Wie es der Name schon erahnen lässt, beeinflusst die Bremsflüssigkeit den Bremsvorgang. Es handelt sich um eine hydraulische Flüssigkeit. Mithilfe dieser wird die Kraft, welche die Motorradfahrer über den Bremshebel ausüben, zur Radbremse übertragen. Die Bremshebel befinden sich in der Regel am Lenker sowie über der rechten Fußraste des Fahrers.
Um ein sicheres Fahren mit der optimalen Bremswirkung zu ermöglichen, empfehlt sich im Allgemeinen, den Wechsel der Bremsflüssigkeit von Fachpersonal durchführen zu lassen. Bei dem Vorgang wird die Bremsanlage entlüftet, die richtige Flüssigkeit nachgefüllt und die alte Flüssigkeit fachgerecht entsorgt. Doch je nach Bremssystem und Vorerfahrung ist der Wechsel auch eigenhändig möglich. Wie die Bremsflüssigkeit ausgetauscht wird, erläutern wir im Abschnitt „Bremsflüssigkeit selbst wechsel.".
Der Wechsel der Bremsflüssigkeit bei Motorrädern fällt alle 24 Monate an. Für Vielfahrer oder häufige Nutzer des Rennbetriebs bietet sich der jährliche Austausch an, damit das Bremssystem auch weiterhin ohne Probleme funktioniert. In manchen Fällen ist der Wechsel also auch häufiger notwendig. Wenn die Bremsen schwammig,der Druckpunkt weich und die Bremswege lang sind, sollten Motorradfahrer die Bremsflüssigkeit zügig austauschen. Gut erkennbar ist der Frischegrad der Bremsflüssigkeit auch an der Farbe. Frische Flüssigkeit ist an ihren bunten Farben erkennbar (hellgelb, hellblau, hellrot oder beige). Nach einiger Zeit wird die Farbe trüb, gar grau bis schwarz. Ist dies der Fall, so ist es empfehlenswert, die Bremsflüssigkeit aufzufrischen.
Das Bremssystem ist zwar ein geschlossenes System, dennoch ist das regelmäßige Austauschen der Bremsflüssigkeit unabdingbar. Sie ist nämlich hygroskopisch, das heißt, sie nimmt Wasser auf. Je älter die Bremsflüssigkeit ist, desto mehr Wasser kann sie aus der Luft aufnehmen. Dadurch sinkt die Temperaturstabilität, wodurch sie früher zu kochen beginnt.
Unter Hitzeeinwirkung können sich dann Dampfblasen bilden, was unter Umständen gefährlich sein kann: Die Bremsen können versagen, sobald sie zu stark aufheizen (etwa steile Passabfahrten, Rennbetriebe, lange Fahrten). Woran das liegt? Die Dampfblasen sind komprimierbar, wodurch der notwendige Druck vom Bremshebel nicht an den Bremskolben weitergeleitet wird. Der Bremshebel lässt sich dann nahezu komplett durchdrücken, doch die Bremswirkung ist gleich null. Es droht Lebensgefahr, wenn die Bremswirkung nachlässt oder gar aussetzt. Daher ist der regelmäßige Wechsel der Bremsflüssigkeit unumgänglich.
Ist die Bremsflüssigkeit neu, so weist sie einen Trockensiedepunkt auf, da noch kein Wasser enthalten ist. Der Siedepunkt befindet sich über 200 Grad und variiert je nach Bremsflüssigkeit.
Liegt hingegen ein Nasssiedepunkt vor, so befindet sich die Bremsflüssigkeit schon länger im Bremssystem. Hier wird von einer Sättigung von 3,5 Prozent Wasser gesprochen, wodurch sich der Siedepunkt verschiebt. Das Wasser beginnt eher zu kochen, wodurch diese Verschiebung bereits bei 150 Grad geschehen kann. Bei Notbremsungen, langen Fahrten und Steilpässen ist dieser Punkt schnell erreicht.
Die jeweiligen Kosten beim Wechsel der Bremsflüssigkeit hängen vom Motorradtypen sowie vom Bremssystem ab. Sie belaufen sich auf durchschnittlich 45 bis 100 Euro und setzen sich auf der Bremsflüssigkeit (15 bis 30 Euro) und der anfallenden Arbeitszeit (30 bis 60 Euro) zusammen. Hinzu kommt häufig die Entsorgungspauschale der alten Bremsflüssigkeit (5 bis 10 Euro). Wer sich für den Wechsel in einer Werkstatt entscheidet, profitiert nicht nur von der Durchführung durch Fachpersonal, sondern umgeht obendrein die Entsorgung des Altfluids.
So viel kostet das selbstständige Wechseln der Bremsflüssigkeit
Das selbstständige Wechseln der Bremsflüssigkeit schlägt mit etwa 3 bis 10 Euro zu Buche.
Je nach Erfahrung und Bremssystem ist der Bremsflüssigkeitswechsel auch eigenhändig möglich. Doch Vorsicht: Wende dich bei eventuellen Unsicherheiten lieber an Fachpersonal in deiner Nähe und lasse dir den Vorgang zunächst zeigen.
Erforderliche Arbeitsutensilien:
Folgende Arbeitsschritte müssen beim Wechsel von Motorrädern ohne Antiblockiersystem (ABS) beachtet werden:
Das Motorrad vor der Bremsflüssigkeit schützen
Vor dem Wechsel oder der Nachfüllung der Bremsflüssigkeit ist es wichtig, das Motorrad vor Spritzern zu schützen. Die Bremsflüssigkeit ist aggressiv und würde den Lack angreifen. Insofern die Maschine doch einen Spritzer abbekommt, sollte die Flüssigkeit rasch mit Wasser neutralisiert werden.
Während des Entlüftens ist es ratsam, dass du den Füllstand der Bremsflüssigkeit im Blick behältst. Diese darf niemals das Minimum unterschreiten beziehungsweise das Maximum überschreiten. Andernfalls dringt Luft in das System ein. Der Wechsel zu zweit ist ratsam, da so die Überwachung der vielen Arbeitsschritte leichter fällt. Nach dem Wechsel wird das Ablassventil mit reichlich warmem Wasser gereinigt. Auch der Einsatz von Spülmittel ist empfehlenswert, um wirklich alle Reste der Bremsflüssigkeit zu entfernen.
Wer sich für einen Schlauch mit Ventil entscheidet, muss das Ablassventil nicht ständig öffnen und schließen. Hier reicht das einmalige Öffnen, da das Ventil im Schlauch beim Loslassen der Handbremse automatisch schließt. Die im Schlauch enthaltene alte Bremsflüssigkeit wird also nicht wieder zurückgepumpt, sondern wie gewollt in den dafür vorgesehenen Behälter abgeleitet.
Einsatz von im Ablassventil gegen Rücklauf
Einige Firmen haben in das Ablassventil eine Kugel eingebaut, die rein technisch wie der Schlauch mit dem zusätzlichen Ventil funktioniert. Wird die Bremsflüssigkeit herausgepumpt, drückt es die Kugel nach außen. Das verhindert den Rücklauf zuverlässig.
Alternativ gibt es Bremsleitungen mit einem äußerst geringen Querschnitt. Hier steigen die Luftblasen, die eigentlich abgeleitet werden, beim Loslassen der Bremse sofort wieder nach oben. Bei diesen Systemen ist es äußerst schwierig, das Bremssystem richtig zu entlüften. Mithilfe von Unterdruck ist dies jedoch kein Problem. Die Anbringung des Systems mit Schlauch, Behälter und Pumpe erfolgt am Ablasssystem. Darüber wird dann die Bremsflüssigkeit aus dem Bremssystem gezogen. Oben kannst du dann gleichzeitig neue Bremsflüssigkeit nachgießen, insofern die Standanzeige unter das Minimum fällt.
Bei den meisten Motorradrädern sind Bremsflüssigkeiten in den Qualitäten DOT 3 (United States of Transportation) oder DOT 4 vorgeschrieben. DOT 3 hat im Neuzustand einen Siedepunkt von 205 Grad, DOT 4 liegt mit 230 Grad etwas darüber und bei DOT 5/5.1 liegt der Siedepunkt bei 260 Grad.
DOT 3 eignet sich auch für die Verwendung bei Oldtimern. Wer DOT 3 nutzt, darf dieses jedoch keinesfalls mit DOT 4 mischen. DOT 4 eignet sich für die meisten modernen Motorradmodelle. Von Motul und einigen anderen Herstellern gibt es eine DOT 3/ DOT 4 taugliche Bremsflüssigkeit. Reine DOT 3 und DOT 4 Flüssigkeiten sollest du hingegen nicht vermischen.
Insofern das eigene Bremssystem nicht nach einer DOT 5 Flüssigkeit verlangt, raten wir von dieser Flüssigkeit ab, da sie auf Silikonbasis beruht. Diese ist nicht ideal für Motorräder mit ABS.
Je höher, desto besser?
Die Bremsflüssigkeiten sind mit aufsteigender Nummer nicht automatisch besser. Es ist wichtig, die für das eigene Bremssystem benötigte Flüssigkeit zu wählen, um die besten Voraussetzungen beim Bremsen zu schaffen.
Bremssysteme mit Assistenzsystemen, beispielsweise ABS, benötigen häufig DOT 5.1 oder Bremsflüssigkeiten mit Sonderbezeichnungen. Der Hintergrund ist jener, dass die Viskosität der Flüssigkeit stets gleichbleibend sein muss, damit die Sensoren des ABS bei Temperaturschwankungen immer gleich angesprochen werden. Bei anderen Systemen hingegen ist es nicht so wichtig, ob die Bremsflüssigkeit mal etwas dicker und mal etwas dünner ist. Der Wechsel der Flüssigkeit in einer Werkstatt wird empfohlen, insofern ABS oder andere Spezialsysteme vorhanden sind.
Woher weiß ich, welche Bremsflüssigkeit ich benötige?
Der Hinweis zur passenden Bremsflüssigkeit befindet sich meistens auf dem Schraubverschluss des Bremsflüssigkeitsbehälters. Es lohnt sich übrigens, eher kleine Packungen der Flüssigkeit zu kaufen, da diese nicht lange gelagert werden kann.
Louis und andere Verkaufsstellen bieten nicht nur Bremsflüssigkeiten für Motorräder an, sondern nehmen die gebrauchte Bremsflüssigkeit auch entgegen. Die Geschäfte dürfen alte Bremsflüssigkeit jedoch nur entgegennehmen, wenn sie sich in geeigneten Gebinden wie beispielsweise alten Behälters befinden.
Der Bremsflüssigkeitswechsel bei Motorrädern erfolgt in regelmäßigen Intervallen. Ob durch Fachpersonal oder eigenständig in der Garage, mit dem richtigen Know-how sorgt der Vorgang für ein sicheres und punktgenaues Bremsen. Entscheidend bei der Vorgehensweise des Wechsels sind das vorhandene Bremssystem sowie der Fahrzeugtyp. Wer ein Fahrzeug mit Integralbremsen fährt, sollte den Wechsel der Bremsflüssigkeit zwingend beim Hersteller durchführen lassen. Hierfür sind besondere Werkzeuge und Arbeitsschritte notwendig. Bei herkömmlichen Systemen ist das Wechseln jedoch nicht schwer. Besondere Ventile erleichtern die Arbeit, sodass die frische Bremsflüssigkeit binnen weniger Minuten einsatzbereit im Bremssystem ist. So kann die Motorradsaison sicher und mit gutem Gewissen beginnen.