Als Basisfahrzeuge für Expeditionsmobile werden üblicherweise Gelände- bzw. Allrad-Varianten von MAN, Iveco, Toyota, Land Rover, Mercedes oder auch Unimog – ebenfalls zur Daimler AG gehörend – genutzt. Welches Basisfahrzeug am besten für den eigenen Offroad Camper geeignet ist, lässt sich nicht pauschal sagen. Vielmehr kommt es auf die eigenen Wünsche und Anforderungen an:
Die Antworten auf diese Fragen liefern erste Anhaltspunkte, welches Basisfahrzeug am besten auf die individuellen Bedürfnisse zugeschnitten ist. Ein besonderes Augenmerk sollte dabei auf der angestrebten Gewichtsklasse des Expeditionsmobils liegen. Denn in Abhängigkeit dieser sind auch unterschiedliche Führerscheine notwendig.
Die kleinsten und leichtesten Expeditionsfahrzeuge haben ein Gesamtgewicht von unter 3,5 Tonnen. Voraussetzung für ein solch niedriges Gesamtgewicht ist, dass sich bereits das Basisfahrzeug durch Leichtigkeit auszeichnet. In dieser Kategorie werden die meisten Reisemobile auf Grundlage der Chassis von Land Rover Defender, Mercedes G-Klasse oder Toyota Land Cruiser gebaut. Dabei gibt es mehrere Optionen: Ob auf dem Dach des Geländewagens eine kleine Wohnkabine montiert oder mittels Aufstelldach bzw. Dachzelt für einen Wohn- und Schlafbereich gesorgt wird, bleibt dem Expeditionsmobil-Besitzer überlassen.
Die geringere Größe geht mit weniger Komfort und geringerem Stauraum einher. Sich über lange Zeiträume frei und ohne externe Hilfe zu bewegen, ist somit nur eingeschränkt möglich. Zum einen fehlen den kleinen Expeditionsmobilen die Zuladungsmöglichkeiten für größere Mengen an Treibstoff, Wasser und Nahrungsmitteln. Zum anderen sind ihnen gerade in steinigem Gelände schneller Grenzen aufgesetzt.
Der große Vorteil von kleinen Expeditionsmobilen liegt in ihrer Wendigkeit und ihren kompakten Außenmaßen. Bis zu einem Gewicht von 3,5 Tonnen gelten keine speziellen Verkehrsregeln oder Tempo-100-Beschränkungen auf der Autobahn – zudem lassen sich Städte bequem erkunden. Darüber hinaus fallen neben dem niedrigeren Anschaffungspreis auch die Unterhaltskosten deutlich geringer aus.
Fahrzeuge bis 7,5 Tonnen stellen die Kompromissmodelle unter den Expeditionsmobilen dar. Sie sind bereits außerordentlich geländegängig, bieten viel Bodenfreiheit und Nutzlast sowie genügend Stauraum für längere Autark-Zeiten. Dennoch müssen auch in dieser Gewichtsklasse Abstriche gemacht werden: Soll das Expeditionsfahrzeug unter 7,5 Tonnen bleiben, gilt es beim Ausbau und bei der Zuladung stets genau auf das Gewicht zu achten.
Die vielen Ausstattungsmöglichkeiten werden den mittelgroßen Expeditionsmobilen schnell zum Verhängnis, wenn sich zu viel Gewicht aufsummiert: Allrad-Basisfahrzeuge wie Iveco Daily oder Mercedes Sprinter wiegen in der Regel rund 1,8 Tonnen. Mit einer Wohnkabine samt Innenausbau und aufgefüllten Zusatztanks für Wasser und Diesel kommen weitere drei bis vier Tonnen obendrauf. Mit Blick auf die persönlichen Gegenstände, zusätzliche Technik, Lebensmittelvorräte oder gar schwere Luxusgegenstände wie eine Waschmaschine fallen die Offroad-Wohnmobile dem maximal zulässigen Gesamtgewicht von 7,5 Tonnen schnell zum Opfer.
Weiter zu beachten gilt, dass bei Expeditionsmobilen zwischen 3,5 und 7,5 Tonnen auch der vorhandene Führerschein eine Rolle spielt. Jeder mit altem "rosa Lappen" darf sich glücklich schätzen: Die darauf ausgewiesene Klasse 3 erlaubt es, Fahrzeuge bis 7,5 Tonnen Gesamtgewicht zu fahren. Für all diejenigen, die nach 1999 ihre Führerscheinprüfung abgelegt haben, gelten andere Anforderungen: Sie müssen einen Führerschein für die Klassen C1, C1E oder im besten Fall gleich Klasse C besitzen.
Expeditionsmobile mit maximalem Wohnkomfort sowie größtmöglicher Freiheit hinsichtlich Reiselänge und -umgebung liegen bei über 7,5 Tonnen. Eine Kleinfamilie findet darin komfortabel Platz. Küche, Sanitäranlagen und weitere Bestandteile des Innenraums sind großzügig ausgestattet. In dieser Gewichtsklasse rücken ganz neue Aspekte in den Fokus: Soll das Expeditionsmobil 2-achsig oder 3-achsig sein? Sollen zwei Motorräder oder gleich das Quad mitgeführt werden? Enge Passagen werden schnell zum Verhängnis und auch Sorgen bezüglich der Standfestigkeit der einen oder anderen Brücke sind durchaus begründet.
Als Basisfahrzeuge der schweren Expeditionsmobile werden meistens Modelle von MAN oder Mercedes genutzt. Fahrzeuge von MAN sind günstiger in der Anschaffung und entsprechend verbreiteter. Dafür punktet Mercedes mit einem besseren Servicenetz. Auch ein kleines Auto, ein Quad oder das Motorrad lassen sich ohne große Anstrengung im oder als Anhänger hinter dem Expeditionsmobil mitführen. Hinsichtlich der Führerschein-Anforderungen führt bei Expeditionsfahrzeugen über 7,5 Tonnen kein Weg mehr an der Klasse C oder CE vorbei. Damit einher geht eine Gesundheits- und Augenuntersuchung, die alle 5 Jahre zur Verlängerung der Fahrerlaubnis nötig ist.
Ein Expeditionsfahrzeug schlüsselfertig mit Allrad gibt es neu vom Hersteller ab 80.000 Euro. Größere Fahrzeuge auf Transporter- bzw. LKW-Basis kosten schnell einige hunderttausend Euro. Je größer, aufwendiger, luxuriöser und individueller, desto teurer - wobei nach oben kaum preisliche Grenzen gesetzt sind.
In der Preiskategorie unter 100.000 Euro handelt es sich ausschließlich um Fahrzeuge der unteren Gewichtsklasse. Hier beeinflussen insbesondere die folgenden beiden Faktoren den Preis:
Für erschwinglichere Preise lohnt sich ein Blick auf den Gebrauchtwagenmarkt. Wer etwas Geduld mitbringt, hat durchaus die Möglichkeit, einen günstigen Offroad-Camper zu ergattern.
Neufahrzeuge beherbergen ein gewisses Risiko für Kinderkrankheiten. Die ersten tausend Kilometer im Expeditionsmobil bieten Antworten auf die folgenden Fragen:
Hat ein Expeditionsmobil erstmal ein paar Reisen hinter sich, kann der Besitzer bereits aus Erfahrungen lernen und das Reisemobil bei Bedarf optimieren. Neben dem grundsätzlich niedrigeren Anschaffungspreis dient dies als weiterer Faktor, der den Kauf gebrauchter Expeditionsmobile attraktiv macht. Hinzu kommt: Ein gebrauchtes Expeditionsfahrzeug ist sofort verfügbar und geht nicht erst nach einer Wartezeit von bis zu zwei Jahren in Produktion.
Es gibt zahlreiche Hersteller von Expeditionsmobilen, genauso wie individuelle Konfigurationsmöglichkeiten. Zu den bekanntesten Herstellern zählen Unicat, Woelcke, Bimobil, Orangework, Action Mobil und Bocklet.
Es lohnt sich, zum Beispiel auf Messen, wie z. B. der CMT, Abenteuer Allrad oder der Adventure Northside bzw. Southside die Offroad-Wohnmobile der verschiedenen Hersteller und Manufakturen anzuschauen und so eine Vorentscheidung zu treffen.
Im Folgenden eine Übersicht von einigen Herstellern und beliebten Modellen 2022:
Hersteller | Kategorie | Modell + Basisfahrzeug | Preis |
---|---|---|---|
Woelcke | 4,3 t | Mercedes G-Klasse Professional | ab 109.000 Euro |
Woelcke | 7,5 t | Unimog 435 | ab 100.000 Euro |
Bimobil | 7 t | EX 420 auf Iveco Daily | ab 210.620 Euro |
Bimobil | 10,5 t | EX 480 auf Mercedes Atego | ab 244.580 Euro |
Orangework | 3,05 t | Land Rover Defender 110Tdi | Auf Anfrage |
Unicat | 18 t | TerraCross55 - comfort plus auf MAN TGM | Auf Anfrage |
Bocklet | 8,8 t | Dakar U690 auf Unimog 4023 | Auf Anfrage |
Ratsam ist die Wahl einer hellen Farbe. Tatsächlich gibt es gemäß Tests einen direkten Zusammenhang zwischen der Außenfarbe eines Expeditionsmobils und der Temperatur im Innern der Wohnkabine. Je heller die Farbe des Fahrzeugs, desto kühler ist es im Innenraum.
Aufwendige Folierungen oder spezielle Lackierungen in dunkler Farbe sind deshalb nicht nur kostspielig, sondern gleichermaßen kontraproduktiv. Brennt die Sonne vom Himmel, reflektieren weiße bzw. helle Farben das Licht – dunkle Farben dagegen absorbieren die Sonnenstrahlen und setzen die so erhaltene Energie in Wärme um.
Tipp zur Lackierung von Expeditionsmobilen
Wer auf Bunt nicht verzichten mag, hat die Möglichkeit, das ohnehin schlecht einsehbare Dach seines Expeditionsmobils beispielsweise weiß zu lassen und nur die Seitenpartie mit dunkleren Farben oder bunten Akzenten zu gestalten. Einen ebenfalls schönen Kontrast zum hellen Grundton können getönte Scheiben bilden – das ist jedoch zweifelsfrei Geschmacksache.
Mit einem Expeditionsmobil lassen sich die abgelegensten Flecken der Erde erkunden – in freier Wildbahn und fernab von den Zwängen der Zivilisation wird der Traum einer Abenteuerreise zur Realität. Nachdem die Entscheidung für ein Expeditionsmobil gefallen ist, gilt es noch viele Fragen nach Größe, Gewicht, Aufbau und Zubehör zu klären. Aufgrund der hohen Investitionskosten ist es lohnenswert, sich vor dem Kauf ausführlichen Expertenrat einzuholen. Hier bietet sich der Besuch von Messen an. Zudem kannst du von den bereits gesammelten Erfahrungen anderer Expeditionsmobil-Besitzer profitieren, beispielsweise in Foren. Am meisten wirst du jedoch unausweichlich aus deinen eigenen Erfahrungen lernen – lass das Abenteuer beginnen!