Übersetzung sorgen. Der Mechaniker muss dabei das passende Zwischengetriebe finden, das zum Beispiel größere oder kleinere Reifen ausgleicht. Neben der Anpassung der Wellengetriebe können auch die Federn der Tachos ausgetauscht werden.
Moderne Tachometer sind in der Regel Bestandteile der Bordelektronik. Sie sind als Kombiinstrumente angelegt, die zugleich mehrere Daten erfassen und anzeigen. Für die Messung der Geschwindigkeit werden dabei Nadeln mit Hilfe von Schrittmotoren bewegt.
Um moderne Tachos zu justieren, wird heute nicht mehr manuell eingegriffen. Vielmehr erfolgt die Anpassung über die Software des Autos, welche die Ansteuerung der Messgeräte verändert. Da die Software von Automarke zu Automarke und von Modell zu Modell variiert, gibt es bei der Tachoanpassung herstellerbedingte Unterschiede in den jeweiligen Steuergeräten.
Eine Tachojustierung zur Beseitigung von Messfehlern sollte nur von Fachwerkstätten durchgeführt werden. Gerade bei Neufahrzeugen kann es außerdem sein, dass nur die Vertragswerkstatt über die entsprechende Software verfügt. Die Kosten für die Justierung mechanischer Tachos liegen in der Regel zwischen 150 und 200 Euro.
Der häufigste Grund für eine Tachojustierung ist eine Änderung der Reifengröße. Sie wird in der Regel schon bei geringen Änderungen der Zollgröße vorgenommen.
Darüber hinaus ist eine Justierung in folgenden Fällen nötig:
Wird der Tacho bei modernen Fahrzeugen justiert, müssen die Mechaniker alle möglichen Stellen im Auto berücksichtigen, bei welchen der Kilometerstand gespeichert wird. So werden Kilometerstände zum Beispiel im Servicespeicher, im Fehlerspeicher sowie im Getriebespeicher gesichert. Ebenso kann das Modul der Klimaanlage Kilometerstände speichern.
Wichtig ist, dass bei der Tachojustierung alle Kilometerstände angepasst werden, damit die Bordelektronik keine Fehler anzeigt.
Theoretisch kann es auch passieren, dass die Bordelektronik durch eine fehlerhafte Tachojustierung beschädigt wird. Deshalb ist es zum einen wichtig, dass du zu einer Fachwerkstatt gehst, um den Tacho nachjustieren zu lassen. Zum anderen bietet der Gang zum Fachmann den Vorteil, dass du im Schadensfall eine Garantie nutzen kannst.
Nicht strafbar in den Niederlanden
In unserem Nachbarland, den Niederlanden, ist die Tachomanipulation bis dato noch nicht strafbar. Viele Deutsche nutzen deshalb die Gelegenheit und lassen dort die Kilometerstände verändern. Allerdings bedeutet das nicht, dass die bewusste Manipulation der Laufleistung deshalb in Deutschland legal ist. Wer in Deutschland mit einem manipulierten Kilometerstand fährt, macht sich strafbar.
Durch die Verwendung moderner Bordelektronik können auch die Tachos von Motorrädern bei der Umstellung auf eine andere Reifengröße oder nach Beschädigungen an der Elektrik mit einer Softwareanpassung justiert werden.
Hierfür können Verbraucher in der Regel auch eine Kfz-Werkstatt aufsuchen. Diese bieten einen solchen Service häufig auch für Motorräder an. Unter Umständen erhältst du einen Rabatt, wenn du auch den Tacho deines PKW nachjustieren lässt.
Laut Daten der Polizei wurde der Tacho von jedem dritten Gebrauchtwagen manipuliert. Für Kriminelle, die Kilometerstände bewusst verfälschen, ist dies ein leichtes Spiel. Denn mit technischen Mitteln kann eine Manipulation kaum nachgewiesen werden. Vielmehr müssen Verbraucher viele kleine Details überprüfen, um eine Manipulation zu erkennen und zu dokumentieren.
Schäden in Milliardenhöhe
Die Tachomanipulation ist für Kriminelle ein lohnendes Geschäft. Pro Fahrzeug können allein durch die Änderung der Gesamtkilometerzahl mehrere tausend Euro zusätzlich beim Verkauf erzielt werden. So entstehen jedes Jahr Schäden in Milliardenhöhe.
Lass dir zunächst vom Vorbesitzer die tatsächliche Laufleistung des Fahrzeugs schriftlich bestätigen. Auf diese Weise vermeidest du schwammige Formulierungen, die zu Unklarheiten führen können.
Sei misstrauisch, wenn der PKW ganz ohne Serviceheft oder möglicherweise mit neuer Zulassungsbescheinigung ohne eingetragene Vorbesitzer verkauft wird. Sollte ein Gebrauchtwagenhändler systematisch die Laufleistung fälschen, um diese dann wiederum gewinnerzielend zu verkaufen, gilt das als gewerbsmäßiger Betrug und ist somit strafbar.
Zögere außerdem, wenn ein älterer Gebrauchtwagen eine sehr niedrige Fahrleistung auf dem Tacho aufweist, der Verkäufer aber die Entwicklung der Kilometerstände nicht lückenlos und nachvollziehbar dokumentieren kann.
In den USA existieren bereits seit einigen Jahren Websites, auf welchen Verbraucher nachprüfen können, welchen Kilometerstand das gewünschte Fahrzeug hatte. Hierfür wird lediglich die Fahrzeug-Identifizierungsnummer benötigt. Neben den Kilometerständen werden in dieser Datei auch Schäden sowie Angaben zu erfolgten Services hinterlegt.
In Deutschland gibt es Bemühungen seitens des Finanzdienstleisters Arvato, einer Tochter des Bertelsmann-Konzerns, eine zentrale Datenbank für Fahrzeuge einzurichten. Die Initiative soll bereits mit dem TÜV, der DEKRA sowie dem Reparaturdienstleister Carglass Unterstützer haben. Eine Einführung soll 2016 erfolgen.
Allerdings gibt es Kritiker von Datenbanken, die befürchten, dass deren Existenz die Kriminalität sogar fördert. Darüber hinaus sehen sie hohe Kosten mit den Datenbanken auf Autobesitzer sowie Werkstätten zukommen. Denn der Abruf von Informationen aus der jeweiligen Datenbank soll kostenpflichtig werden, ebenso soll das Einstellen von Daten etwas kosten.
Automobilclubs wie der ADAC propagieren eine andere Lösung. Sie wünschen, dass die Autohersteller höhere Hürden schaffen, damit Kilometerstände nicht einfach manipuliert werden können.