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Jedes moderne Cabrio verfügt über einen Überrollbügel, der für die Insassen im Falle eines Überschlags lebenswichtig wird. Teilweise werden auch Überrollkäfige verbaut, die vor allem im Rennsport für Sicherheit sorgen. Erfahre in unserem Ratgeber alles, was es zum Thema Überrollbügel zu wissen gibt.
Ist ein Fahrzeug in einen Unfall verwickelt, schützen die Airbags, der Sicherheitsgurt und die Kabine die Insassen vor den Folgen. Damit sich die Fahrzeugkabine durch die Fahrdynamik, die Fliehkräfte und den Fahrtwind nicht verziehen kann, sind die Hersteller gezwungen, diesen Aufbau ausreichend zu versteifen. Dazu werden Säulen genutzt, die vom Fahrgestell vertikal aufragen, so wie die Stützpfeiler in der Architektur. Daran werden Rahmenbauteile befestigt, welche die Verglasung und das Dach aufnehmen. Auf diese Weise wird den Insassen ein ausreichender Überrollschutz geboten, denn es sind extrem massive Kräfte notwendig, um eine solche Kabine einzudrücken.
Anders beim Cabrio, denn hier fehlen ab der Oberkante der Türlinie die Säulen. Zudem sind keine Rahmen vorhanden, denn die Fenster lassen sich komplett in der Karosserie versenken. Ausnahme ist die Windschutzscheibe, die bei einem Fahrzeug ohne Überrollschutz aber nur dem Fahrtwind standhalten kann. Landet ein Cabrio ohne Überrollbügel auf dem Dach, bricht die Frontscheibe weg und die Insassen werden zwischen Boden und Karosserie eingeklemmt. Die Folgen sind meist massive Verletzungen - auch des Kopfes - wie der ADAC in Crashtests herausgefunden hat. Die Unfallexperten des Automobilclubs geben an, dass bei einem Überschlag im Cabrio ohne Bügel die Kopfverletzungen deutlich häufiger und erheblich schwerwiegender sind.
Was ist ein Überrollbügel beim Cabrio?
Überrollbügel sind die abgespeckte Version der Überrollkäfige, wie sie in Rennwagen genutzt werden. Insbesondere im Rallye-Sport und bei Tourenwagen, aber auch in der Formel 1 werden Käfige – zumeist mit Rohren aus Stahl – genutzt, um den Fahrer bei einem Unfall zu schützen. Diese Käfige sind an vier bis zwölf Punkten fest mit dem Fahrgestell oder der Karosserie verbunden.
Die Überrollbügel beim Cabrio sind die Leichtbauweise dieser Überrollkäfige. Beim Bügel beschränken sich die Hersteller auf ein absolutes Mindestmaß an Verstrebungen, um mit möglichst wenig Material ein Maximum an Sicherheit zu erzeugen. Deshalb sind die Überrollbügel bei einem modernen Cabrio nicht sichtbar, weil sie beispielsweise Teil der Rahmenkonstruktion der Windschutzscheibe sind. Abnehmbare Hardtops werden nicht als strukturell betrachtet und sind daher als Überrollschutz nicht ausreichend.
Überrollbügel im Cabrio für Passagiere im Fonds
Fahrer und Beifahrer in einem Cabrio lassen sich durch integrierte Überrollbügel in der Rahmenkonstruktion der Frontscheibe gut schützen. Anders bei den Passagieren auf der Rücksitzbank, denn die für gewöhnlich rahmenlosen und voll versenkbaren Seitenscheiben geben hierzu keine Gelegenheit.
Deshalb haben die Cabrio-Hersteller klappbare Bügel entwickelt. Bei diesem Sicherheitssystem registrieren Sensoren einen Aufprall und sie reagieren, sobald das Fahrzeug eine bestimmte Seitenneigung überschritten hat. In diesen Fällen lösen diese Sensoren das Herausklappen der Überrollbügel aus, was ähnlich schnell wie bei einem Airbag abläuft. Durch diese Technik können Insassen in einem Cabrio mit einem Überrollbügel geschützt werden, obwohl es keine Möglichkeit gibt, diesen versteckt in die Karosserie zu integrieren.
Besitzen alle modernen Cabrios einen Überrollbügel?
Auf dem deutschen Markt sind Überrolbügel für Cabrios noch nicht verpflichtend.
Bei Weitem nicht alle Cabrios auf dem Markt verfügen über einen Überrollbügel.
Wir haben nachfolgend eine Liste zusammengestellt, in der die gängigsten Cabrios mit Überrollbügel aufgeführt sind. Diese Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Beispiele für Cabrios mit Überrollbügel sind:
Lässt sich ein Überrollbügel im Cabrio nachrüsten?
Einige Hersteller blieben für Ihre Cabrios Überrollbügel als Nachrüstsatz an. Diese besitzen entweder eine allgemeine Betriebserlaubnis oder müssen als Einzelabnahme vom TÜV eingetragen werden. Wer ein Cabrio ohne Überrollbügel fährt und vom Fahrzeughersteller auch kein Nachrüstsatz angeboten wird, der kann sich an einen Autotuner wenden. Diese Spezialisten für besondere Extras am Auto finden fast immer einen Weg, einen Überrollschutz zu montieren.
Dabei ist die Konstruktion eines Cabrios meist sehr hilfreich. Bei offenen Fahrzeugen können zur Versteifung der Karosserie weder die Säulen noch das Dach genutzt werden. Damit das Cabrio dennoch steif genug ist und sich nicht verzieht, werden in der Regel die Flanken inklusive der Türen stärker ausgelegt. Genau hier finden sich Punkte, an denen der Tuner einen Überrollbügel anbauen kann. Die Kosten für eine solche Einzelanfertigung inklusive TÜV-Abnahme belaufen sich je nach Modell und Bauart auf rund 2.500 bis 5.000 Euro.
Übrigens
Rechtlich brauchen Cabrios in Deutschland keinen Überrollbügel. Allgemein ist der Sicherheitsstandard von Pkws in Deutschland und in Europa aber extrem hoch. Führt ein Automobilhersteller ein neues Modell vor, muss dieses eine Reihe von Sicherheitskriterien erfüllen. Nur wenn das der Fall ist, stellen die Behörden eine Baumusterzulassung aus, mit der alle nach diesem Muster gefertigte Autos zugelassen werden. Während in anderen Ländern wie den USA ab einem bestimmten Baujahr Überrollbügel für Cabrios Vorschrift sind, sehen weder die StVZO noch die EU-Zulassungsvorschriften einen Überrollbügel für Cabrios oder andere offene Fahrzeuge vor.
Einzige Ausnahme sind Traktoren im landwirtschaftlichen Betrieb oder solche, die in der Forstwirtschaft genutzt werden. Sie müssen einen Überrollbügel oder einen Überrollkäfig besitzen. Erstaunlich ist auch hier, dass dieser Käfig für die Teilnahme am Straßenverkehr irrelevant ist. Es ist die Berufsgenossenschaft, die den Einbau von Überrollkäfigen in gewerblich genutzte Traktoren vorschreibt.
Wie hoch muss der Überrollbügel oder Überrollkäfig sein?
Ein Überrollbügel im Cabrio besitzt nur dann eine ausreichende Schutzwirkung, wenn er so hoch ist, dass die Köpfe der Insassen nicht über ihn hinausragen. Dies ist insbesondere wichtig, wenn im Fahrzeug Renngurte verbaut sind.
Werden 4-, 5- oder 6-Punkt-Renngurte verwendet, sorgen diese dafür, dass Fahrer und Beifahrer im Falle eines Überschlags aufrecht sitzen bleiben. Die Oberkante der Helme aller Insassen muss demzufolge unter die Linie zwischen der Oberkante der Windschutzscheibe und der Oberkante des Überrollbügels fallen. Nur dann kann der Überrollbügel vollen Schutz bieten.
Im Motorsport wird dies als “Besenstiel-Test” bezeichnet, weil es üblich ist, einen Besenstiel über die Oberkante der Windschutzscheibe und den Überrollbügel zu legen, während die Insassen im Fahrzeug sitzen. So wird auf simple Weise festgestellt, ob der Überrollbügel hoch genug ist. Befindet sich die Oberseite des Helms eines Insassen über dieser Ebene, bietet der Überrollbügel keinen ausreichenden Schutz.
Eine ausreichende Höhe des Überrollbügels im Cabrio kann für große Fahrer ein Problem darstellen. Auch weil der Überrollbügel vom Hersteller für den Straßenverkehr, also zum Fahren ohne die zusätzliche Höhe eines Helms ausgelegt ist. Es liegt in der Verantwortung der Insassen, sich zu vergewissern, ob eine ausreichende Überrollbügelhöhe vorhanden ist. Allerdings sorgen die Hersteller in der Regel bereits vor. In den meisten Cabrios sitzen Fahrer und Beifahrer tiefer, als es in Modellen der gleichen Baureihe mit Hardtop der Fall ist. So sorgen die Automobilhersteller dafür, dass die meisten groß-gewachsenen Personen unbesorgt Cabrio fahren können.
Niemals den Überrollbügel ohne Kenntnis der Folgen testen
Selbstständig klappbare Überrollbügel sollten nicht getestet werden ohne zuvor zu wissen, was die Folgen des Ausklappens sind. Bei einigen Modellen wird beim Auslösen die Heckscheibe oder das Stoffdach durchstoßen. Bei anderen Modellen kann der Überrollschutz nur einmal eingesetzt werden. Er muss nach dem Auslösen gegen einen neuen Überrollschutz ausgewechselt werden.
Wie gefährlich ist ein Autounfall mit einem Cabrio ohne Überrollbügel?
Das Risiko eines Überschlags in einem Cabrio ist minimal und auch deutlich geringer als in einem Coupé, einem SUV oder einer Limousine. Grund dafür ist, dass die meisten Cabriolets als Sportwagen konzipiert sind und somit von Haus aus einen sehr niedrigen Schwerpunkt besitzen. Es ist also nicht so einfach, ein Cabrio auf den Kopf zu stellen. Dennoch: Jedes Auto kann sich unter den richtigen Umständen überschlagen. Und genau dann sind die Überlebenschancen deutlich geringer als in einem Fahrzeug mit einem richtigen Dach und Überrollkäfig.
Aus diesem Grund wurde beispielsweise für den Mini Cooper S ein besonderer Überschlagschutz entwickelt. Bei einem Überschlag werden bei diesem Modell die Überrollbügel hinter den Vordersitzen hochgeklappt, um den Insassen einen Überlebensraum zu bieten. Andere Autos verfügen über Technologien, die das Risiko eines Überschlags minimieren – wie das elektronische Stabilitätsprogramm. Die zahlreichen Airbags in modernen Autos tragen ebenfalls zum Schutz der Insassen bei.
Außerdem haben viele Fahrzeuge Stabilisatoren, die aber nicht direkt mit dem Überrollschutz zu tun haben. Stattdessen verbinden sie die gegenüberliegenden Seiten der Aufhängung eines Fahrzeugs über die Achsen, um das Fahrverhalten zu verbessern. Ein Stabilisator verhindert die Schräglage, die einen Überschlag verursachen kann. Aber sie sind keine eigentliche Sicherheitseinrichtung, sondern verbessern in erster Linie die Performance eines Autos.
Allerdings ist kein Cabrio so sicher wie sein Pendant mit Hardtop. Die zusätzliche Steifigkeit eines unbeweglichen Daches bietet einen viel stärkeren Schutz und verleiht der Karosserie im Falle eines Unfalls zusätzliche Festigkeit. Allerdings sind der Fahrspaß und das Gefühl der Freiheit beim Fahren unter freiem Himmel ein unvergessliches Erlebnis, das kein Hardtop bieten kann, auch mit einem Panoramadach nicht.
Sind Überrollbügel und Überrollkäfig identisch?
Im einfachsten Fall ist ein Überrollbügel genau das: ein einzelner Bügel. Er kann Schlaufen haben und aus mehreren geschweißten Rohren bestehen, aber im Grunde ist er immer noch ein Stab. Seine Hauptaufgabe besteht darin, das erste zu sein, was den Boden berührt, wenn sich das Auto überschlägt.
Im Gegensatz dazu hat ein Überrollkäfig mehrere Unterabschnitte, die sich nach hinten und oft auch nach vorne erstrecken. Sogenannte 4-Punkt-Überrollkäfige werden manchmal auch als 4-Punkt-Überrollbügel bezeichnet, weil sie keine nach vorne und über die Türen reichenden Rohre haben. Damit verschwimmt die Grenze zwischen Überrollbügeln und Überrollkäfigen. Ihre dreieckige Form macht sie jedoch stärker als einfache Stangen.
Außerdem bieten Überrollkäfige einen soliden Überrollschutz und absorbieren zusätzlich auch andere Stöße, auch von der Seite. Anstatt sich nur auf den Überkopfbereich zu konzentrieren, schützt ein Käfig von allen Seiten und bietet damit einen größeren Überlebensraum als ein Überrollbügel.
Fazit: Wie wichtig sind Überrollbügel beim Cabrio?
Ein Überrollkäfig in einem Cabrio wäre wohl fehlplatziert, es sei denn, der Fahrer beabsichtigt, ohne Verdeck an einer Rallye teilzunehmen. Der Überrollbügel sollte aber in jedem Cabrio zur Ausstattung gehören, denn er kreiert für die Insassen einen Überlebensraum, der für den Ausgang eines Überschlags entscheidend ist. Wer ein Cabrio ohne integrierten oder verstecken Überrollbügel kaufen will, der sollte vor der Kaufentscheidung die Möglichkeit der Nachrüstung prüfen. Langsam und besonders vorsichtig fahren und sogar das freiwillige Tragen eines Helms sind keine Alternative zum soliden Schutz durch den Überrollbügel im Cabrio.
Einige Hersteller haben Nachrüstsätze für Überrollbügel. Diese können in einer Werkstatt eingebaut werden. Gibt es keinen Nachrüstsatz, kann eine Tuning-Werkstatt Abhilfe schaffen. Die Spezialisten in solchen Werkstätten finden fast immer einen Weg, einen Überrollschutz zu montieren.
Preislich liegen Überrollbügel zwischen zirka 50 Euro und 1.000 Euro bei den teuersten Modellen.